Balthasar und die Grünen Männchen

„Ja, wo isser den jetzt?“ fragt Jenny.
Nach der polizeilichen Blutentnahme habe ich mich erstmal auf einen Becher Kaffeeplörre in die Küche verzogen. Natürlich weiß ich, dass Balthasar nebenan auf mich wartet, aber wer sich nicht zu schade ist, die Ressourcen des Gesundheitswesens derarzt schamlos ausnunutzen, der muss auch warten können.
„In der Kabine ist er nicht!“ sagt Jenny.
„Keine Ahnung, wo der steckt!“
Und das ist mir auch ziemlich egal, ehrlich gesagt.
„Vielleicht am Klo?“
Jenny nimmt sich ebenfalls einen Kaffee. Die Nacht war ziemlich stressig gewesen.
„Wie lange hast Du noch?“
Ich schaue auf die Uhr.
„Zwei Stunden.“
„Wir haben schon in einer Stunde Übergabe!“
„Ihr Glücklichen!“
Ich nehme mir eine herumliegende Frauenzeitschrift.
„Sag mir Bescheid, wenn Balthasar wieder aufkreuzt!“
Oder auch nicht. Soll der doch bleiben, wo der Pfeffer wächst.
Jenny trinkt ihren Kaffee aus und geht wieder nach nebenan, eine Weile lang höre ich sie dort mit irgendwelchen Geräten hantieren, offenbar räumt sie auf. Ich blättere gähnend in der Frauenzeitschrift.
Dann kommt Jenny grinsend zurück und legt mir wortlos ein Stück Papier auf den Tisch.
„Lieber Benno,“ steht darauf, „War nett, Dich wiederzusehen. Brauche Luftveränderung. Viele Grüße, Balthasar“
„Das heißt, er ist entgültig weg?“ frage ich.
„Scheint so,“ sagt Jenny, „dabei hatte er doch einen akuten Bandscheibenvorfall…“
Ich denke nach muss ebenfalls grinsen.
„Vergiss die Bandscheibe! Was er hat, ist offenbar eine Allergie gegen Grüne Männchen!“
Wahrscheinlich hängt auch sein Bedürfnis nach Luftveränderung aus der großen Stadt irgendwie damit zusammen, denke ich. Würde mich ja wirklich interessieren, was er diesmal ausgefressen hat.
Aber ich kann noch nicht wissen, dass es nicht lange dauern wird, bis ich ihn wiedersehen werde..

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