Nervenkrieg…

“Oh mein Gott!“

Ich glaube, es gibt kaum etwas, was ich derzeit öfter denke. Meine Nervosität und Hibbeligkeit hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Mein Freund ist langsam genervt von meinem „ Heute in XY Tage“ Oder „ Nur noch XY Tage“ und ein wenig fühlt es sich an wie die Wochen vor dem großen Sommerurlaub, als man noch ein Kind war. Oder vor dem Geburtstag, Ostern, Nikolaus, Weihnachten, ach alles zusammen.

Letzte Woche Freitag war ich auf der Hochzeit meiner Cousine und selbst da war die Frage „Hast du jetzt endlich deinen Platz“ oder „Wann erfährst du denn, ob du einen Platz hast“ definitiv unter den Top 10 („Oh mein Gott, es nervt hört doch mal auf zu fragen“).

Die Angst, dass es nicht klappt ist in den Hintergrund gerutscht, schließlich wurden in den letzten 7 Jahren immer alle, die nicht mehr als 1300 Plätze von dem Grenzrang entfernt waren, zugelassen.

Mich trennten im Sommersemester 650 Plätze… Tausendmal habe ich es nachgerechnet und die großen Zweifel sind gewichen, jetzt geht es (hoffentlich) nur noch um den Ort. Trotzdem, letzte Woche habe ich geträumt, dass ich den Grenzrang um 1 Platz verpasse, auf der Arbeit überfiel mich die Angst, dass ich meinen Antrag nicht abgeschickt habe oder die Post ihn verloren hat… Wo war noch mal die Mail?? Hektisch durchsuche ich mein Postfach, den-ZVS-Ordner… Nichts!!! Oh mein Gott!!! Letztlich habe ich die Mail im Archiv- Ordner gefunden, auf meinen Kontrollblatt in Daisy ist auch nichts Rot, bleibt nur noch die Angst, dass ich die Unterschrift vergessen habe…

Manchmal weine ich auch einfach. Oder ich stelle mir den Tag vor, den Tag auf den ich so lange gewartet habe und es kommt mir unglaublich unreal vor.

Wenn es nicht klappt wäre es natürlich ein richtiger Tritt in die Fresse. Oh mein Gott das wäre wirklich übel.

Letztes Jahr im Wintersemester habe ich angefangen zu zählen. Jeder Monat eine Seite auf meiner Schreibunterlage, jede Woche ein bunter Zahnstocher, jeder Monat in einer anderen Farbe, jeder Tag ein Eppendorf-Tube weniger im Beutel, jeden Tag ein Kreuz mehr auf dem Kalender, einen Tag weniger auf meiner App.

Als es nur noch 100 Tage waren habe ich ein 50cm Lineal genommen und jeden Tag ein Gummi 0,5cm nach vorne geschoben, mittlerweile ist ein zweites Gummi für die Tage bis zu meinem Letzten dazu gekommen. So habe ich versucht mir die Zeit „greifbarer“ zumachen, am Anfang war es frustrierend zusehen, was noch vor mir liegt und wie wenig ich erst hinter mir habe, jetzt ist es gekippt und freut mich jedes Mal.

Zwischen meiner Chefin und mir ist immer noch Eiszeit, zweimal habe ich sie gestern gesehen, ein „Hallo“ habe ich nicht bekommen. Gestern wurde ein grillen geplant, ich erfuhr da von als letzte (nicht das ich Lust hätte meine Freizeit auch noch mit ihr zu verbringen) und heute wurde ich dann auch nicht gefragt, ob ich mit Mittag essen möchte. Danke, ich habe euch auch lieb. Mit meinem Freund war es eh viel schöner…

Eigentlich ist es ein ziemlich feiges Verhalten, einen Vertrag ohne vorheriges Gespräch auslaufen zu lassen, vielleicht merkt sie aber auch, dass auch ich  keinen Bock mehr habe und lässt es unter “stillschweigendes einvernehmen” laufen. Trotzdem frage ich mich, wie es wäre, wenn ich nicht vorher kündigen würde, gäb es gar kein Gespräch? Ob sie schon ausgerechnet hat (so wie ich) wann mein letzter Tag ist? Naja ich bin ja auch nicht besser.

Nächste Woche Dienstag muss und werde ich mich arbeitsuchend melden. Außerdem fängt dann der August an, mein letzter „Wartemonat“

Wenn ich davon lese, wie andere mit ihren Kollegen die letzten Wochen begangen haben, stimmt es mich manchmal traurig, es würde bestimmt einiges einfach machen, wenn alle bescheid wüssten und mit fiebern und sich mit freuen. Aber es ist wohl eher die Ausnahme als die Regel, dass man so offen damit umgeben kann…

Ich werde wohl ab Mittwoch, den 08.08, stündlich im Internet checken, ob schon jemand in den unglaublichen Weiten des Webs, bei der ZVS angerufen hat und ob es schon Info gab. Wenn dann spätestens Donnerstag die ersten mit 12WS und 2,1 einen Platz haben und es freudig in diversen Foren posten, werde ich mir mein Handy schnappen und den kleinen Zettel mit der Telefonnummer der ZVS, sowie meiner Bewerbernummer. Ich werde mich hier auf der Toiletten einschließen und mit einem riesen Knoten im Hals anrufen. Nach der Zusagen werde ich mit einen Piccolo auf mich selber anstoßen, dann alle meine Lieben anrufen, es auf FB posten und dann ganz normal weiter arbeiten ohne eine Miene zu verziehen.

Soweit die Theorie… jetzt muss es nur noch klappen.

Noch 16 Tage bis zum Bescheid, das sind 384 Stunden, noch nicht mal…

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *