Die Zahl der Neuinfektionen an HIV wird in in Deutschland nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) 2011 niedriger liegen als im Vorjahr. Nach Ansicht des RKI werden sich 2011 aber immer noch 2700 Menschen neu mit HIV infizieren. Ende 2011 wird die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion oder mit AIDS auf 73.000 steigen.
Von diesen 73.000 gehören 45.000 zu der Gruppe, die sich durch sexuelle Kontakte von Mann zu Mann infiziert haben, 11.000 Infektionen gehen auf heterosexuelle Kontakte zurück. 8.600 haben sich durch den intravenösen Drogengebrauch angesteckt, in Hochrisikoregionen im Ausland haben sich 7.800 infiziert. Bei 450 Menschen rührt die Infektion aus einer Transfusion von Blut- oder Blutprodukten her, 420 wurden schon bei der Geburt von der Mutter angesteckt.
Während die Deutsche AIDS-Hilfe, die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung und der Bundesgesundheitsminister Bahr den Rückgang der Neuinfektionen als deutlichen Erfolg der Präventionskampagnen sehen, geben die Darstellungen des RKI auch Raum für eine abweichende Interpretation.
Das RKI sieht einen deutlichen Anstieg der Erkrankungen an Syphilis bei Männern im Jahre 2011. Nach vermehrter Prävention (durch Kondome) sieht das nicht aus. Die zurückgehende Zahl der Neuinfektionen könnte auch auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass heute mehr Infizierte früher behandelt werden. Eine effektive Behandlung senkt nämlich auch die Ansteckungsgefahr, bringt sie aber nicht auf Null.
Also: Grund zur Entwarnung gibt es auch 2011 nicht. Aus meiner täglichen Beratungspraxis weiß ich, dass vor allem viele Jugendliche glauben, dass AIDS heilbar sei, dass AIDS ein Thema für ältere Männer sei und sie nicht mehr betreffe und Kondome mittlerweile überflüssig geworden sind. Dem gilt es entgegen zu wirken, zur Euphorie besteht in puncto HIV und AIDS kein Anlass.
Quellen
Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 46/2011
Deutsches Ärzteblatt Nachrichten: Zahl der HIV-Infektionen ist gesunken