Tagebuch von Frieder Metz, Arzt in Nairobi
Baraka, Mathare Valley (Kenia)
Gestern sagt mir Barbara, die Rachitisfälle seien rückläufig seit meiner Ankunft. Wir sind da etwas in Diskussion, welche Kinder behandlungsbedürftig sind und welche nicht. Ich habe deshalb heute gleich drei Kinder herausgefischt, die in der Diagnose aus meiner Sicht wirklich eindeutig sind. Die Rachitiskinder machen nicht zwangsläufig einen kranken Eindruck, zwei waren bestens genährt, lachten, waren lebendig. Unter ihrer Speckschicht waren die Rachitiszeichen aber eindeutig. Bei zwei Kindern musste ich leider eine HIV-Infektion feststellen. Das eine war ein mageres kleines Kerlchen. Die Mutter berichtete, ihr Ehemann sei ein Windhund, unzuverlässig, er habe sie verlassen. Sie hatte sich vor einigen Wochen bereits selbst untersuchen lassen, war positiv. Jetzt wollte sie die Untersuchung auch für ihr Kind, das nun auch positiv getestet wurde.
Ein zweieinhalb-jähriges Mädchen hat trotz Feeding-Programm Monat für Monat von neun auf acht dann sieben Kilogramm abgenommen. Jetzt findet sich auch noch eine HIV-Infektion. Dabei stellt sich heraus, dass das bei der Mutter schon lange bekannt ist, sie ist in Behandlung. Vor 4 Monaten hat sie wieder ein Kind bekommen, ob hier die Erkrankung der Mutter mit in Betracht gezogen wurde, wissen wir nicht.
Bei einem Jungen vom Land war zunächst auch alles etwas diffus. Er hatte Fieber und Kopfschmerzen. Der Malariatest war allerdings negativ. Meine Übersetzerin Eveline schickte ihn ohne meine Kenntnis zum HIV-Test und dieser war positiv. Da hat sie mich überrascht! Vielleicht hat sie mit der besseren Verständigungsmöglichkeit mehr heraus gehört. Sie sagte nur, der Junge sei ihr vom Gesicht her aufgefallen. Ist es der kranke Gesichtsausdruck? Da habe ich sicher noch Schwierigkeiten.
Bei allen langwierigen Erkrankungen müssen wir immer die HIV-Infektion mit in Betracht ziehen, wie gesehen leider oft begründet. Die Patienten werden dann in ein Kontroll- und Überwachungsprogramm aufgenommen. Das machen die Clinical Officer oder Barbara. Wenn sie nicht abspringen, irgendwohin verschwinden oder auch nur unzuverlässig in der Medikamenteneinnahme sind, dann haben sie eine recht gute Chance, ein fast normales Leben zu führen.
Barbara macht mit uns eine interne Fortbildung über HIV sowie HIV und Tuberkulose. Es ist doch erschreckend zu hören und zu sehen, wie diese Erkrankungen der Bevölkerung zusetzen. Da bedarf es noch vieler Anstrengungen und Aufmerksamkeit, bis diesbezüglich das Schlimmste eingedämmt ist.
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