Kochsendungen im Fernsehen haben Hochkonjunktur. Tag für Tag werden wir bombardiert: von Lafers bis Schubeck, von den Gordon bis Jamie, vom Fastfood-Duell zum Perfekten Dinner.
Ich persönlich habe Kochsendungen bereits als Kind geliebt – damals, als – man höre und staune – in deutschen Haushalten nur drei Programme zu empfangen waren. Da war eine 11-Jährige schon glücklich, wenn neben Hart aber Herzlich, Schulfernsehen, Musikantenstadl und Derrick mal Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer beim ARD-Ratgeber Essen und Trinken zeigten, wie Grünkohl mit Pinkel gekocht wird.
Was unterscheidet die Kochsendung 2009 von Kochsendung 1982? Na?
Der gravierendste Unterschied ist, dass die heutigen Fernsehköche sich regelmäßig berufen fühlen, dem Zuschauer Vorträge über gesunde Ernährung zu halten. Natürlich hält jeder Fernsehkoch Kräuter für supergesunde Vitaminbomben, Ketchup hat, das werden sie nicht müde zu wiederholen, „total viel Zucker“, und mit guten Olivenöl – natürlich vom lieben Freund aus Italien – kann ein Mensch hundertfünfzig Jahre alt werden. Und Weißmehl macht dick und doof.
Ich halte es für ein Phänomen des 21. Jahrhunderts, dass jeder, der in seinem Leben fünf Kartoffeln geschält und eine Wassermelone geviertelt hat, unbedingt seine Weisheiten darüber loswerden möchte, wie ungesund Natriumglutamat ist und wie gerne der Körper saisonales Gemüse mag. Besondere Hardliner sind sogar nicht davon abzuhalten, die Physiologie des Verdauungsprozesses auf Grundschulniveau dem geneigten Fernsehzuschauer zu erläutern.
Hochgeschätze Fernsehköche: Wenn ich eine Kochsendung einschalte, dann möchte ich sehen wie Essen gekocht wird. Keinerlei Interesse habe ich daran, mir Nachhilfe in Ernährungsmedizin geben zu lassen.
Bin ich überempfindlich oder nervt auch andere dieses wichtigtuerische Gelaber? Und was ist eigentlich von Medizinstudenten als Teilnehmer beim perfekten Dinner zu halten, die ihre Gäste – wie die Fernsehköche – belehren, welche Enzyme des Pankreas bei der Verdauung von Kohlenhydraten mitwirken? Schaut ihr das gerne, oder ist dann eher Fremdschämen angesagt? Ich bin da immer ein wenig unschlüssig – ist wahrscheinlich auch abhängig davon, wie sympathisch der jeweilige Student rüberkommt.
(Melanie)