verfluchte Ritterlichkeit

Kurz nach zwölf Uhr Mittag.
Ich sitze in der Kantine und goutiere das herrliche Gulasch mit Nudeln. Also, herrlich ist natürlich übertrieben, aber der Hunger treibt’s rein. Und heute kann ich mir Zeit lassen: Oberarzt ist in Urlaub, die halbe Station leer und ich freue mich auf einen wunderbar gammeligen Nachmittag mit viel Internetgesurfe.
Bin fast fertig mit dem Gulaschgoutieren, da taucht Sarah am Eingang auf. Ich werfe ihr ein Lächeln zu und sie setzt sich neben mich.
„Mahlzeit!“
„Mahlzeit. Wie gehts?“
„Schlecht,“ sagt sie mit vollem Mund und stopft sich noch eine zweite Gabel Gulasch hinterher, „Stress!“
„Stress?“
„mmmmpfmmmpfmmpf!“ sagt sie, schluckt und wiederholt, „Aufnahme!“
Sie schaut mich einen Sekundenbruchteil lang an und greift dann wieder nach ihren Esswerkzeugen.
„Daisgraddiehöllelos!“ stammelt sie zwischen zwei Bissen, lässt dann Messer und Gabel fallen, steht auf und nickt mir zu.
„Muss los!“
Donnerwetter. Keine drei Minuten!
„Du, wenn Ihr Stress habt, ruf mich doch an!“ sage ich, stehe aus Solidarität ebenfalls auf und folge ihr mit meinem Tablett zum Geschirrwagen.
„Mach ich!“ sagt sie und ist schon auf dem Flur verschwunden.
Ich schlendere langsam zurück auf Station, gieße mir einen Kaffee ein und… nee, is nicht wahr! Was will die Aufnahmestation denn jetzt um diese Zeit von mir?
Bin doch gar nicht zuständig! Warum rufen die nicht Sarah… ?
Okay okay, schon gut. Das war’s dann also mit dem ruhiggammeligen Nachmittag.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *