Weißer Fleck Deutschland

weisser_fleck.PNG(NORDWEST) Ach ja, da schwappt aus Brüssel wieder etwas in die Republik und dann schmerzt es auf einmal doch, dass man Mitglied in einer Gemeinschaft ist. Weil die Europäische Union das Beruferecht vereinheitlichen will, soll auch in Deutschland zukünftig  ein zwölfjähriger Schulbesuch der Pflegeausbildung vorausgehen. Das nennt sich “Harmonisierung der Mindestausbildungsverordnung” und dient unter anderem der beruflichen Mobilität von Pflegenden – die wohl in Deutschland nur beschränkt gefördert wird. Gerade die Mitglieder des Arbeitgeberverbandes Pflege haben nach einer gezielten Zuwanderung von Pflegenden nach Deutschland gerufen – und es sind die selben, die nun vor einer Vergleichbarkeit der Pflegeausbildung in Europa warnen. Deutschland ist eines der letzten Länder, das einen Zugang zur Pflegeausbildung mit zehn Schuljahre ermöglicht.

Und auch die Bundespolitik stemmt sich gegen die Europäische Forderung, allen voran Pflege-Nicht-Minister Daniel Bahr. Und wider besseren Wissens spricht dieser in aller Öffentlichkeit, man müsse auch Haupt- und Realschülern die Möglichkeit eröffnen, eine Pflegeausbildung zu wählen. Vom Pflegeabi ist die Rede, vom zukünftigen Nachwuchsmangel und von den falschen Signalen.

Mit Verlaub, Herr Minister, Sie liegen falsch – denn es handelt sich ausdrücklich nicht um das Abitur, der Zugang für Haupt- und Realschüler ist keinesfalls verwehrt und die falschen Siganle kamen in den zurückliegenden Jahren ausschließlich von der Politik. So hat z.B. die Absenkungen der Zugangsvoraussetzungen auf das Hauptschulniveau nicht den erwarteten Run auf die Pflegeberufe ausgelöst.

Es ist überraschend, mit welcher Konsequenz  in Deutschland einer ganzen Berufsgruppe die Weiterentwicklung verwehrt wird. Das hat zwar für die Pflegeberufe eine gewisse Tradition, schmerzt aber dennoch. Wie erfrischend ist es da, neben all den alten Säcken und Besitzstandswahrern junge Leute zu wissen, die  trotz aller Steine, die im Weg liegen, ihren Optimismus nicht in die Schranken weisen. Das macht Mut, dass sich die Widerstände überwinden lassen. Wie zum Beispiel die Studierenden der Pflegewissenschaft, die bei Deutschland Radio Wissen in dieser Woche den Programmschwerpunkt abbilden – und mittendrin die Arbeitsgruppe Junge Pflege im DBfK. Europa – wir kommen…(Zi)

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