Hajo der Stationsarzt – der Horror geht weiter

( … was bisher geschah … ) Hajos Gehirnwindungen deformieren sich, seine Sinne schwinden, der Mond scheint und Anna ist hier, ganz nah, viel zu nah. Doch das ist jetzt alles egal, der Augenblick zählt. Überall Blut, wahrlich kein schöner Anblick aber in diesem Moment so passend, so schön …

“Wahhhaaa !!!” Hajo schreckt hoch. Dabei stößt er sich ganz fürchterlich den Schädel am Regal an. Ein Traum, es ist nur ein Traum gewesen. So realistisch, so perfekt. Oder doch nicht? Hajo bekommt Zweifel, als er das zerbrochene Bücherregal am Boden liegen sieht. Alle Bücher sind im Zimmer verteilt … er stutzt … Blut … nein … zum Glück ist nirgends Blut … also dann muss es ein Traum gewesen sein … da ist sich Hajo sicher.

Alles in Ordnung also. Aber war das nicht eine Art Wunschtraum? Erneut kommt er ins Grübeln, sehr intensiv muss er an Anna denken. Sicher hatte er heute Nacht im Eifer des Gefechts das Bücherregal zerlegt … muss so gewesen sein und außerdem … er spurtet zu seinem Notfallset … es ist unversehrt, unblutig. Gut, das ist geklärt. Irgendwie ist Hajo erleichtert, aber irgendwie auch nicht. Er ist verwirrt.

Der Tag verläuft relativ unauffällig. Hajo sortiert sein Zimmer und seine Gedanken, am Nachmittag telefoniert er mit Michelle. Annas Sachen sind alle weg, sie scheint wieder in ihrer Wohnung zu sein. Er fühlt sich gut, seine Rippen sind stabil. Was spricht dagegen, dass er morgen arbeiten geht? Nichts! Na also. Später ruft er dann den diensthabenden Chirurgen an und kündigt diesem sein Vorhaben an. Prima! Endlich wieder arbeiten, denkt sich Hajo. Ohne geht nicht! Und außerdem hat er keinerlei Lust mehr auf Krankheiten … und Platzwunden …

Und so bringt Hajo eine weitere Nacht mit interesssanten Träumen zu. Am nächsten Morgen erwacht er ausgeglichen und zufrieden. Nach einem kurzen Kaffee mit trocken Brot verlässt er leise die WG. Alle schlafen noch. Endlich wieder in der Betonburg, in seinem Krankenhaus, auf seiner Station … als Arzt … nicht als Patient. Das ist gut, das ist sehr gut.

Alle Chirurgen treffen sich zur Röntgenbesprechung vor dem Anlaufen der Operationssäle. Chefarzt, Oberärzte, Assistenten … alle da, nur eine fehlt noch … Anna.

“Sind sie wieder fit?” fragt ihn der Chef.

“Klar” entgeget ihm Hajo selbstsicher.

“Das war aber auch ne Sache, na ja, zum Glück sind Sie wieder wohlauf … es gibt eine Menge Arbeit”

Hajo lächelt etwas gequält. Der Chefarzt zwinkert ihm freundlich zu.

Die ersten Bilder hängen schon parat, dann öffnet die brünette Oberärztin die Türe.

“Guten Morgen”

Hajo guckt sie an und wird schlagartig weiß wie eine Wand. Sein Kreislauf droht zu versagen, er kann nicht glauben, was seine Augen sehen … das kann jetzt nicht wahr sein …

“Oha Frau Kollegin, was ist denn mit Ihnen passiert?” fragt der Chefarzt.

“Och, kleine Schramme … bin … äh … ausgerutscht.”

Dabei lächelt sie Hajo an. Dieser möchte am liebsten in den Boden versinken. Über Annas linker Augenbraue klebt ein Pflaster … warum nur?

“Mensch, wir haben echt ein Lazarett hier … ” bemerkt Hajos Vorgesetzter, ” … aber nun zu den Röntgenbildern … ”

Die Röntgenbesprechung rauscht an Hajo komplett vorbei, auch bei den folgenden Operationen ist er nicht vollständig bei sich. Seine Hände arbeiten aber wie gewohnt, jeder Handgriff sitzt. Beruflich ist er rehabilitiert, aber beziehungstechnisch?

Also doch kein Traum, Anna hat eine Kopfplatzwunde, Hajo hat sie versorgt und sie haben sich geküsst, … letzte Nacht. So wars. Jetzt wirds doch noch interessant. Später in der Teeküche treffen Anna und Hajo aufeinander. Small-Talk über die Wohnung, das Konzert gestern Abend. Los, Hajo, frag sie doch, frag sie endlich, was das für eine Verletzung ist, dann weißt du was Sache ist … na mach schon! Der Stationsarzt kann nicht, … nein, er ist innerlich völlig aufgewühlt, wenn er jetzt fragt, und es ist so wie er denkt, dann … und wenn nicht … ach, völlige Blockade.

“Alles klar, Hajo?”

“Klar!”

Anna lächelt … so wie sie ihn noch nie angelächelt hat. Schlagartig wird Hajo klar: Kein Traum. Seine Knie werden butterweich, seine Stimme versagt. Er will nur noch raus und doch hierbleiben, bei ihr …

Doch der OP ruft und trennt die beiden vorerst, Hajo muss wieder an die Instrumente ran … abends kommt er schließlich völlig erschöpft zu Hause an. Was für ein Tag …

Wie es weitergeht, erfahrt Ihr, liebe Leser, wie gewohnt am nächsten Dienstag …

 

Artikel von: Monsterdoc

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