Hajo der Stationsarzt – Schießerei in der Stadt

Wieder einmal einer dieser langen lauen Samstagabende im Sommer. Hajo der Stationsarzt fährt mittlerweile wie ein Wilder Notarzt, da er Freitzeitausgleich für die abgeleisteten Dienste bekommt. Freizeit = Lebensqualität denkt er sich.

Der Piepser ist also scharf gestellt und wartet darauf zu brüllen. Halb zwei Uhr nachts schließlich: Einsatz! Gemütlich besteigt das Team das Ketchup-Majo-Taxi und fährt los. Die Diagnosennummer wird per Funk durchgegeben (wie altmodisch, damals …) : Geiselnahme! Waahhaa? Nein, eine Zeile auf dem Dia­gnosen-Zettel verrutscht: Schießerei! Noch schlimmer, keine Ahnung! Hajo versinkt in seinem Beifahrersitz und möchte rasch den Notarztdienst wegtauschen. Es findet sich aber gerade kein Tauschpartner und so muss er zwangsläufig im Wagen bleiben.

Rettungsassi und Notarzt sitzen etwas matt im Fahrzeug, es will keine richtig gute Stimmung aufkommen. Hajo versucht krampfhaft an gute Witze zu denken, es bringt aber nichts. Wo ist eigentlich die kugelsichere Weste? Erst mal auf die Ordnungshüter warten, klar, davor kann ich ja gar sowieso nix machen, denkt sich der Hajo. Je näher sie dem Einsatzort kommen, de­sto langsamer fahren sie, oder kommt es ihm nur so vor? Wo ist denn jetzt eigentlich die Polizei?

Das NEF ist als erstes Fahrzeug am Einsatzort, oh nein. Jetzt schön locker bleiben, Hajo, überleg doch mal, dein Leben war doch schon erfüllt bis jetzt … Hajo bleibt ruhig sitzen und lugt erst einmal aus den mittlerweile beschlagenen Scheiben hervor. Im nächtlichen Zwielicht kann er zwei dunkle Gestalten ausmachen, vermutlich Ju­gendliche vor einer Kneipe, sonst weit und breit niemand. Scheinbar schon geschlossen. Wo ist die Knarre? Die Ordnungshüter kommen, noch nie hat sich Hajo so sicher und geborgen gefühlt.

Selbstbewusst steigen Hajo und sein Boss aus dem Rennfahrzeug aus und gehen zusammen mit den Beamten in Richtung Typen. Die Situation wirkt entspannt, abgesehen von der tachhykarden Herzrhythmusstörung eines gewissen Stationsarztes (vermutlich kurzfristiges Kammerflattern). Ein Jugendlicher blutet aus der Nase.

“Wer hat geschossen?” fragt einer der Polizisten.

“Der ist schon weg! Hat mit dem Luftgewehr um sich geschossen!”

Der Sinusrhythmus Hajos (normale Abfolge der Herzschläge) kommt schlagartig wieder und er begutachtet den Nasenblutenden. Nichts zu sehen, auch nichts in der Nase drin.

“Ein Streifschuss offensichtlich!” erklärt er lächerlich selbstsicher.

Ein Luftgewehr, pah, lachhaft, da kann doch nicht so viel passieren. Doch hierbei wird er mal wieder im Weiteren eines Besseren belehrt. Patient also mittels Krankenkraftwagen ins Hospital gebracht, Röntgenbild gemacht, und jetzt kam die dicke Überraschung: Ein Projektil steckte doch tatsächlich nahe der Schädelbasis. Offensichtlich war dieses durch ein Nasenloch nach hinten in Richtung Oberstübchen abge­schossen worden. Ein Hurtiger-Nasen-Onkel (HNO) Arzt entfernte schlieߟlich das Geschoss endoskopisch. Okay, nichts passiert, aber doch einen dicken Schreck bekommen.

Hajo schlussfolgert: Das nächste Mal tausche ich solche Dienste weg, ganz bestimmt … und gehe mit Michelle in den Zoo …

Artikel von: Monsterdoc

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