Mit Unterzuckerung im Krankenhaus (Teil 2)

Jetzt ist Herr Krause also in der Notaufnahme angekommen.
Wir erinnern uns: er war kollabiert, bewusstseinsmäßig etwas eingetrübt und Ursache hierfür war ein niedriger Blutzuckerspiegel bei bekanntem Diabetes und entsprechender Medikation. Nach intravenöser Gabe von Glucose ist der Blutzuckerspiegel jetzt wieder hoch genug und der Patient ist wohlauf.
„Lasst mich wieder nach Hause!“ sagt er.
Ich schüttele den Kopf.
„Erst machen wir noch ein paar Tests. Wenn die in Ordnung sind, können Sie nach Hause!“
Die Rettungsdienstler verabschieden sich.
„Ich will aber keine Tests!“ sagt Herr Krause.
„Aber wir wollen doch sicher sein, dass Sie keinen Schlaganfall haben. Oder eine Hirnblutung. Oder eine gefährliche Herzrhythmusstörung!“
„Hab ich alles nicht!“ murmelt Herr Krause, aber er läßt es mit sich geschehen.
Um Schlaganfall oder Hirnblutung auszuschließen, müssen wir ein Schädel-CT machen. Das kostet Geld. Es lohnt sich nur, wenn der Patient stationär aufgenommen wird. Sonst ist es für das Krankenhaus ein Minusgeschäft.
„Ich will aber nicht über Nacht bleiben!“ sagt Herr Krause.
„Aber schauen Sie mal, Herr Krause, es ist doch nur zur Beobachtung. Falls irgendwas passiert, wissen Sie? Außerdem können wir dann morgen noch ein weiteres EKG schreiben um wirklich sicher zu sein…“
Herr Krause läßt auch dies mit sich geschehen. Und auch am nächsten Tag wird er nicht nach Hause gehen. Er wird mindestens zwei bis drei Tage bei uns bleiben. Die Krankenkasse will das so. Denn bliebe er nur eine Nacht, würde die Krankenkasse argumentieren, er hätte ja auch gar nicht bleiben müssen und man hätte das CT auch ambulant machen können.
Also vertreiben wir ihm die Zeit mit ein paar weiteren diagnostischen Spielchen: Herzecho, Langzeit-EKG, vielleicht auch Carotisdoppler und Belastungs-EKG. Das übliche sogenannte „Synkopen-Programm“ also. Da kommt zwar voraussichtlich nichts bei raus, aber darum geht es ja nicht…

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