„Das sind doch alles Verbrecher!“ schimpft Herr Krause und schnappt nach Luft, „Verbrecher sind das, hören Sie?“
Er ist blitzblau im Gesicht und sein Atem rasselt und pfeift. Ich stehe am Rand seines Krankenbettes und beuge mich über seinen linken Arm. Hinter mir ist ein Fernseher und die dramatische Stimme des Nachrichtensprechers verkündet die neuesten Horrormeldungen aus Japan.
Ich habe eine Staubinde um Herrn Krauses Arm gelegt und suche verzweifelt nach einer Vene. Zweimal habe ich schon daneben gestochen.
„…denen gehts doch nur ums Geld, gehts denen, nur ums Geld!“ keucht Herr Krause.
„Jaja,“ sage ich und traktiere seinen Unterarm mit leichten Schlägen er läßt es geschehen.
„…aber europäische Atomkraftwerke sind sicher, behaupten die, die explodieren nicht, höchstens in Tschernobyl, aber das ist ja auch schon fünfundzwanzig Jahre her…“
„Jetzt gibt’s mal einen Pieks!“ sage ich und steche zum dritten Mal zu. Er läßt es kommentarlos geschehen. Endlich! In meinem Röhrchen sprudelt Blut!
„…Ich hab das mitgekriegt, Junger Mann, wissen Sie, und ich war damals schon gegen diesen Mist…“
„Bitte Mal eine Minute feste draufdrücken!“ sage ich, ziehe die Nadel wieder heraus, presse einen Tupfer auf die Wunde und klebe einen Pflasterstreifen darüber. Herr Krause nickt und schaut weiter in Richtung Bildschirm. Schnell verlasse ich das Zimmer.