Ein Bericht von Dr. Jana Schäfer, mehrfacher Einsatzärztin in Sierra Leone und Initiatorin des German Doctors Projektes in Serabu
Buschkrankenhaus, Serabu (Sierra Leone)
Im Jahr 2004 war ich zum ersten Mal mit der Organisation Ärzte für die Dritte Welt – German Doctors e.V. für sechs Wochen in einem Entwicklungsland tätig. Es folgten zwei weitere Einsätze in 2006 und 2008. Im November 2009 kam ich dann über eine Studienfreundin aus Sierra Leone für vier Wochen in deren Heimatland, das auch zehn Jahre nach dem Ende eines verheerenden Bürgerkrieges noch vor dem Nichts steht und selbst in der Hauptstadt über keine vollwertige medizinische Versorgung und keine sichere Strom- und Wasserversorgung verfügt.
Ich arbeitete mit dem Onkel meiner Freundin – einem der ca. fünf Chirurgen im ganzen Land – zusammen und kam schließlich auch in das Buschkrankenhaus nach Serabu. Gerade mal einen einheimischen Arzt gab es dort, kein fließendes Wasser und Strom nur gelegentlich, wenn genug Diesel für den Generator vorhanden war. Medizinische Geräte existierten so gut wie nicht und selbst die grundlegendsten Medikamente waren oft gerade ausgegangen – und das im einzigen Krankenhaus für ca. 40.000 Menschen aus der Umgebung. Da hier allen das Geld fehlt, kamen die Patienten in der Regel erst, wenn es fast zu spät war. Aber trotz allem gab es noch eine unbeschreibliche Hoffnung, dass es wieder aufwärts gehen könne.
Im April 2010 kam ich wieder für vier Wochen und seit Herbst 2010 ist Serabu ein dauerhaftes Projekt von Ärzte für die Dritte Welt – German Doctors e.V. Es sind jetzt regelmäßig zusätzlich drei deutsche Ärzte verschiedener Fachdisziplinen vor Ort. Die Kosten für die Behandlung von Kindern, Schwangeren und Stillenden werden nun übernommen, so dass diese jetzt oft früher ins Krankenhaus kommen und so zum Beispiel nicht mehr an einer behandelbaren Malaria oder unter der Geburt versterben müssen. Bald wird es hoffentlich fließendes Wasser und eine Solaranlage geben und damit nachts Licht auf den Stationen, weniger als 35°C im OP, einen funktionierenden Sauerstoffgenerator und Sterilisator und anderes medizinisches Gerät, dem bisher noch der Strom fehlt und so viele andere Dinge, die bei uns in Deutschland mehr als selbstverständlich sind.
Was macht die Arbeit dort aus? Vielleicht ein Beispiel: Letztes Jahr in Serabu wurde ich in der Osternacht zu einem bewusstlosen, krampfenden Kind mit schwerster Malaria gerufen. In Deutschland wäre es beatmet auf eine Intensivstation gekommen. Wir hatten noch nicht einmal Sauerstoff. Die Nachtschwester und ich taten, was wir konnten. Das Kind schaffte es und konnte bereits wenige Tage später wieder gesund entlassen werden. Nachmittags wurde ein weiteres Kind mit schwerster Malaria gebracht. Hier kamen all unsere Bemühungen zu spät. Und am selben Abend konnten wir wiederum noch eine Mutter retten, die weit entfernt vom Krankenhaus unter der Geburt angefangen hatte zu bluten. Die Umstände dieser Notoperation ließen ihr Überleben an ein Wunder grenzen. Für das Ungeborene war es jedoch zu spät.
Es wird weiter aufwärts gehen in Serabu, zwar langsam, aber sichtbar, spürbar für die Menschen vor Ort und für uns, die wir dabei helfen dürfen. Krankenpflegehelfer/innen werden wieder ausgebildet, Community Health Officers kommen im Rahmen ihrer Ausbildung nach Serabu und hoffentlich bald auch wieder junge einheimische Ärzte.
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