Es ist wieder mal soweit. In der frühen Morgenstunde erreiche ich dank unphysiologischem Nachtdienst unausgeschlafen den mir mittlerweile wohlbekannten Kindergarten. Die Kinder begrüßen mich aufs Herzlichste. Schön wieder hier zu sein. Kinder sind toll, sie sind einfach immer ehrlich und frei raus, so putzig. “Monstadag, deine Augen sind so müde!” “Hoooose dreckig, Hoooose dreckig” kichern die Kleinen. Ich ändere meine Meinung schlagartig …
Und schon sitzen wir wieder in der Runde zusammen. Heute haben wir das Thema Adipositas. Sicherlich ein etwas heißes Eisen, denn in der Kindheit werden bereits nötige und unnötige Fettzellen gebildet, je nach häuslicher Ernährung. Eigentlich hätte ich die Eltern dazu einladen sollen …
“Guten Morgen Kinder!”
“Guten Morgen Monstadog!”
“Heute erzähle ich euch von einer weit verbreiteten Zivilisationskrankheit, die Fettsucht. Also … hört mal her … wenn ihr viel Chips und Pommes esst werdet ihr später mal ganz dick werden …”
“Lecka!” bemerkt ein kleines dünnes Mädchen neben mir.
“Ja, das ist schon lecka. Ich ess das ja auch gerne mal … und so ein Burger … Mann …”
Die Kindergärtnerinnen schütteln den Kopf.
” … äh … also natürlich nur manchmal, aber wenn man zu viel davon isst wird man fett. Und dann kriegt man Krankheiten …”
Ein kleiner Junge zieht sein Pausenbrot heraus und möchte gerade anfangen zu essen.
“Moment mal, darf ich kurz sehen, was du da isst?” Ich nehme das Sandwich an mich.
Der Junge bricht sofort in Tränen aus. Eine Kindergärtnerin beruhigt ihn.
“Monsterdoc möchte das Brötchen nur untersuchen, du bekommst es nachher wieder.”
“Aha, das ist doch Mayonnaise? Das ist aber … nicht … ”
Ungeschickt fällt mir das Brötchen aus der Hand, und landet, wie soll es anders sein mit der Essfläche auf dem Boden. Der Nachtdienst ist schuld, eindeutig …
Der kleine Junge beobachtet die Szenerie und bekommt nun einen Tobsuchtanfall. Krampfhaft versuche ich die Reste der Stulle zu bergen. Die Kinder johlen und grölen, das reinste Tohuwadingsda oder so ähnlich. Die Kindergärtnerinnen versuchen die Meute zu bändigen. Irgendwie habe ich mir meinen Vortrag etwas anders vorgestellt.
“Du bekommst ein neues Brötchen … wenn ich das nächste Mal komme, ich verspreche es …”
Doch der Junge interessiert sich irgendwie nicht für meine Worte. Die leitende Erzieherin gibt mir zu verstehen, dass ich doch lieber gehen solle. Ich beherzige ihren Rat und versuche unauffällig den Raum zu verlassen. Und so kommt es wie es kommen muss, ich rutsche auf der Mayonnaise aus und lande knallhart auf meinem Gesicht … Das hat gesessen. Schlagartige Stille!
Dann tosendes Gelächter! Ich bin wieder rehabilitiert. Auch der Stullenjunge kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.
“Mein Auge, ich glaube, das gibt ein Veilchen! Seht ihr und deshalb keine Mayonnaise mehr aufs Brot!”
Die Kinder haben verstanden. Meine didaktischen Fähigkeiten sind begrenzt, ich weiß, aber ich komme äh lande immer auf dem Punkt, stimmts? Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Monsterdoc erklärt Kindern die Medizin …
Artikel von: Monsterdoc