Sozialunternehmertum und Sozialengagement – Vertrauen ist das A und O für Spendenbereitschaft

Dr. Peter Müller beim KommGe 2012

Dr. Peter Müller, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheit. Bildnachweis: KommGe – Kommunikationskongress der Gesundheitswirtschaft

Mit der dunklen Jahreszeit kommen nicht nur allmögliche Weihnachtsnaschereien in die Regale der Supermärkte, auch die Briefkästen privater Haushalte und Unternehmen füllen sich mit Spendenwerbung. Gehören Sie auch zu den 22 Millionen Deutschen, die vergangenes Jahr insgesamt 4,3 Milliarden Euro gespendet haben? (Quelle: Bilanz des Helfens 2012, Deutscher Spendenrat e.V.). Etwa 6,7 Mal pro Jahr spenden die Deutschen, insgesamt etwa 29 Euro pro Spende. Von denen flossen 74 Prozent in humanitäre Hilfe. Knapp acht Prozent gingen an Kultur – und Denkmalpflege, fünf Prozent an den Tierschutz und rund vier Prozent erreichten Umweltschutzorganisationen.

Wann und für welche Zwecke spenden Sie? Nehmen Sie an der Umfrage der Stiftung Gesundheit bei Facebook hier teil.

Bei konkreten Naturkatastrophen, wie etwa der Tsunami vergangenes Jahr in Japan, oder bei Hungersnot, wie in Somalia, lässt die Spendenbereitschaft zum Glück nicht lange auf sich warten. Aber wie finanzieren sich Non-Profit-Organisationen (NPO) in Deutschland? Dazu referierte Dr. Peter Müller, Vorstand der Stiftung Gesundheit, auf dem 6. KommGe, Kommunikationskongress der Gesundheitswirtschaft, am 10.10.2012 im Pannel „Von Fundraising bis Lobbying: Ideelle und finanzielle Unterstützung für gute Ideen gewinnen“.

Keine Gewinnausschüttung – Erträge fließen in Sozialprojekte

Viele NPOs agieren in Deutschland als Bittsteller und seien zum größten Teil auf staatliche Mittel und Spenden angewiesen. Nur wenige NPOs operieren mit ihren Services auf dem freien Markt, berichtet Müller. Und wie macht es die Stiftung in Hamburg? „Um die satzungsgemäße Aufgabe – Transparenz im Gesundheitswesen zu schaffen mit differenzierter gesundheitlicher Information für ein breites Publikum – zu erfüllen, steht bei unserer Tätigkeit die Wirtschaftlichkeit im Dienst der guten Sache. Das heißt, wir setzen die Mittel so ein, dass daraus ein Mehrwert wächst. Statt die Früchte der Arbeit als Gewinne auszuschütten, fließen die Erträge wieder in die gemeinnützige Arbeit – als soziale Wertschöpfung.“ Entsprechend versteht sich die Stiftung Gesundheit als Sozialunternehmen.

Einen Teil der Mittel erwirtschafte die Stiftung Gesundheit selbst, etwa durch Lizenzvergaben der Arzt-Auskunft an Krankenversicherungen und Gesundheitsportalen. Zudem unterstütze die Stiftung Gesundheit Fördergemeinschaft e.V. die Arbeit mit Geldmitteln, die aus Spenden zur Verfügung stehen, und Ressourcen. „So hat sie zum Beispiel wesentlich dazu beigetragen, die Arzt-Auskunft zu realisieren und stets weiterzuentwickeln. Aber auch neue Sozialprojekte konnten damit ins Leben gerufen werden, wie beispielsweise das Projekt Barrierefreie Praxis.“

Sozialengagement ist willkommen

Auch die Kaiserswerther Diakonie aus Düsseldorf, ein Krankenhaus mit elf Fachkliniken, stationärer und ambulanter Altenhilfe und Sozialen Diensten, ist auf Geldspenden angewiesen. Jährlich erhalte sie ca. eine Millionen Euro Geldspenden, berichtet Wolfram Scharenberg, Leitung Unternehmenskommunikation & Fundraising der Kaiserswerther Diakonie auf dem Kongress. Doch neben dem Geld ist ebenfalls Sozialengagement willkommen, etwa durch Zeitspenden. „Wir brauchen ehrenamtliche Mitarbeiter/innen – sie sind positive Multiplikatoren und Wirtschaftsfaktor zugleich.“ In Deutschland liegt der geschätzte Wert durch freiwillige Helfer bei etwa 35 Milliarden Euro jährlich – bei Annahme von 7,50 Euro als Stundenlohn (Quelle: AMB Generali, Engagementatlas 2009). Im Durchschnitt leisten Bürger 16,2 Stunden freiwillige Arbeit pro Monat, das sind jährlich 4,6 Milliarden Engagementstunden in Deutschland. 34 Prozent aller Deutschen über zehn Jahre engagieren sich ehrenamtlich mit folgenden Zielen: Sie wollen Interesse vertreten und Probleme lösen, Gesellschaft im Kleinen mitgestalten, mit anderen Menschen zusammen kommen und sehen Engagement als wichtige gesellschaftliche Aufgabe.

Ohne Vertrauen keine Spenden

Aus den Zahlen wird deutlich: Die Bereitschaft zu spenden – sei es mit Geld oder Zeit – ist vorhanden. Nun müssen die Spender zu den NPOs finden – und umgekehrt. Über verschiedene Kommunikationsmaßnahmen müsse erstmal Vertrauen aufgebaut werden. Für Scharenberg steht fest: „Ohne Vertrauen gibt es keine Spender.“

Laut der Befragung „Informationsbedarf und Vertrauen privater Spender“ der PricewaterhouseCoopers AG schafft Vertrauen, wenn die Spendenorganisation …

• … öffentlich Rechenschaft über Einnahmen und Ausgaben ablegt“ (74%)

• … von sich aus über Projekte und Aktivtäten berichtet“ (67%)

• … allgemein sehr bekannt ist“ (53%)

• … nicht negativ in den Medien erwähnt wird“ (60%)

• … schon lange besteht“ (58%)

• … bekannt ist, weil Verwandte, Freunde oder Kollegen dafür spenden (48 %).

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *