Da sitze ich also am Feierabend mit einer Flasche Bier vor der Glotze…
nicht anders als Opa Müller, den wir gestern entlassen haben und dessen Leben sich weitgehend um Essen auf Rädern, die zweimal am Tag klingelnde Dame vom Pflegedienst und das Bier vor der Glotze dreht.
Die Glotze läuft dort übrigens von morgens bis abends und wie viel Bier er in dieser Zeit vertilgen kann, weiß ich nicht, aber wenn es mal wieder zu viel geworden ist und er im Suff kollabiert ist, dann ist er wieder bei uns.
Und da er seit jeher eine lange Liste an Diagnosen mit sich herumschleppt, ist es auch nie ein Problem, daraus etwas passendes zu finden um seinen Aufenthalt für ein paar Tage zu rechtfertigen. Fünf bis sieben Tage darf er bleiben, länger nicht, sonst macht die Verwaltung Stunk, dann gibt’s nämlich probleme mit der maximalen Verweildauer, Dieh-Ahrr-Dschie, Ihr wisst schon. Also müssen wir Opa Müller immer wieder rechtzeitig nach Hause schicken, zurück zu Glotze, Feinripp-Unterhemd und Bier.
Warum ich das Ganze hier erzähle?
Vor fünfzig Jahren war Opa Müller auch mal jung.
Und in spätestens fünfzig Jahren bin ich auch ein Opa Müller… und dann sitze ich im Unterhemd mit einer Flasche Bier vor der Glotze….
so wie heute.
- Dank an Annette, deren Post mich nachdenklich gemacht hat.