Japan: Verstrahlte Lebensmittel und die Folgen

Nach der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi steigt die Strahlenbelastung in Japan immer weiter an. Freigesetzte radioaktive Stoffe können jedoch nicht nur über die Luft in den menschlichen Körper gelangen, sondern auch über die Nahrung. Mittlerweile hat sich herausgestellt: Lebensmittel aus der Katastrophenregion sind radioaktiv belastet. Doch um welche Lebensmittel geht es genau und was bedeutet die Verseuchung für die Gesundheit der japanischen Bevölkerung? Und: Besteht eine Gefahr für Verbraucher in Deutschland?

sushi

© Paul-Georg Meister/pixelio.de

Belastete Lebensmittel in Japan

Radioaktive Stoffe wurden bereits im Spinat und in der Milch in der Region rund um das betroffene AKW nachgewiesen. Auch das Trinkwasser und der Boden sind belastet. Die japanische Regierung sprach ein Lieferverbot für Milch und verschiedene Gemüsesorten für die vier Präfekturen Fukushima, Ibaraki, Tochigi und Gunma aus. In Tokio sollen Babys und Kleinkinder kein Leitungswasser mehr trinken, da darin radioaktives Jod gefunden wurde.

Die Werte der Strahlung sind sehr unterschiedlich. Meist ergaben die Messungen leicht erhöhte Werte. In einigen Fällen war die radioaktive Belastung jedoch deutlich erhöht. 100 Kilometer südlich von Fukushima beispielsweise enthielt eine Spinat-Probe 54 000 Becquerel radioaktives Jod (Jod 131) und knapp 2000 Becquerel Cäsium 137 pro Kilogramm. Zum Vergleich: Die Grenzwerte liegen in Japan bei 2000 Becquerel für Jod und bei 500 Becquerel für Cäsium.

Durch die Verseuchung entsteht ein Teufelskreis, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt: Die Pflanzen (z.B. Salat, Pilze und Frühlingszwiebeln) nehmen die Radioaktivität auf und geben sie an die Menschen, von denen sie verzehrt werden, weiter. Auch die Landwirtschaft ist betroffen: Frisst das Vieh belastetes Gras, so reichern sich die radioaktiven Stoffe in der Milch und im Fleisch der Tiere an. Zudem gelangen die radioaktiven Partikel über Niederschlag in den Pazifik, wo Fische sie gegebenenfalls aufnehmen. Über die Nahrungskette landen die Stoffe dann wieder beim Menschen.

Verstrahlte Nahrung gefährdet die Gesundheit

Verzehrt ein Mensch radioaktiv verseuchte Nahrung, ist seine Gesundheit stark gefährdet. Jod 131 sammelt sich in der Schilddrüse an und kann zu Schilddrüsenkrebs führen. Dagegen können sich die Japaner jedoch gegebenenfalls mit Jodtabletten schützen. Zudem zerfällt Jod 131 recht schnell, denn es hat eine Halbwertzeit von nur acht Tagen.

Bei Cäsium 137 sind die Folgen langfristiger: Die Halbwertzeit beträgt bis zu 30 Jahre, d.h., nach 30 Jahren ist das Cäsium erst zur Hälfte abgebaut. Der radioaktive Stoff kann somit sehr lange im menschlichen Körper wirken und dort Schaden anrichten. Doch nicht nur das, auch Pflanzen und Tiere können über diesen langen Zeitraum hinweg verseucht werden: Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl im Jahr 1986 lassen sich beispielsweise auch heute noch Strahlen in Pilzen, im Gemüse und im Fleisch von Wildschweinen in den betroffenen Gebieten nachweisen. Die Konsequenzen sind schwerwiegend, denn Cäsium 137 lagert sich unter anderem in Muskeln ein und kann z.B. Leukämie (Blutkrebs) verursachen.

Keine Gefahr in Deutschland erwartet

Die Angst der Japaner vor den Folgen der Verstrahlung ist also durchaus berechtigt. Doch was bedeutet das für die Verbraucher in Deutschland? Müssen wir jetzt auf den Verzehr von Sushi, Reis und grünem Tee verzichten? – Bislang sehen Experten keine Gefahr. Japanische Produkte, die man in deutschen Supermärkten kaufen kann, kommen nämlich nicht zwangsläufig aus Japan: Im Jahr 2010 führte Deutschland beispielsweise über 900.000 Tonnen Fisch ein, hauptsächlich aus dem Nordatlantik. Nur etwa 60 Tonnen davon stammen aus Japan. Zudem zeigte der Atomunfall in Tschernobyl, dass sich radioaktive Stoffe in gut durchströmten Meeren schnell verdünnen. Forscher gehen davon aus, dass das auch im Pazifik der Fall sein wird und die Stoffe innerhalb kürzester Zeit nicht mehr messbar sein werden.

Hinzu kommt, dass Japan derzeit aufgrund der Krise fast keine Lebensmittel exportiert. Zudem bezieht Deutschland insgesamt nur eine verschwindend geringe Menge an Lebensmitteln aus Japan. Bei diesen Importen handelt es sich hauptsächlich um Spezialitäten wie Würzsoßen und Grünem Tee. Grünen Tee erhält Deutschland jedoch überwiegend aus China, Indonesien und Indien.

Die aus Japan stammenden Produkte, die man derzeit im Handel kaufen kann, wurden lange vor dem Unfall geerntet und sind damit unbelastet. Doch was geschieht nach der nächsten Ernte? – Dann ist es möglich, dass grüner Tee zum Beispiel belastet ist. Auch dann geben Experten allerdings Entwarnung, denn Lebensmittel werden in Deutschland sehr streng kontrolliert. Nach der Katastrophe in Tschernobyl sind für Lebensmittel, die in Europa auf den Markt kommen, Grenzwerte bezüglich der radioaktiven Belastung einzuhalten, das gilt auch für Importe. Derzeit wird Ware aus Ostasien in Europa bereits verstärkt kontrolliert – beruhigend für Deutschland, hinsichtlich der Lebensmittelbelastung in Japan zeigte sich die  Weltgesundheitsorganisation WHO allerdings “stark besorgt”.

Weitere Informationen zum Thema bietet das Bundesamt für Strahlenschutz.

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