Krankenhäuser in Not

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(P. Köhler) Auf Beschluss des Kreistages werden in den nächsten Monaten die Krankenhäuser von Isny und Leutkirch geschlossen, und das Krankenhaus von Bad Waldsee wird die Grundversorgung aufgeben. Damit soll das jährliche Defizit des Klinikverbundes Oberschwaben, dessen Kernhäuser in Ravensburg liegen, von 10 Mio Euro verringert werden. 

Vielen anderen öffentlichen Akutkrankenhäusern in der Bodenseeregion geht es, den Medienberichten zufolge, nicht besser:

Die Kreiskliniken Biberach machten im letzten Jahr 9,5 Mio Euro Verlust und werden vermutlich die Dependancen in Laupheim und Riedlingen schließen, das Krankenhaus von Ochsenhausen ist bereits weg. Die Kreiskliniken Tuttlingen/Spaichingen haben einen Jahresverlust von 1,6 Mio Euro und diskutieren deshalb, ob der kleinere Standort bleiben kann. Im städtischen Krankenhaus Stockach schlugen zuletzt 590.000 Euro Verlust zu Buche. Der Zollernalbkreis fuhr mit seinen Kliniken zuletzt 5,5 Mio Euro Verlust ein; das Haus in Hechingen ist deshalb schon geschlossen; Balingen und Albstadt bleiben in Gefahr. Der Landkreis Sigmaringen hat defizitäre Häuser in Bad Saulgau (-0,8 Mio) und Pfullendorf (-1,0 Mio Euro in 2010); die Geburtsabteilung in Pfullendorf wurde schon geschlossen. Der Schwarzwald-Baar-Klinikverbund musste sich aus Furtwangen (2003) und St. Georgen (2012) zurückziehen; nur seine Kernhäuser in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen machen noch Gewinn. Der Landkreis Rottweil musste sein Haus in Rottweil verkaufen und jenes in Schramberg schließen, nach Defiziten von 5 Mio Euro pro Jahr. Das Klinikum Konstanz erwirtschaftete 2011 ein Defizit von 0,9 Mio Euro und musste mit dem gewinnbringenden, wenn auch überschuldeten Singener Hegau-Bodensee-Klinikverbund fusionieren. Dessen kleinere Partner, die Krankenhäuser Stühlingen (Defizit 0,25 Mio/a, Geburtshilfe in 2010 geschlossen), Engen und Radolfzell bleiben gefährdet bzw. müssen Gutachtern zufolge langfristig aus Singen und Konstanz bezuschusst werden.

Die Ursache ist eine bewußte Unterfinanzierung dieser Krankenhäuser durch den Gesetzgeber, zugunsten von zentralen Großkrankenhäusern und spezialisierten Fachkliniken.

Uneingeschränkt positiv stellen sich nur noch die Bilanzen der Krankenhäuser Friedrichshafen, Villingen-Schwenningen/Donaueschingen, und die privatisierten Krankenhäuser von Tettnang und Überlingen dar. (Das Lindauer Krankenhaus blieb auch nach der Privatisierung defizitär, Helios/Rottweil hat noch keine Daten veröffentlicht.)

Das bedeutet, dass von 30 öffentlichen Akutkrankenhäusern auf der deutschen Seite des Bodensees sechs bereits geschlossen sind oder werden, vier an private Betreiber verkauft oder verpachtet werden mußten, und 16 durch hohe Defizite auf Dauer im Erhalt gefährdet sind. Nur eines von sieben Akutkrankenhäusern kommt mit der Gesundheitsreform zurecht.

Hunderttausende Baden-Württemberger werden künftig keine stationäre Grund- und Notfallversorgung mehr in der Nähe ihres Wohnortes vorfinden. Was für ein Umbruch in der Krankenhauslandschaft unserer Heimat!

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