Der neue medizinische Alltag im Mathare Slum

Tagebuch von Frieder Metz, Arzt in Nairobi

Baraka, Mathare Valley (Kenia)

Für einen jungen deutschen Kinderarzt wäre ein Besuch und eine Tätigkeit hier recht wichtig, um Krankheiten zu erleben, die es in Deutschland fast nicht mehr zu sehen gibt. Wiederholt gab es Windpocken, heute eine akute Masernerkrankung mit Pneumonie und Mittelohrentzündung. Nur der Hautausschlag sieht auf der schwarzen Haut völlig anders aus. Außerdem hatte ich wieder ein Kind mit Durchfall und Erbrechen, das ins Krankenhaus musste. Um den Eltern Geld zu sparen, wird Blut für Blutbild und Blutzucker abgenommen und ein Tropf angehängt. Im Krankenhaus müsste das alles einzeln bezahlt werden.

Wiederholt sieht man Säuglinge und Kleinkinder mit deutlichen Zeichen der Rachitis. Für uns unter Afrikas Sonne schlecht vorstellbar. Die Kinder sind aber meist bis zur Nasenspitze eingemummelt, zwei bis drei Pullover übereinander und dann noch eine Steppjacke. In den fensterlosen Hütten hat die Sonne dann keine Chance. Neben den vielen kranken Kindern wird aber auch immer wieder ein völlig gesundes, wohlgenährtes Kind vorgestellt. Die Mutter will auch das gerne vom Doktor bestätigt sehen.

Kenia Mathare Slum Kind Untersuchung Ausschlag

Ein zwei Tage altes kleines Mädchen wird von der Hebamme gebracht. Sie hatte die Mutter entbunden, die direkt nach der Geburt verschwand. Ganz selbstverständlich hat sie sich des Kindes angenommen, wird es betreuen. Sie möchte nur etwas Fertigmilch aus unserem Feeding-Programm bekommen. Für sie gab es da offensichtlich keinerlei Frage, für mich, für uns, doch sehr erstaunlich.

Nach der Sprechstunde hatten wir Ärzte noch eine Informationsrunde mit Mitarbeitern der Gemeindeschwestern (nicht –Seelsorge!). Die HIV- und Aids-Patienten werden sehr konsequent umsorgt, damit sie in Kontrolle und Therapie bleiben. Nach Diagnose und Erstkontakt in der Ambulanz oder einer Klinik sind drei Betreuungsstufen aufgebaut, damit der Patient jederzeit in seiner Hütte angesprochen und für die lebenslange Therapie motiviert werden kann. Es gibt im Slum ja keine Wohnadresse, sondern man weiß einfach, wer in seiner Nähe wohnt. Die letzte Ebene der Betreuung sind ebenfalls Slumbewohner, die gelegentlich ein kleines Entgelt erhalten. Sonst werden alle Mitarbeiter von German Doctors bezahlt, die Medikamente werden teilweise gesponsert. Sehr aufwendig, aber wohl auch effektiv. Nur wenige Patienten springen ab.

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