Eine Familie weist offenbar kollektiv eine Neigung zu rezidivierender Furunkulose auf. Die Frau (53) leidet seit 2,5 Jahren daran (Axilla, Kopfhaut, Gehörgang). Diabetes, Nierenkrankheiten und Antikörpermangel-Syndrom wurden ausgeschlossen. Drei Söhne mehr…
Related Posts
JAMA-Herausgeber beschimpfen kritischen Wissenschaftler
Faszinierende Einblicke in den medizinischen Wissenschaftsbetrieb eröffnet ein aktueller Disput zwischen den Herausgebern des renommierten Journal of the American Medical Association (JAMA) und dem Medizinprofessor Jonathan Leo, tätig an einer wenig prestigeträchtigen kleinen Universität in der amerikanischen Provinz.
Jonathan Leo hatte das JAMA bereits vor fünf Monaten darauf aufmerksam gemacht, dass Robert Robinson als Erstautor einer Studie über das Antidepressivum Lexapro® des Pharmakonzerns Forest Laboratories (in Deutschland von Lundbeck vermarktet als Cipralex®) versäumt hatte, seine finanziellen Verbindungen zu dem Hersteller des Medikaments offenzulegen. Weiterhin hatte Robinson vergessen, in seinem Artikel darauf hinzuweisen, dass die medikamentöse Therapie in der Studie im direkten Vergleich nicht besser abgeschnitten hatte, als die Verhaltenstherapie. Nachdem eine Reaktion zunächst monatelang unterblieb, veröffentlichte Leo vor einigen Tagen auf der Web-Site des ebenso renommierten British Medical Journal (BMJ) einen ausgesprochen lesenswerten Brief, in dem er u.a. Robinsons medikamentenfreundliche Interpretation seiner Studie in Frage stellte und darauf hinwies, dass dieser entgegen den Richtlinien des JAMA seine finanziellen Beziehungen mit Forest Laboratories nicht angegeben hatte. Leo führte in seinem Brief den Fall als Beispiel für die generell nachlassende Glaubwürdigkeit von medizinischen Publikationen an.
Kurz darauf erreichte Leo ein Anruf des stellvertretenden Chefherausgebers des JAMA, Phil Fontanarosa. An diesen erinnert sich Leo folgendermaßen:
Anschließend telefonierte JAMA-Chefherausgeberin Catherine DeAngelis mit Leos Vorgesetzten und versuchte so, diesen zur Rücknahme seines Briefes zu bewegen. Auf direkte Nachfrage von Leo zeigte sie sich höchst verärgert, konnte aber keinen konkreten Punkt in seiner Veröffentlichung nennen, an dem sie sich stören würde.
Gegenüber dem WSJ Health Blog zeigte sie sich dünnhäutig:
When asked if she called his superiors and what she said to them, DeAngelis said “it is none of your business.”
In der Sache lag der “Nobody” und “Nothing” richtig. Robinson räumt inzwischen zerknirscht verschiedene finanzielle Beziehungen zum Hersteller des von ihm untersuchten Medikaments ein und beruft sich auf Erinnerungslücken.
Pharmawerbung reines Plazebo
Ein Spot für Nasonex®, einem Nasenspray gegen allergischen Schnupfen vom Hersteller Schering-Plough. Schön bunt, nett anzusehen, aber möglicherweise wertlos. Das legt eine Studie nahe, die die Wirkung von Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente (DTC-Werbung) in Kanada untersucht hat.
Die Wissenschaftler gingen nach Kanada, da US-Pharmawerbung auch jenseits der Grenze zu empfangen ist und mit dem französisch-sprachigen Landesteil eine ideale Kontrollgruppe existiert. Ausser dem Produkt von Schering-Plough (in Deutschland essex pharma) schauten die Forscher sich die Verkaufszahlen über 5 Jahre von Enbrel® (Amgen, in Deutschland von Wyeth) und Zelnorm® von Novartis an, das letztes Jahr wegen Sicherheitsbedenken vom Markt genommen worden war und die EU nie erreichte.
Bei zwei der untersuchten Medikamente fanden die Autoren der im BMJ veröffentlichten Studie keine Wirkung der Werbekampagne auf die kanadischen Verschreibungsraten. Lediglich bei Zelnorm®, gab es einen kurzzeitigen Effekt. Wobei Zelnorm® das einzige Medikament für die Indikation “Reizdarmsyndrom” auf dem Markt war. Enbrel® und Nasonex® müssen sich gegen Konkurrenten aus der gleichen Wirkstoffklasse behaupten.
Der durchschnittliche US-Konsument sieht täglich neun Werbespots für Medikamente. Information overload?
Der Leiter der Studie weist auf einen Aspekt hin, der die Pharmawerbung nicht nur für die Unternehmen kostspielig macht.
Diese indirekten Kosten sollten nach der geplanten Lockerung des Werbeverbots in der EU im Auge behalten werden.
Soumerai bringt es auf den Punkt:
Möglicherweise ahnen dies die Pharmaunternehmen auch in Europa und haben bei der anstehenden Liberalisierung des Werbeverbots auf die Freigabe der Werbung verzichtet. Stattdessen setzt die EU-Kommission mit Unterstützung der Pharmaindustrie auf die subtilere Information des Patienten.
GSK will Transparenz bei Beratungshonoraren an Ärzte
Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) will in den USA die Höhe seiner gezahlten Beratungshonorare an Ärzte veröffentlichen. Ausserdem soll es eine ausnahmslose Obergrenze geben. Bei 150000 Dollar pro Jahr ist Schluss.
Die Massnahmen von GSK beruhen nicht auf Einsicht, sondern sind die Reaktion auf die Ermittlungen des US-Senats zur Einflussnahme von Ärzten durch die Pharmaindustrie. Eli Lilly und Merck & Co, hatten bereits ähnliche freiwillige Schritte zur Transparenz angekündigt.
Wann endlich in Europa?