Es erkranken jährlich in Deutschland etwa 300.000 Menschen an Krebs und etwa jeder fünfte Deutsche stirbt an einer Tumorerkrankung, eine Zahl, die in den nächsten Jahren zweifelsohne zunehmen wird.
Etwa 55% aller Patienten werden mit einer noch örtlich begrenzten Tumorerkrankung diagnostiziert und kommen so zur Therapie, hiervon können ca. zwei Drittel durch die lokalen Therapiemaßnahmen (Chirurgie und Strahlentherapie) geheilt werden.
Die Strahlentherapie als lokale, resp. lokoregionäre Maßnahme zielt also darauf, die Tumorzellen im Primärtumor und gegebenenfalls in den zugehörigen Lymphbahnen und Lymphknoten abzutöten. Für die Heilung ist die Kontrolle des lokalen bzw. lokoregionären Tumors, d.h. die Verhinderung des Lokalrezidivs eine wesentliche Voraussetzung und von entscheidender Bedeutung. In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass ca. ein Drittel aller Tumorpatienten, die nicht geheilt werden können, nicht an einer Fernmetastasierung, sondern am lokoregional nicht kontrollierten Tumor versterben.
Die restlichen 45% kommen mit einer fortgeschrittenen, metastasierenden Erkrankung zur Behandlung, eine Heilbehandlung ist meist nicht oder nur für einen kurzen Zeitraum möglich.
Von allen diesen Patienten erhalten etwa 70% in ihrem weiteren Krankheitsverlauf eine Strahlenbehandlung. Diese dient dann im wesentlichen der Bekämpfung von Schmerzen und anderen, den Patienten bedrängenden Symptomen, eine längerfristige Ausheilung der Tumorerkrankung ist in diesen fortgeschrittenen Krankheitsstadien nur in wenigen Fällen möglich.
Im Allgemeinen ist bei einer Strahlenbehandlung das Risiko einer schwergradigen und dauerhaften Verletzung gesunder Gewebe gering. Die Schwellendosen (Gesamtdosis einer mit 5 x 2 Gy oder 5 x 1,8 Gy pro Woche fraktionierten Strahlentherapie), die am Normalgewebe nicht überschritten werden dürfen, sind bekannt. Die moderne Radioonkologie wählt die Strahlendosen und die technisch hoch präzisen Applikationsverfahren so, dass das Risiko von bleibenden und stärkeren Beeinträchtigungen in einer akzeptablen Größenordnung bleibt.
Grundsätzlich differiert die Strahlentherapie im Maß ihrer Risikobereitschaft nicht von anderen Disziplinen und Therapieverfahren in der Medizin, insbesondere in der Onkologie, die u.U. sogar ein Letalitätsrisiko in kauf nehmen müssen.
Eine Unterdosierung in der Strahlentherapie ist aber besonders gefährlich, gefährdet sie in hohem Maße das Ziel, alle oder eine möglichst hohe Zahl von Tumorzellen zu vernichten.
Die Radioonkologie ist ein interdisziplinäres Fach, denn sie ist doch in fast alle onkologischen Therapiestrategien maßgeblich eingebunden.
Das frühe interdisziplinäre Konsil, die frühzeitige konsiliarische Einbindung des Radioonkologen in die onkologische Diagnostik und Therapieplanung, sind heute unverzichtbare Bestandteile einer optimierten onkologischen Strategie.
Dabei spielt die Qualitätssicherung eine immer wichtigere Rolle, aus diesem Grunde ist die Erarbeitung von therapeutischen Leitlinien heute eine der wichtigsten Aufgaben, denen sich die einzelnen Fachdisziplinen stellen müssen.
Nicht nur aus klinischen, sondern auch aus forensischen Gründen kann in der Radioonkologie nicht auf die fachgebundene Nachsorge verzichtet werden. Wie alle anderen onkologischen Disziplinen ist die Radioonkologie nicht nur verpflichtet, sich über den klinischen Verlauf der von ihm behandelten Patienten zu informieren, sondern insbesondere auch die möglichen Spättoxizitäten seiner Behandlungsmodalität zu erfassen, um daraus notwendige Konsequenzen im Hinblick auf Therapiemodifikationen zu ziehen.