Tagebuch von Frieder Metz, Arzt in Nairobi
Baraka, Mathare Valley (Kenia)
Um 8.30 Uhr machen wir Ärzte uns mit John auf zur Safari nach Massai Mara. Wir sind zu fünft, nur Barbara ist nicht dabei. Für die ersten drei Kilometer brauchen wir im dichten Stau eineinviertel Stunden. Außerhalb von Nairobi werden die Straßen aber freier. In der weiten Ebene grasen sehr viele Viehherden, Schafe, Ziegen und Rinder, sie sind der Reichtum der Massai. Noch sind die Wasserlöcher gefüllt, die Landschaft ist grün, alles wächst und gedeiht.
Zwischen den Herden stehen und grasen aber auch immer wieder Wildtiere, verschiedene Antilopen, Gnus und zahlreiche Zebras. Der Massai Mara Nationalpark geht im Süden in den Serengeti National Park von Tansania über. Der Park selbst – morgen werden wir hinein fahren – hat keine Grenze, keinen Zaun. Die Wildtiere wandern frei, bis ihnen die Zivilisation zu dicht wird. In Narok haben wir noch Mittag gegessen, nach sechs Stunden Fahrt erreichen wir unsere Unterkunft, die Spring Camp Site. Die Unterkünfte sind diesmal viel einfacher als im Amboseli Park: große Zelte aus dicker Leinwand stehen auf einer Betonplatte. Hinten angebaut sind eine Toilette, Waschbecken und Dusche gemauert. Zwei Betten mit Moskitonetzen, Tisch und Schrank. Das Ganze ist noch einmal mit einer Plane überdacht und schließt einen Freiplatz ein, auf dem ich gerade sitze und tippe. Strom gibt es abends von 6.30 bis 11 Uhr. Gegessen wird unter einem noch größeren Dach im Freien. Alles ruhig und friedlich, viele Vögel zwitschern, die Grillen zirpen.
Die Nacht war zwar kalt, aber nun geht über Afrikas Savanne die Sonne am wolkenlosen Himmel auf. Nach dem Frühstück sind wir in fünf Minuten am Parkeingang. Hier stehen schon wieder Scharen von Massaifrauen, die versuchen, mit einem kleinen Verkauf ihre Kasse aufzubessern. Auch wenn man abwinkt, bleiben sie an einem dran, bis das Auto weiterfährt.
Der Eintritt gestaltet sich etwas „afrikanisch“. John bezahlt für uns. Auch wenn er später den Eintrittspreis von uns zurück bekommt, da bleibt einiges an Geld bei ihm und dem Parkwächter hängen. Im Park ist es dann aber nur schön. Man kann kilometerweit schauen, zum Teil nur Grassavanne, dann mit aufgelockerten wenigen Büschen und Bäumen, bis hin zu dicht bewachsenen Flusstälern. Alles grün, zahlreiche Wasserlöcher, da kann es den Tieren nur gut gehen. Auch ist die Vorstellung gut nachzuvollziehen, dass hier die Wiege der Menschheit liegt. Tiere gibt es auf Schritt und Tritt. Besonders zahlreich sind natürlich die Grasfresser, die ideale Weideflächen finden. Große Herden von Antilopen, Gazellen, Springböcken, ich kann sie gar nicht alle benennen. Aber auch die Großtiere sind zahlreich. Elefantengruppen bis zu 20 Tiere stark, noch größere Büffelherden. Die in die 100.000nde zählenden Gnuherden sind wieder nach Tansania abgewandert. Vereinzelt sehen wir Giraffen und Warzenschweine, aber auch die Jäger fehlen nicht. Im Gebüsch fahren wir bis auf fünf Meter an ein großes Löwenrudel heran. Sie liegen im Schatten und dösen, zucken nicht einmal mit den Ohren, als sich das Auto nähert. Der Löwenvater liegt etwas abseits alleine, bei den Löwinnen liegen die Jungen und sind genauso wenig von den Touristen beeindruckt.
Wir sehen zwei Gepardenpaare, sie dösen im Schatten einer Akazie. Am Abend hat eine Gepardin eine Thomson-Gazelle geschlagen. Ihr nur eine Handvoll großes Junges sitzt daneben. Beide warten wohl, dass die vielen Autos wegfahren, damit sie ans Abendessen gehen können. Ein Leopard sitzt im Baum auf einem dichten Zweig fast wie in einem Nest. Er schleckt sich ausdauernd das Fell und die Pfoten. Gut 15 Autos stehen um den Baum und viermal so viele Touristen versuchen einen Blick auf ihn zu erhaschen. Unsere zweite Ausfahrt am Abend war bezüglich der Tiere nicht so ergiebig, aber die Landschaft sah im schwindenden Licht wieder ganz anders aus. Man kann sich nicht daran satt sehen, immer wieder muss ich schauen und schauen.
Wir haben an diesem Tag die Big Five gesehen. Das sind der Löwe wegen seiner Mähne, der Elefant wegen des Elfenbeins, der Leopard wegen des Fells, das Rhinozeros wegen des Horns und der Büffel wegen seines Fleischs. Ein Großwildjäger war früher nur erfolgreich, wenn er alle diese fünf Trophäen besaß. Nur durch die Parks konnte ihr Überleben gesichert werden.