Mein Beruf und auch dieses Blog bringen es mit sich, dass ich sowohl für Freunde, Bekannte und Nachbarn als auch mir unbekannte Blog-Leser Ansprechpartner und Berater in jeglicher medizinischer Hinsicht werde. Egal, ob es sich dabei um die Erstellung von Diagnosen, Fragen zu irgendwelchen Krankheitsbildern oder fragliche Fehler von Kollegen, Ärzten oder wem auch immer handelt, man konsultiert mich eben immer mal wieder.
Auch wenn mich einige dabei gerne als Experten ansehen, da ich ja einen medizinischen Beruf ausübe, bin ich es sicherlich nicht. Hätte ich Medizin studiert sähe das vielleicht noch etwas anders aus, aber ich bin “einfacher” Rettungsassistent und mein Wissen daher auch ziemlich beschränkt.
Gerade die Beurteilung von mir fremden Kollegen, Leitstellendisponenten, Pflegepersonal etc ist eine äußerst heikle Sache, bei der ich mich sehr weit aus dem Fenster lehnen müsste. Der bloggende Arzt Medizynicus hat gerade erst einen Fall online gestellt, bei dem es um einen fraglichen Fehler des Pflegepersonals geht und auch mich erreichte vor einigen Tagen eine E-Mail, in der ich um Rat bezüglich des Vorgehens eines Leitstellendisponenten gefragt wurde.
Die Beurteilung eines fremden Falles ist aber natürlich sehr schwierig bis unmöglich, da man nicht die genauen Umstände kennt, den genauen Ablauf und auch nicht die üblichen Vorgehensweisen der betroffenen Leitstelle. Natürlich haben die Leitstellen in der Regel Indikationskataloge, die bei vielen Meldebildern regeln, wie zu verfahren ist. Aber ob da nun ein KTW geschickt wird, direkt das große Programm mit RTW und Notarzt oder einfach auf den ärztlichen Notdienst verwiesen wird, hängt vom jeweiligen Fall und der Einschätzung des Disponenten ab. Natürlich hätte bei dem ein oder anderen Einsatz vielleicht etwas anders laufen können, wenn der Disponent anders reagiert hätte. Die Frage ist nur, ob sich dann auch für den Patienten etwas gravierend geändert hätte.
Gerade bei Einsätzen mit Todesfolge fragt man sich natürlich, ob etwas anders oder besser hätte laufen können. Aber so im Nachhinein und aus der Ferne darüber zu urteilen ist wirklich alles andere als einfach, auch wenn das Verhalten des ein oder anderen Beteiligten vielleicht eher fragwürdig erscheint. Aber man war nicht selbst dabei und irgendwelche Vermutungen sind natürlich schnell in den Raum gestellt und verunsichern vielleicht nur noch um so mehr. Von daher halte ich mich damit eher zurück.
Wie denken denn meine bloggenden und mitlesenden Kollegen darüber?