In Deutschland leben etwa 164.000 blinde und eine Million hochgradig sehbehinderte Menschen, weltweit sind es sogar 39,8 und 285,3 Millionen. Angeboren oder im Kindes- bzw. Erwachsenenalter erworben – die Ursachen von Erblindung sind vielfältig. Seit 2001 feiert die World Blind Union den 4. Januar als „Welt-Braille-Tag“. Aber was macht die Braille-Schrift eigentlich so besonders?
Anfang des 19. Jahrhunderts erfand der 16-jährige Louis Braille die gleichnamige Schrift. Er war selbst in Folge eines Unfalls im Alter von drei Jahren erblindet. Nach Brailles System sind sechs Punkte in zwei Spalten und drei Zahlen so angeordnet, dass die Form bequem unter die Fingerkuppe passt und optimal zu lesen ist. Diese sechs Punkte erlauben 64 Kombinationsmöglichkeiten und können so alle Buchstaben, Akzente und Satzzeichen in allen Sprachen darstellen, die die lateinischen Buchstaben verwenden. Zusätzlich gibt es Kurzschriftvarianten, die platzsparend und somit schneller zu lesen sind. Und auch andere Bereiche, zum Beispiel Noten in der Musik, lassen sich mit Braille darstellen.
Und wie sieht’s mit Braille im 21. Jahrhundert aus? Das Behindertengleichstellungsgesetz und die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen schreiben ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und den barrierefreien Zugang zu Information vor, allein deswegen ist Braille ungemein wichtig. Und grundsätzlich ist ja auch vieles möglich: Die Technik erlaubt das Arbeiten am Computer mit Screenreadern und Braille-Zeilen, die den Text vorlesen bzw. in Blindenschrift wiedergeben. Die Technologie ist da und die Kosten werden in der Regel erstattet.
Immer mehr Bücher werden in Braille übersetzt. Außerdem findet sie sich mittlerweile nicht nur auf Medikamentenverpackungen, sondern hilft ebenso an Bankautomaten und im Fahrstuhl bei der Orientierung. Auch bei der Suche nach passenden Ärzten kann die Frage nach Orientierungshilfen für blinde und sehbehinderte Menschen ausschlaggebend sein. Das Portal des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) für Menschen mit Behinderungen, www.einfach-teilhaben.de, hat unsere Arztsuche, die Arzt-Auskunft, in ihre Seiten integriert. Das Portal wurde getestet, ob die Inhalte barrierefrei verfügbar sind, und hat beim BITV-Test sehr gute Noten erzielt. Die beiden geprüften Detailseiten der Arzt-Auskunft erhielten 99,5 und 100 von insgesamt 100 Punkten und sind somit barrierefrei zugänglich. So können alle Menschen, ob mit oder ohne Seheinschränkung, bei der Suche nach einem Arzt leicht fündig werden.