Eine Bake auf die Backe…


“Für sie geht’s in die Suffkopfstraße. Dort beim Cafe ‘Zum goldenen Raufbold’ eine Kopfverletzung nach Schlägerei.” hörte ich auf der Wache die Einsatzmeldung mit, während mein Kollege bereits im Fahrzeug saß.

“Na, wenn’s denn unbedingt sein muss..” dachte ich mir, aß noch einen letzten Bissen von meiner Pizza, dann zog ich mir die Schuhe an und schlurpte missmutig zum Fahrzeug.

Dienstagabend, kurz vor 22 Uhr und schon der dritte Einsatz. Gerade einmal zwei Stücke meiner Pizza hatte ich geschafft und nun musste ich sie weiter im Backofen warmhalten.

Ich stieg ein, zog mir meine Handschuhe schonmal an und beobachtete während der Fahrt das – um diese Zeit leider etwas dürftige – Treiben auf den Straßen. Irgendwie war ich heute ohnehin nicht sonderlich motiviert.

Am Einsatzort angekommen wollte ich gerade den Koffer aus dem Fahrzeug nehmen, als mich jemand auf die Schulter tippte. “Iff bin der Patient!” hörte ich jemanden hinter mir sagen. Als ich mich umdrehte, konnte ich sofort erkennen, wieso der gute Mann derartige Probleme mit der Aussprache hatte: Ne dicke Lippe, Blut im Mundwinkel, ein jenseits Veilchen und eine ordentlich blutende Kopfplatze waren die Ausbeute der Rangelei.

Nachdem unser Patient etwas koordinationslos in den RTW getaumelt war und sich auf der Trage niedergelassen hatte, konnte ich mir die Misere einmal etwas genauer ansehen. Er erzählte, dass er in der kleinen Eckkneipe ordentlich einen gepichelt hatte, dann eine kleine Wanderung zur nächsten Kneipe unternommen hatte, da es im ‘goldenen Raufbold’ ja seine Zigaretten-Stammmarke nicht gab. Auf dem Rückweg sei er dann zwei Typen begegnet, die irgendwie keinen Spaß verstehen wollten. Er habe sie freundlich um Feuer gebeten, einen kleinen Witz gerissen und schon seien Arslan Streithahn und Ufuk Zahnluck auf ihn losgegangen.

Ganz so unschuldig, wie er sich gab, war unser werter Herr Patient dann aber doch nicht: Die Polizei hatte von Zeugen erfahren, dass er nach kurzem hin und her als Erster begonnen hatte, seine beiden Gegner mit Faustschlägen und Tritten zu attackieren. Dummerweise befanden sich die Jungs während ihrer Rangelei an einer Baustelle und so fand sich wenige Augenblicke später eines der Absperrschilder im Gesicht des jungen Mannes, der nun bei uns im Fahrzeug lag und sein Leid klagte.

Bild: www.wikipedia.de

“Respekt! Die haben ihm ein Schild in’s Gesicht gehauen?” erkundigte ich mich ungläubig bei einem der Streifenbeamten und bekam daraufhin die Tatwaffe sogar gezeigt. Es handelte sich zwar nicht um das, was ich mir im ersten Moment unter einem ‘Schild’ vorgestellt hatte – also keine große, schwere Metallstange mit Blechschild dran – sondern eine Warnbake aus Hartplastik, die dem Patienten aus geringer Entfernung gegen den Kopf geschleudert wurde. Nichts desto trotz hatte sie wohl, zum ballistischen Geschoss umfunktioniert, ihre Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit des Werfers erfüllt und so starteten wir wenige Minuten später mit Verdacht auf Nasenbeinfraktur, einem malträtierten Jochbein, sowie diversen Schwellungen und einer Platzwunde in Richtung Klinik….

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