bahnhöfe haben keine telefonnummern (ot)

da ich gerade etwas frei hatte, gibts nur wenig praxiseinträge. auch dies hier ist off topic.

ok, es war meine schuld. wer lässt auch sein portemonnaie im zug liegen. aber wenn man schnell aufsteht, um die kinder mitsamt ehefrau zu schnappen, um auszusteigen, die koffer und die spannende aktuelle ausgabe der zeit nicht zu vergessen – dann bleibt auch mal was auf der strecke.

frau: „guten tag, service-hotline der deutschen bahn, was kann ich für sie tun?“
ich: „guten tag, hallo, hier ist kinderdok aus gensenhausen, ich hätte gerne die nummer des hauptbahnhofs gensenstadt.“
service-hotline-frau: „die kann ich ihnen nicht geben. die gibts gar nicht.“
ich: „wie jetzt? ich kann nicht den bahnhof in gensenstadt anrufen?“
service-hotline-frau: „nein, natürlich nicht.“
ich: „wissen sie, ich habe gerade mein portemonnaie im regionalexpress von mainertshafen nach gensenstadt liegen gelassen. ich bin aber schon in gensenhausen ausgestiegen, der zug fährt jetzt demnächst in gensenstadt ein.“
service-hotline-frau: „ja, und?“
ich: „aber da könnte man doch im zug schauen, ob das portemonnaie noch da liegt. ich kenn auch noch den wagen. es war der letzte waggon, und die nummer des regionalexpress ist … „
service-hotline-frau: „guter mann, wie stellen sie sich das vor? sollen wir jetzt den bahnhof anrufen, damit die den zug verständigen, damit da ein schaffner schaut, oder was?“
ich: „äh… ja?“
service-hotline-frau: „nein.“ virtuelles heftiges kopfschütteln. „nein, nein. das geht nicht. da könnt ja jeder kommen.“
ich: „ja? wollen das so viele? aber die chance wäre doch jetzt noch ziemlich gut, das portemonnaie zu finden.“
service-hotline-frau: „mag ja sein. aber das geht nicht. der zug fährt doch auch gleich wieder ab.“
ich: „ja? das war eigentlich die endstation.“
service-hotline-frau: „wenn der zugbegleiter durchgeht, wird er das portemonnaie schon finden.“
ich: „oder jemand anderer. ich saß jetzt zwei stunden in dem zug mit meiner familie, und in der zeit kam keiner durch.“
service-hotline-frau: „kann gar nicht sein.“
ich: „mmh. also da gibt es wirklich keine möglichkeit?“
service-hotline-frau: „bahnhöfe haben keine telefonnummern.“
ich: „alles klar.“
service-hotline-frau: „ich kann ihnen aber gerne die servicenummer der fundservice-hotline der deutschen bahn station und service geben. da können sie ihre verlustmeldung aufgeben.“
ich: „na, dann machen sie mal.“
service-hotline-frau: „das ist die blablabla. kann ich ihnen noch mit irgendetwas anderem helfen? waren sie zufrieden mit unserem service?“
ich: „ganz ehrlich? nein… aber da können sie ja auch nichts für.“

ich habe dann die servicenummer der fundservice-hotline der deutschen bahn station und service angerufen (nur 2,99 € pro minute) – bis jene dame wiederum meinen namen und die adresse durchbuchstabiert hatte, einschließlich der angaben meines portemonnaies („war die kreditkarte von blauer farbe oder roter? gibt es da ein symbol oder ähnliches drauf?“ – „sie war gold. und da steht mastercard drauf!“) – war ich ein kleines vermögen los. ich freue mich schon auf die bearbeitungsgebühr, wenn sie mein portemonnaie wirklich wiederfinden.

ich glaube, in manchen realitäten dieses lebens bin ich immer noch sehr naiv.

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