Ein Bericht von Juliane Lindenberg über ihren Einsatz auf Mindanao, Philippinen
Vier Wochen Einsatz als „German Doctor“, wie wir auf den Philippinen genannt werden, im Krankenhaus in Cagayan de Oro, galten als Vorbereitung für die bevorstehende „Rolling Clinic“. Die Bedenken, ob ich meinen Herausforderungen gewachsen sein werde sind aber unverändert vorhanden und mischen sich mit Vorfreude und etwas Abenteuerlust. Man hat ja keine Vorstellung was einen erwartet an kulturellen Eindrücken, Erkrankungen, Hygiene- und Straßenverhältnissen.
Montag in der Früh, unmittelbar vor der Abreise trifft sich das Team zum ersten Mal. Nazar, der Fahrer und „Mädchen für Alles“, wie sich schnell zeigt, ist schon viele Jahre dabei. Kenny ist Krankenschwester und auch schon einige Jahre mit der Rolling Clinic unterwegs, sowie Virlyn, die sich um unsere Apotheke kümmert. Obwohl Dr. Jong, der philippinische Zahnarzt, und die Gebietskoordinatorin erst unterwegs zusteigen, ist unser Geländewagen bereits jetzt randvoll gepackt mit medizinischen Utensilien, Taschen und einem Grundstock an Verpflegung. Später weiß ich, dass voll nicht gleich voll bedeutet und noch so einige Personen mehr in das Auto hinein passen.
Bereits für den ersten Tag ist eine Halbtagsklinik in der Bergregion von Gingoog vorgesehen. Unser Eintreffen verzögert sich allerdings um mehrere Stunden, denn die unzähligen Baustellen auf der Straße bis Gingoog City zwingen uns zu häufigem Stop and Go. Der Weg in die entlegene Bergregion, inklusive Durchquerung eines steinigen Flusslaufes, stellt das Können unseres Fahrers auf die Probe. Kaum eingetroffen strömen die Menschen aus all ihren Hütten zum Dorfplatz, wo wir in Windeseile unsere Klinik in einem Gemeindehaus einrichten. Alle packen mit an, selbst der gebrechlichste Patient, der später in unserer Sprechstunde erscheint, versucht beim Aufbau zu helfen. Eine Hilfsbereitschaft, die ihresgleichen sucht.
Einige Stunden lang können Patienten behandelt werden. Die meisten kommen mit Erkältungen, wobei meine Aufgabe darin besteht, die schweren Fälle mit Lungenentzündung oder Tuberkuloseverdacht heraus zu fischen. Viele haben Hautprobleme, allergische Reaktionen, Pilzerkrankungen und infizierte Wunden, viele Kinder mit Bauchschmerzen, am ehesten durch Würmer bedingt. Pünktlich um 18 Uhr wird es nach tropischer Manier fast schlagartig dunkel. Das beeindruckt uns noch nicht. Als jedoch um 19 Uhr der Strom ausfällt, wird die Arbeit bei Kerzenschein und Stirnlampe deutlich erschwert. Insekten in allen Größen fliegen mit Wucht auf den Lichtkegel meiner Stirnlampe zu und somit mir direkt ins Gesicht. Der Bürgermeister des Ortes muss selbstverständlich noch als letzter behandelt werden. Im Dunkel wird wieder mit Unterstützung aller das Auto gepackt und die Fahrt durch den Fluss und über unwegsame Straße zum Nachtquartier ist im Dunkel nicht weniger abenteuerlich. Nazar, unser Fahrer, bekreuzigt sich mehrmals.
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