wir kinderärzte habens schon immer gewusst, aber nun macht es eine neue studie publik: wir verordnen weniger antibiotika als die anderen jungs. das macht natürlich selbstzufrieden, aber wir werden uns weiterhin anstrengen, diesem guten ruf gerecht zu werden. also weiter kräftig die neuesten journals lesen, das rote ohr lieber noch mal einbestellen und stets dran denken, dass nicht jeder rote hals gleich scharlach bedeutet. häufiges ist häufig und seltenes ist selten. aber das wissen die anderen doch auch
die bertelsmannstudie beruht auf erhebungen der neuen großkasse barmer-gek. und man kann auch anders darüber berichten: denn immer noch bekommen in der summe die kinder zuviele antibiotika. da scheinen die kinderärzte die einäugigen unter den blinden zu sein. was mich stutzig macht: während der grippesaison bekommt hier gefühlt jedes elternteil jedesmal ein antibiotikum (“sogar ein antibiotikum”), obwohl nun auch der letzte weiß, das die influenza ein virus ist. da kann ich nicht die studienzahlen nachvollziehen, dass erwachsene weniger antibiotika bekommen als die kids.
in einem gebe ich allerdings unserem präsi recht: der druck der eltern auf die gabe von antibiotika ist enorm hoch. ich muß eher die eltern überzeugen, *kein* antibiotikum zu verordnen, also noch abzuwarten, als sie dazu zu überreden. da hört man eher den spruch “sie schreiben ja nie etwas auf” als “muß er immer mit medikamenten vollgepumpt werden”.