Kasperles Großmutter oder: Märchenstunde mit Medizynicus

„Also,“ sage ich zu Paul, als wir in der Küche sitzen und beide einen Pott dampfenden Kaffee vor uns haben, „Was fällt Dir sonst noch zum Thema Synkopenabklärung ein?“
Paul zuckt die Schultern.
„Oder anders gefragt: Kennst Du den Räuber Hotzenplotz?“
„Äh… was hat das jetzt damit zu tun?“
„Eine ganze Menge. Also, Räuber Hotzenplotz. Du erinnerst Dich? Wer kommt da in der Geschichte vor?“
„Hmm. Der Räuber Hotzenplotz natürlich, der Wachtmeister Dimpfelmoser… und Kasperl und Seppel…“
„Donnerwetter. Du kennst Dich ja richtig aus. Hast Du etwa auch einen kleinen Neffen, der sich das Buch ständig vorlesen läßt?“
Paul wird ein wenig rot.
„Oder einfach nur ein gutes Gedächtnis? Gut. Ist ja bei Dir auch noch nicht ganz so lange her wie bei mir. Also. Hotzenplotz, der Kasperl und seine Großmutter. Du erinnerst Dich an Kaspers Großmutter?“
„Ja, da war was…“
„Kasperls Großmutter,“ doziere ich weiter, „die wird ja im Laufe der Geschichte mehrmals von Hotzenplotz überfallen. Und was passiert dann?“
Paul zuckt mit den Schultern. So gut hat er offenbar doch nicht aufgepasst.
„Kasperls Großmutter wird ohnmächtig. Immer wieder. Vor Schreck. Jedes Mal, wenn der Bösewicht wieder da war.“
Ich lehne mich zurück, grinse und trinke einen Schluck Kaffee.
„Womit wir beim Thema wären. Jetzt betrachten wir das Ganze mal von der medizinischen Seite. Was ist also mit Kasperls Großmutter los?“
„Eine Synkope?“ sagt Paul vorsichtig.
„Bingo! Eine Synkope. Oder mehrere. Anders ansgedrückt, Kasperls Großmutter hat mehrfach redidivierende Synkopen. Was würdest Du mit ihr machen?“
Paul schaut mich wortlos an.
„Also ich kann Dir sagen, was der Kasperl macht: Der hält ihr nämlich eine aufgeschnittene Zwiebel unter die Nase, davon muss sie dann niessen und wird wieder wach.“

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