“Jungs, das kostet euch aber mindestens für die nächsten beiden Schichten eine Runde Kuchen! Und nächste Mal sagt ihr, wenn ihr keinen Bock habt zur arbeiten, dann finde ich schon eine andere Lösung, ne. Ihr seid mir welche…”
Der Disponent hat gut reden, er hat ja nicht den Schaden. Den Schaden haben wir und für die Freude brauchen wir nicht mehr zu sorgen.
Aber von Anfang an…
Es war mal wieder soweit, mein Kollege und ich waren auf dem RTW an einer der Aussenwachen stationiert. An besagter Aussenwache, an der wir beide heute Nacht unser Geld verdienen durften, ist neben unserem RTW kein anderes Fahrzeug stationiert. Also eigentlich eine super gemütliche Wache, die etwas von einer kleinen Wohnung an sich hat. Kein Chef oder Tagesdienst, der einem tagsüber auf die Finger schaut und komische Aufgaben verteilt und man darf sein eigener Herr sein. Das erhöhte Einsatzaufkommen ist unter diesen Umständen zu verkraften.
Den Nachteil dieser Nur-RTW-Wache sollten wir aber nun zu spüren bekommen: Wie nicht zum ersten Mal am heutigen Abend gingen unsere Melder los und die Leitstelle rief uns mal wieder zu einem Einsatz. Der Kollege hatte es sich auf der Couch vor seinem Schlaptop gemütlich gemacht und sprang nun auf. Ich erhob mich ebenfalls aus meiner gemütlichen Position vor dem TV.
Schnell, aber nicht hastig (quasi schulbuchmäßig ) begaben wir uns zu unserem RTW. Weil es eben eine Nur-RTW-Wache ist, ist die Fahrzeughalle und der Aufenthaltsbereich mit einer dicken Stahltürvoneinander getrennt, die nur an einer Seite (der Innenseite von der Wache aus gesehen) mit einer Klinke versehen ist. Diese Tür fiel nun ins Schloss, als dem Kollegen vor dem RTW stehend plötzlich alle Farbe aus dem Gesicht wich. Unter lautem Fluchen tastete er alle seine Taschen ab und ich ahnte schlimmes.
Natürlich war es so: Der Kollege hatte den Schlüssel für den RTW mitsamt dem Schlüssel für besagte Wachentür in der Wache vergessen. Zwecks gemütlicher Ruheposition hatte er ihn auf den Tisch gelegt, wo er nun noch immer lag.
Also flugs die Leitstelle angerufen und uns für den Einsatz und überhaupt erstmal auf Status “6″ setzen zu lassen. Denn ohne Schlüssel lässt sich so schlecht der RTW starten…und die Automarderqualitäten hatten wir beide nicht.
Nun mussten wir es irgendwie schaffen wieder in die Wache herein zu kommen. Das die Nacht so ruhig werden würde, störte uns nicht…aber ohne den Schlüssel auch kein Feierabend…das war das Problem.
Zum Glück ist unsere Wache organisatorisch an ein Krankenhaus angeschlossen, das wiederum einen Generalschlüssel vorhält. Nach der Erklärung durch uns, kam dann nach 10 Minuten der Hausmeister auch endlich aus seinem Lachanfall heraus und kam mit uns mit, um die Tür für uns zu öffnen.
So kamen wir zum Glück wieder herein und an den Schlüssel….und schafften trotzdem eine ruhige Nacht…oder hat der Kollege vielleicht vergessen uns wieder an der Leitstelle anzumelden?!? Nee, denn der Disponent wollte die Story noch einmal ganz genau wissen und kam selber aus dem Lachen nicht mehr raus.
Und er war es auch, der es unseren Kollegen am nächsten Morgen brühwarm erzählt hatte, als wir an der Haupt-Wache zu Schichtwechsel ankamen und alle schon am grinsen waren.
Naja, für die Kuchen lassen wir uns beide nicht lumpen…
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