Die Heilpflanze Johanniskraut (lateinischer Name: Hypericum perforatum) gehört zu den ältesten Pflanzen, die wegen ihrer gesundheitlichen Wirkung bekannt sind. Bereits vor 2000 Jahren setzte der römische Gelehrte Plinius sie bei Verbrennungen ein, bei vielen römischen Militärärzten gehörten Zubereitungen aus Johanniskraut zur Standardausrüstung. In Nordeuropa verbreitete sich die Anwendung durch den berühmten Arzt und Alchemisten Paracelsus und andere Naturärzte. Neben der Behandlung von Verdauungsbeschwerden, Entzündungen, Wundheilung und gynäkologischen Problemen war die psychische Wirkung der Pflanze bereits bekannt, deretwegen sie im Volksmund auch Teufelskraut oder Walpurgiskraut genannt wurde.
Heute gilt Johanniskraut als pflanzliches Mittel für die Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen und Stimmungsschwankungen. In Forschungsreihen wurde nachgewiesen, dass zwei Inhaltsstoffe der Pflanze, das Hyperforin und das Hypericin, bewirken, dass die Neurotransmitter Seratonin und Noradrenalin verstärkt aufgenommen werden. Sie erhöhen damit den Neurotransmitterspiegel, der bei Menschen mit Depressionen zu niedrig ist. Bisher ist nicht restlos belegt, wie genau die Inhaltsstoffe der Pflanze zusammenwirken. Dennoch hat sich die Gabe von Johanniskraut bei der Behandlung depressiver Zustände in der Medizin etabliert. Johanniskraut in höherer Dosis muss mehrere Wochen lang eingenommen werden, bis eine Wirkung spürbar wird.
Johanniskraut wird auch äußerlich angewendet. Dabei werden mit dem aus der Pflanze gewonnenen Rotöl Verletzungen, leichte Verbrennungen und Muskelschmerzen behandelt. In der Naturmedizin wird es für zahlreiche weitere gesundheitliche Probleme verwendet. Der wissenschaftliche Beweis für die Wirksamkeit steht auch hier noch aus.
Während früher meist frische Ausgüsse und Tees getrunken oder äußerlich aufgebracht wurden, wird heute vor allem bei der Depressions-Therapie auf Tabletten zurückgegriffen, damit die notwendige Dosierung erreicht wird. Extrakte und Frischpflanzensäfte zur äußerlichen und innerlichen Anwendung mit niedriger Tagesdosis sind in Drogerien erhältlich, während höher dosierte Präparate apothekenpflichtig sind, da hier die Gefahr des erhöhten Abbaus anderer Wirkstoffe besteht.
Die Heilpflanze Johanniskraut hat nur sehr geringe Nebenwirkungen, solange die Konzentration nicht so hoch ist, dass sie Schädigungen der Leber hervorruft. Vor allem hellhäutige Menschen sollten während der Behandlung direkte Sonnenstrahlung vermeiden, da das Hypericin die Empfindlichkeit gegen HV-Strahlung erhöht. Vor Solarienbesuchen sollten mindestens 14 Tage lang keine Johanniskraut-Produkte eingenommen werden. Weitere Nebenwirkungen sind sehr selten, allerdings empfiehlt sich, während einer Schwangerschaft einen Arzt zu Rate zu ziehen.