„Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Diese Empfehlung hat sicherlich jeder schon oft gehört. Wenn es um das Thema Sexualität oder sexuell übertragbare Infektionen geht, kann es allerdings leicht sein, dass ein Arzt in Verlegenheit kommt. Dabei wünschen sich viele Schwule und Lesben, dass sie in der Praxis über ihre sexuelle Orientierung offen sprechen können.
Wie kann man also Ärzte und Ärztinnen befähigen, genau über diese Themen zu reden? Dieser Frage ging heute ein gut besuchter Workshop nach. „Wenn ich über schwule Sexualität reden will, muss ich auch über schwule Sexualität Bescheid wissen“ sagt dazu die Ärztin Gabi Jung, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und dazu viele Studien gesichtet hat.
Ergebnis: Es fehlt nicht nur das Wissen, es geht auch um die Frage: Wie spreche ich solche Themen an? „In meiner Ausbildung habe ich das nicht gelernt“ sagt dazu einer der anwesenden Ärzte. „Fragen Sie mich doch einfach“ kontert eine andere Stimme aus dem Publikum.
Doch so einfach ist es nicht. Deswegen bietet die Deutsche AIDS-Hilfe neuerdings Seminare für Ärzte und Ärztinnen an. Dort werden einerseits Kenntnisse über schwule Sexualität vermittelt, dort wird aber auch ganz praktisch geübt, wie man mit Patienten über Sexualität ins Gespräch kommen kann.
Ins Gespräch gekommen bin ich heute auch mit etlichen Besuchern des Kongresses. Ich habe sie gefragt, warum sie zum Kongress gekommen sind und was für sie bisher am Interessantesten war. Für Michael aus Wuppertal war es ein Vortrag zum Thema „Vorzeitiges Altern durch die HIV-Infektion“. Besonders spannend war für ihn die Frage, was man tun kann, um diesem Phänomen entgegen zu wirken.
Doreen von der AIDS-Hilfe Hamburg war am meisten von einem Workshop zum Thema „Mädchen und junge Frauen mit HIV“ angetan. Für Hildegard aus Lübeck, die für das Netzwerk „positiv und hetero“ angereist ist, geht es um die Kontakte mit anderen Positiven und um die unmittelbare Erfahrung. „Es ist doch etwas ganz anderes, wenn ich das alles hier selbst miterlebe, als nur im Nachhinein darüber zu lesen“.
Das kann Herr Bock nur bestätigen!