Vorsicht Arzt!

Irren ist menschlich. Jeder macht Fehler. In gewissen Situationen jedoch sind Fehler von weitreichender Konsequenz. Wenn diese Fehler in der Medizin auftauchen, dann steht für die betroffenen Patienten meist viel auf dem Spiel.

 

Wie diese Fehler aussehen können, habe ich bereits in einigen Artikeln zuvor zu beschreiben versucht. Falsche Diagnosen sind ein „beliebter“ Fehler, indem man Krankheiten diagnostiziert, die gar nicht da sind oder aber schlichtweg bestehende Krankheiten nicht erkennt oder falsch einordnet (http://www.yamedo.de/blog/immer-mehr-falsche-diagnosen-2012-2/).

Dann kommt die nächste Hürde auf den Patienten zu: die Diagnose ist gestellt (der Einfachheit halber nehmen wir einmal an, dass es sich um die richtige Diagnose handelt), dann muss ein Medikament verschrieben werden. Aber ca. 40 Prozent der Rezepte sind falsch ausgestellt, vor allem für ältere Patienten, die meist mit mehreren Medikamenten „beglückt“ werden müssen (http://www.yamedo.de/blog/40-prozent-der-rezepte-fur-aeltere-patienten-sind-fehlerhaft/). Da fällt es einem nicht sonderlich schwer nachzuvollziehen, dass jedes Jahr fast 60.000 Patienten durch die Wirkung bzw. Nebenwirkung von Medikamenten zu Tode kommen (http://naturheilt.com/blog/medikamente-nebenwirkung-tod/).

Doch nicht nur bei mir ist dies ein Thema: Ein Artikel, der im April in der Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen erschien (http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/immer-oefter-zweitmeinung-vorsicht-arzt-11729064.html), spricht in diesem Zusammenhang sogar von 50 Prozent der Diagnosen, die entweder schlicht falsch sind oder zu spät erhoben wurden. Allerdings scheint sich der Artikel nur auf die Diagnose von Krebserkrankungen zu beziehen. Aber da es sich bei dieser Erkrankung um ein deutlich ernsthafteres Geschehen handelt als dies z.B. bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit der Fall ist, kann man sich nur wundern, warum hier eine so hohe Fehlerquote zu verzeichnen ist. Oder kann das daran liegen, dass die gesamte Onkologie sowohl bei der Diagnose und der Behandlung mehr oder weniger häufig ins Blaue schießt und dann hofft, doch noch das Schwarze getroffen zu haben?

Wenn man sich die medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen einmal anschaut, dann drängt sich einem dieser Verdacht auf. Denn hier kommen Substanzen zum Einsatz, die die Lebenserwartung der Patienten nur wenige Wochen oder Monate verlängern, dafür aber mit fast unerträglichen Nebenwirkungen verbunden sind, die die Lebensqualität dieser wenigen Wochen so herabsetzen, dass man hier kaum noch von einer Behandlung im eigentlichen Sinne reden kann (http://www.yamedo.de/blog/bekanntes-krebsmedikament-mehr-schaden-als-nutzen/). Und die wenigen Wochen erbärmlicher Lebensqualität kosten dann auch noch eine nette Stange Geld (http://www.yamedo.de/blog/abkassierer-pharmakonzerne-beispiel-altersblindheit-von-avastin-zu-lucentis-das-millionengeschaft/).

Dass es sich bei diesen Ausführungen nicht um Schwarzmalerei handelt, wird von dem „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) bestätigt. Denn das Fachblatt scheint dieses Übel sehr ernst zu nehmen. Es bezeichnet die Fehldiagnosen als die kommende Großfront im Kampf für mehr Patientensicherheit. Zu diesem Zeitpunkt konnte man in der Schulmedizin aber schon auf eine 10-jährige Front gegen Behandlungsfehler zurückblicken. Es gab Checklisten, Computerprogramme, immer wieder revidierte Sicherheitsstandards, Simulationskurse usw. Wenn man der JAMA glauben darf, dann hat all dies nicht sonderlich gefruchtet. Warum sonst diese Ankündigung der Großfront für die Patientensicherheit?
Da darf man doch gespannt sein, wann das Ding mit der Patientensicherheit in die Realität umgesetzt werden wird.

Oder ist das auch nur wieder eine Fassade, hinter der ein ganz anderes Süppchen gekocht wird? Wenn man hinter diese Fassade lugt, dann muss man schnell feststellen, dass hier wirklich ein anderer Aspekt aufgearbeitet wird, die Arztsicherheit. All diese Bemühungen dienen nämlich auch/in erster Linie als Selbstschutz für die Ärzte. Denn alle diese Sicherheitsprozeduren und -bemühungen, vorausgesetzt sie werden eingehalten und angewandt, schützen den Arzt im Falle von Komplikationen beim Patienten vor strafrechtlicher Verfolgung. Denn dann hat er vom Gesetz her alles mögliche getan, um den Patienten ordnungsgemäß zu behandeln. Wenn der Patient aber z.B. an den Nebenwirkungen der verabreichten Zytostatika verstirbt, dann hat er halt Pech gehabt. Rechtlich ist der Arzt aus dem Schneider.

Besonders toll treiben es in dieser Beziehung anscheinend unsere amerikanischen Freunde: Hier steht der Arzt fast schon mit einem Bein im Knast, wenn er nicht dem offiziellen Protokoll aufs i-Tüpfelchen folgt. Das mag übertrieben klingen, ist aber traurige Realität. Vor etlichen Jahren bekam eine Rentnerin in den USA einige Hunderttausend Dollar Schmerzensgeld von McDonald zugesprochen, weil McDonald nicht auf den Pappbecher mit heißem Kaffee aufgedruckt hatte, dass der Kaffee heiß ist. Die Rentnerin verschüttete den Kaffee und verbrühte sich. Da fragt man sich, warum die Rentner in den USA nicht wissen, dass Kaffee meistens heiß serviert wird. Oder war das eine bewusste Aktion, Schmerzensgeld abzustauben? Wenn es also schon bei McDonald mit so harten Bandagen zugeht, um wie viel härter wird es dann in dieser Hinsicht bei der medizinischen Behandlung zugehen?

Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir also Diagnosen, Fehldiagnosen, Fehlbehandlungen und Patienten, die gegen die ärztlichen Fehler gerichtlich vorgehen könnten. Also sind Patientensicherheit und die rechtliche Sicherheit des behandelnden Arztes einige extra Mühen wert. Eine dieser extra Mühen sind Studien über dieses Thema. Aus eben geschilderten McDonald-Gründen sind auch hier die Amerikaner wieder einmal die Vorreiter. Ein fleißiger Studienbetreiber in dieser Richtung ist Robert Wachter von der Universität von Kalifornien in San Francisco. Der führte eine Umfrage vor etwa einem halben Jahr durch, in der er 6400 Kliniker zum Thema Fehldiagnosen befragte. Die Hälfte dieser befragten Mediziner gab an, mindestens einmal im Monat eine falsche oder verspätete Diagnose von einem Kollegen oder aber auch eigene Fehler zu entdecken. Zwei Drittel der Befragten gingen davon aus, dass 10 Prozent der Fehldiagnosen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Und 96 Prozent der Ärzte meinte, dass diese Fehler vermeidbar gewesen wären.

Diese Antworten bereiten den Boden für weitreichendere Bemühungen, für noch mehr „Patientensicherheit“ zu sorgen. In Deutschland ist man hier auch rege geworden. So soll die Sicherheit verbessert werden, indem man in den Krebskliniken z.B. wöchentliche „Konzile“ abhält, an denen Chirurgen, Onkologen, Radiologen, Internisten, Nuklearmediziner, Pathologen usw. teilnehmen und sich miteinander austauschen müssen. Dann gibt es da noch die „Tumorboards“, die über mehrere Wochen durchgeführt werden.
Was ein Tumorboard ist und was da gemacht wird, wird kurz, aber prägnant in Wikipedia beschrieben (https://de.wikipedia.org/wiki/Tumorboard).

Dann ist da noch die Genomsequenzierung, ein weiteres Steinchen im großen Behandlungs-Puzzle von Krebserkrankungen. Aber die Frankfurter Allgemeine muss an dieser Stelle zugeben, dass niemand weiß, ob die Überlebenschancen mit diesem Aufwand verbessert werden. Da ist es schon fast grotesk zu nennen, wenn die Fachzeitschrift „Cancer“ eine Arbeit mit 149 Patientinnen mit Brustkrebs her nimmt und damit belegen kann, dass diese Tumorkonzile zu „veränderten Therapieempfehlungen geführt haben“. Und ich dachte immer, dass sich die Effektivität einer Maßnahme in dem Resultat ausdrückt, also in diesem Fall die Überlebenszeiten der Patienten verlängern hilft.

Es gibt noch weitere Bemühungen im Kampf gegen den Krebs, wie z.B. der Austausch von Röntgenaufnahmen und elektronischen Krankenakten über das Internet. Hier wird ein leichter und kurzer Weg ausgenutzt, um zu einer zweiten Meinung zu gelangen. Die Uniklinik in Dresden arbeitet mit dieser Methode. Aber da auch in den Kreisen der Schulmedizin der Eindruck entsteht, dass hier eine Methode im Vordergrund steht und nicht der Patient, bemüht man sich, auch dem Patienten gerecht zu werden. Denn der ist es, der die Folgen der Methode über sich ergehen lassen muss, als Behandlung. So werden die Patienten teilweise auch zu den Tumorboards hinzugezogen. Interessant ist an dieser Stelle, was die Frankfurter Allgemeine preisgibt: „Manchen Spezialisten behagt das zwar nicht, weil sie den Kontakt zum Patienten oft gar nicht gewohnt sind…

Habe ich das Richtig verstanden?

Spezialisten verpassen Patienten Therapien, die sie überhaupt nicht zu Gesicht bekommen haben?

Na dann.

Kein Wunder, wenn der fehlende Kontakt zwischen Onkologen und Patienten zu einem Vakuum führt, in dem die Patienten dann doch lieber noch eine weitere Meinung einholen wollen: Im Bereich der Onkologie tummeln sich sogenannte „Zweitmeinungsservices“, die sich als Dienstleister verstehen und die Kommunikation zwischen Tumorspezialisten, Hausarzt und Patienten aufrecht erhalten. Über diesen Service werden dann digitalisierte Bilder und Befunde an ein Tumorboard geschickt und als Zweitmeinung ausgewertet. Und zu 50 Prozent der Fälle entspricht die Zweitmeinung nicht der Originaldiagnose des Arztes. Auf dem Land seien es sogar bis zu 70 Prozent. Und wie es aussieht, werden die Kosten (zwischen 200 und 600 Euro pro Gutachten), für diesen Service schon von einigen Krankenkassen getragen.

Damit hat der Mangel der Schulmedizin doch noch sein Gutes. Man macht Kasse mit der falschen Behandlung und dann Kasse mit der Richtigstellung – falls es eine Richtigstellung ist. Denn dieses Sich-Verheddern in den Details einer komplizierten Struktur mit zig Vorgängen und Vorschriften bei der Krebsbehandlung ist nur das allzu bekannte Resultat eines Ignorierens von Ursachen. Alle diese Bemühungen kratzen nicht einmal porentief an der Beseitigung der Ursachen. Denn die Ursache für eine Krebserkrankung liegt nicht im Fehlen von Zweitmeinungen oder schlechtem diagnostischem Verhalten seitens des Arztes.

An dieser Stelle macht der Frankfurter Artikel Halt. Es geht ihm nur um eine bessere Verwaltung von Krankheiten und der besseren Verwaltung des Mangels in der Behandlung, nicht um deren Beseitigung. Eine ursächliche Therapie von Krebs sieht nach meiner Meinung signifikant anders aus. Die strikte Ablehnung von natürlichen, biologischen Therapie-Alternativen seitens der Schulmedizin (sei es auch nur zusammen mit den konventionellen Methoden), zeigt den Mangel an Einsicht und Willen, die Ursachen der Erkrankung anzugehen. Statt dessen tummelt man sich lieber auf „Tumorboards“ und gibt dies als „Durchbruch“ in der Krebsbehandlung aus …

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