Altenheime haben ja ab und zu ziemlich merkwürdige Hygienevorschriften. Da wird vom einen MRSA-Patientenzimmer in das andere Patientenzimmer ohne Schutzkleidung oder Desinfektion marschiert, der Noro-Virus-Verdächtige liegt mit dem bisher Topfitten zusammen auf dem Zimmer und der MRSA-Nasen-Rachenraum-Patient liegt ohne weiteres beim MRSA-Wundinfizierten auf dem Zimmer…und nachher wundert man sich, warum das ganze Haus von oben bis unten verseucht ist.
Letztens aber hatten wir einen Fall, da wäre ich am liebsten nachher durch die Decke gegangen und hätte mich zumindest persönlich beschwert:
Wir wurden mit unserem RTW zu einer gestürzten Dame im Altenheim gerufen, gemeldet war ein Sturz im Zimmer, nun hatte die Patientin eine kleine Kopfplatzwunde. Die Kopfplatzwunde musste natürlich im Krankenhaus versorgt werden.
Bei der Anamnese stellten wir die üblichen Fragen nach dem letzten Krankenhausaufenthalt und der Krankenvorgeschichte. Aufgrund der fehlenden Schutzmassnahmen vor der Tür sicherten wir uns nur kurz ab, dass die Patientin keine Infektionskrankheiten hatte.
Da die Patientin vorgestern aus dem örtlichen Krankenhaus entlassen wurde, ließen wir auch den Arztbrief im Heim und machten uns mit der Patientin auf den Weg.
Nichtsahnend übergaben wir dann die Patientin in der chirurgischen Abteilung dem Nähmeister und begaben uns zum Einsatzbereit machen in die Fahrzeughalle.
Kaum dort angekommen, kam auch ein kleiner, grüner Kobold der Aufnahmepfleger hinter uns her, mit hochrotem Gesicht und ranzte uns an, warum wir denn nichts von der bekannten, bestätigten Noro-Virus-Infektion gesagt hätten. Die Patientin wäre vorgestern stationär entlassen worden und hätte dabei Noro-Virus nachgewiesen bekommen.
Unser freundlicher Hinweis, dass wir selber diese doch eventuell wichtige Information gar nicht hatten, brachte uns nur Kopfschütteln ein.
So kann man sich also auf die Altenheime verlassen! Gar nicht! Ich meine, schon schlimm genug, wenn die Pflegekräfte ohne Schutzkleidung (alleine schon zur Eigensicherung) bei der Patientin arbeiten, aber so hätte man uns doch wenigstens auf die Infektion hinweisen können.
Natürlich hätte dies an der Erstversorgung nichts geändert, wir hätten uns aber mit schnellen Mundschutz-überstreifen schützen können! Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass so eine Noro-Virus-Infektion nichts wirklich spaßiges ist…^^
Also durften wir der Leitstelle die frohe Kunde berichten, dass sie die kommenden Stunden mit einem RTW weniger planen musste und durfte sich gleich eine Notiz über den Einsatz machen. Mal schauen, was daraus wird…
Natürlich ist man gerade im Rettungsdienst für solche Sachen in einem sehr exponierten Bereich und muss immer damit rechnen. Nicht umsonst ist es ein Running-Gag, dass man im Rettungsdienst kein MRSA-Screening macht, weil sonst alle erstmal positiv getestet werden würden. Aber wenn man schon mal die Chance hat, Schutzmassnahmen aufgrund einer bekannten Infektion zu ergreifen, wäre es auch schön, wenn man dies entsprechend mitgeteilt bekäme und sich so schützen könnte…
Aber vermutlich erwarte ich da mal wieder zuviel…. Schade!
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