Als Standard-Entscheidungskriterien zur Klärung dieser Frage werden meist die anfallenden Kosten oder Aspekte der Steuerungsmöglichkeit verwendet. Eine Exploration des Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (IFABS) ging im Rahmen des Projektes „Außendienst-Kompass / Sales Talk Insights“ (http://bit.ly/HJQXcM ) der Frage nach, ob zwischen den beiden Arbeitsmodellen Unterschiede in der aus Arztsicht bewerteten Betreuungsqualität existieren. Zu diesem Zweck wurden die mit Hilfe der RKA-Methode (http://bit.ly/IGCQDU, http://bit.ly/NC7jVx ) erhobenen Qualitätsdaten von jeweils dreißig zufällig ausgewählten angestellten und dreißig externen Außendienstmitarbeitern verglichen. Verbindendes Element aller Pharma-Berater war die Betreuung der Zielgruppe „Allgemeinmediziner, Praktiker, Hausärztliche Internisten“ für etablierte Präparate aus dem Bereich der Inneren Medizin. Die ermittelten Ergebnisse (vgl. Abb.) zeigen, dass zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf die durchschnittliche Betreuungsqualität kein Unterschied besteht (Angaben der Arzt-Zufriedenheit in Prozent der zugemessenen Merkmals-Wichtigkeit). Der Blick auf die Ergebnisse der drei Teilbereiche zeigt jedoch, dass externe Mitarbeiter bei der Gesprächsführung deutlich besser abschneiden. Im Einzelnen resultiert der Vorsprung aus einer höheren Erwartungserfüllung bei der Herstellung eines konkreten Praxisbezugs der Informationen, bei der Ausgewogenheit von Pro- und Contra-Argumenten sowie bezüglich des generellen Informationsgehalts der Gespräche. Der Grund für den letztgenannten Aspekt liegt vor allem in der zur Präparate-Information verwendeten Zeit. Nach Arztangaben lag der Anteil der Sachinformationen an der Gesprächs-Gesamtdauer bei externen Mitarbeitern im Mittel bei 87%, bei den angestellten Pharma-Referenten lediglich bei 58%. Im Hinblick auf die zugemessene Kompetenz gab es keinen Unterschied, beim Thema „Serviceorientierung“ hatten die angestellten Mitarbeiter jedoch deutlich mehr zu bieten.
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Buchbesprechung "Deadly Medicines and Organised Crime" von Peter Gøtzsche [Akt.]
Was ist der Inhalt von Peter Gøtzsches Buch „Deadly Medicines and Organised Crime“? Wer ist Peter Gøtzsche? Ist das Buch lesenswert?
Im neu erschienenen Buch „Deadly Medicines and Organised Crime: how big pharma has corrupted healthcare“ („Tödliche Medizin und organisiertes Verbrechen: Wie die Pharmaindustrie das Gesundheitswesen korrumpiert hat“) von Peter C. Gøtzsche wird die Pharmaindustrie beleuchtet. Es erscheint ein Jahr nach Ben Goldacre’s Bad Pharma.
Deadly Medicines and Organised Crime | CC BY-SA-NC DES Daughter via flickr
Peter Gøtzsche ist Medizinprofessor in Dänemark, Mitbegründer der Cochrane Organisation und Leiter des Nordic Cochrane Centers. Ein wichtiger Wissenschaftler.
Interessant ist, dass Peter Gøtzsche beide Seiten, jene des unabhängigen Forschers, aber auch jene eines Pharmaangestellten kennt. Wie er im Buch beschreibt, ist es so gekommen, dass er nach seinem Biologiestudium beim Pharmaunternehmen Astra (heute Astra-Zeneca) seinen Berufseinstieg als Pharmareferenten machte.
Pharmareferenten sind gebildete Verkäufer, die den Ärzten die Medikamente des eigenen Unternehmens anpreisen. Sie besuchen und umgarnen Ärzte, so dass die Ärzte möglichst die eigenen Medikamente verschreiben. Pharmareferenten haben in der Regel keine medizinische Ausbildung.
Was Peter Gøtzsche sah, brachte in zum Nachdenken und seine Arbeit stellte ihn vor Gewissenskonflikte. Weckte aber auch sein Interesse und sein kritisches Denken. So nahm er parallel zu seiner Arbeit ein Medizinstudium auf. Sechs harte Jahre mit Doppelbelastung.
Er war fasziniert von der evidenzbasierten Medizin (EBM), welche sich in jener Zeit zu entwickeln begann. Eine Medizin, die sich auf Fakten stützt und nicht auf Hörensagen und pure Meinungen von Autoritäten.
Seine Erfahrungen als ehemaligen Insider der Pharmaindustrie und die Erkenntnisse der evidenzbasierten Medizin machten ihn zu einem Vorkämpfer gegen die Korruption in der Medizin.
In seinem Buch kommt Peter Gøtzsche zum Schluss: die Medizin ist kaputt. Wie schon Ben Goldacre in seinem Buch „Bad Pharma“.
Peter Gøtzsche geht noch weiter und vergleicht die Pharmaindustrie mit der organisierten Kriminalität: Wiederholter, planmässiger Betrug.
Er schreibt mit starken Worten. Nennt Dinge beim Namen.
The main reason we take so many drugs is that drug companies don’t sell drugs, they sell lies about drugs. This is what makes drugs so different from anything else in life…
Als evidenzbasierter Mediziner untermauert er seine Argumente mit Belegen.
Den Kennern der Materie beschreibt er nichts neues.
Man spürt seine ungeheure Wut nach all den Jahren ohne Fortschritte.
Vergleich mit Ben Goldacre’s „Bad Pharma“
Peter Gøtzsche und Ben Goldacre schreiben über das gleiche Thema und kommen zum gleichen Schluss. Beide Bücher deprimieren und machen wütend. Was ist das lesenswertere Buch?
Für mich ist Ben Goldacre’s „Bad Pharma“ das bessere Buch. Ben Goldacre ist für seinen unterhaltsamen Schreibstil bekannt. So ist „Bad Pharma“ unterhaltsam zu lesen, trotz des deprimierenden Inhalts. Zudem legt Ben Goldacre mehr Wert auf die Vermittelung von Hintergrundwissen als auf die Aufzählung von Fakten. Es ist lehrreicher. Man lernt mehr über das Funktionieren der medizinischen Wissenschaft. Lösungsmöglichkeiten werden besser aufgezeigt.
„Bad Pharma“ ist mittlerweile in diverse Sprachen übersetzt worden, auch deutsch.
Peter Gøtzsches Buch „Deadly Medicines and Organised Crime“ bleibt aber ein wichtiges Buch. Die Fakten sind sehr wertvoll.
Die Bedeutung von Peter Gøtzsches Buch ist an den Autoren der beiden Vorwörter ersichtlich. Zum einen Richard Smith, ehemaliger Chefredaktor (Editor-in-Chief) des BMJ und Drummond Rennie, Vizechefredaktor (Deputy Editor) des JAMA. BMJ und JAMA gehören zu den angesehensten Medizinzeitschriften (medical journals). Das Vorwort von Richard Smith kann auf seinem Blog gelesen werden. Es lohnt sich.
Fazit
Peter Gøtzsches Buch „Deadly Medicines and Organised Crime“ ist ein wichtiges Buch. Die Fakten sind sehr wertvoll. Ben Goldacre’s Bad Pharma ist aber lesenswerter.
Die beschriebenen Probleme der Medizin und der Pharmaindustrie sollten alle Leute kennen. Wenn die Probleme nicht genügend Leuten bekannt sind, werden sie auch nicht behoben.
Alle Personen mit Bezug zur Medizin sollten Ben Goldacre’s „Bad Pharma“ lesen.
Nachtrag
[Aktualisierung 06.12.2014: Peter Gøtzsches Buch ist auf deutsch erschienen: Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität: Wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert. Zudem strahlt das Wissenschaftsmagazin von Radio SRF eine Buchbesprechung aus.]
[Aktualisierung 11.01.2015: Der Infosperber hat ein Kapitel der deutschen Übersetzung abgedruckt: Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität, 21. Nov 2014]