Studien zeigen, dass Praxisteams, die konsequent auf Marketing als Praxisführungs-Konzept setzen, größere betriebswirtschaftliche Erfolge haben als Praxisbetriebe, die dies nicht tun. Im Durchschnitt liegt der Gewinn marketingaktiver Praxisinhaber um 23% höher als das ihrer vergleichbaren Kollegen ohne Marketingkonzept. Aber auch andere Erfolgsindikatoren wie z. B. die Patientenzufriedenheit oder die Quote an Neupatienten sind deutlich besser. Wie können auch Sie diesen Erfolg erzielen? Vor allem kommt es hierbei auf dieUmsetzung folgender Punkte an:
Der Ansatz entscheidet: Die „Marketing-Erfolgreichen“ verstehen unter Marketing ein Arbeitskonzept, das alle Bereiche der Praxisarbeit – von der Organisation über Führung und Raumausstattung bis zur Patientenbetreuung – umfasst. Setzen Sie also nicht auf einzelne Maßnahmen, z. B. eine Praxisbroschüre oder eine Homepage, sondern betrachten und gestalten Sie Ihre gesamte Praxistätigkeit aus der Perspektive Ihrer Patienten. Wenn dann noch alle Maßnahmen wie Zahnräder ineinandergreifen, entsteht der Erfolgsfaktor des Marketings, die sog. Synergie. Sie beschreibt einen Zustand, bei dem aus der systematischen Kombination von Marketinginstrumenten durch das Zusammenwirken der Effekt jedes einzelnen Instruments höher ist als bei einer isolierten Verwendung.
Nah am Markt: Marketing bedeutet Patientenorientierung. Diese können Sie nur dann professionell praktizieren, wenn Sie Ihre „Kunden“ und deren Anliegen bzw. Wünsche genau kennen. Vermeiden Sie den Fehler, im Praxisalltag mit Vermutungen und Schätzungen zu arbeiten. Orientieren Sie den Einsatz Ihrer Praxismarketing-Maßnahmen an dem, was notwendig und vor allem wirkungsvoll ist, d. h. an den tatsächlichen Markt- und Patientenerfordernissen, nicht an den eigenen Ansichten darüber, was am besten passen könnte.
Führen Sie z. B. dazu professionelle Patientenzufriedenheitsbefragungen durch. Sie ermöglichen, Informationen über Wünsche und Anforderungen Ihrer Kunden und vor allem die Meinung Ihrer Patienten über Ihre Leistungsqualität detailliert zu ermitteln.
Veränderung der Denk- und Verhaltensweisen: „Wann sollen wir das alles denn noch machen?“ Viele Ärzte sehen Marketingarbeit als eine Zusatzbelastung an, für die man keine Zeit hat. Der Marketingerfolg liegt jedoch vor allem in einer Veränderung der Denk- und Verhaltensweisen des gesamten Teams. Geben Sie liebgewonnene, aber patienten-feindliche Verhaltensweisen auf, verlassen Sie eingefahrene Routinen. Arbeiten Sie als echtes Team zusammen und entwickeln Sie Ihr Marketingkonzept als Gruppe. Dieses Vorgehen steigert nicht nur die Motivation aller, sondern nutzt auch das Marketingpotential der gesamten Belegschaft, da jeder Ideen in die Arbeit einbringen kann.
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Journalismus auf Österreichisch – eine Fallstudie…
Am 19.1.2009 verbreitete die umtriebige Wiener Werbe- und PR-Agentur “Welldone”, deren Wirken schon mehrfach hier im Blog thematisiert wurde, im Auftrag von AstraZeneca die Einladung zu einer Pressekonferenz. Vorgestellt werden sollte die neue Kampagne “Liebe Dein Leben” – Eine Initiative von AstraZeneca zum Thema Cholesterinsenkung.
Hintergrund der Kampagne ist, dass AstraZeneca die Verschreibungszahlen seines hochpreisigen Cholesterinsenkers Crestor® (Rosuvastatin) in Österreich steigern möchte. AstraZeneca vermarktet das Medikament mit der Hinweis auf die angeblich stärkere Beeinflussung des Surrogatparameters “LDL-Spiegel”. Harte klinische Endpunktstudien, die einen Vorteil gegenüber Simvastatin belegen würden, kann AstraZeneca auch Jahre nach der Markteinführung von Crestor® in den USA, in Österreich und in vielen anderen Ländern noch nicht vorlegen. (In Deutschland ist Crestor®, anders als in Österreich, erst im Januar dieses Jahres auf den Markt gekommen.)
In der Einladung angekündigt wurde das übliche Aufgebot von Professoren und Funktionären, das man auf solchen Anlässen zu treffen gewohnt ist. Überraschend für Kenner der Szene vielleicht nur, dass das Wiener “Institut für Sozialmedizin” im angekündigten Panel nicht vertreten war.
Bild: pressefotos.at/Thomas Preiss
Am Vormittag der großen Pressekonferenz drängen sich rund zwei Dutzend alpenländische Journalistendarsteller mitsamt Fernsehkamera und Radiomikrophon vor den vor selbstloser Sorge um den Cholesterinspiegel ihrer Mitmenschen zerfurchten Expertengesichtern. Die kurze Sorge um die Freundschaft zwischen Welldone und dem “Institut für Sozialmedizin” war natürlich unberechtigt; von dort hat Prof. Anita Rieder den Weg zur Pressekonferenz gefunden.
Bild: pressefotos.at/Thomas Preiss
Gleich nach dem Experten-Gruppenbild mit Dame ist für die Schreiberlinge der gemütliche Teil vorbei. Jetzt muss der von Welldone/AstraZeneca vorgelegte Text rechtzeitig zum Redaktionsschluss in redaktionelle Artikel umgearbeitet werden.
Bild: pressefotos.at/Thomas Preiss
Vier der resultierenden Artikel finden sich online: ORF,
Wiener Zeitung, der Standard und BKF Das Burgenland Fernsehen.
Interessant sind die Angaben der Quellen bzw. Autoren. Der ORF nennt überhaupt keinen Autor. Dafür belässt es der unbekannte Verfasser nicht wie die anderen bei der Wiedergabe des Inhalts der Pressemeldung, sondern zeigt sich besonders eifrig. Wo die anderen Autoren nur pflichtschuldig auf die jährlich 32.000 Herz-Kreislauf-Todesfälle in Österreich hinweisen, die in der Pressemeldung genannt werden, hat der ORF sogar eine “steigende Tendenz” ausgemacht. Das Gegenteil ist der Fall, die Zahlen sind auch in Österreich seit Jahrzehnten stark rückläufig.
Die Wiener Zeitung gibt schüchtern das Kürzel (a.g.) an, möglicherweise Alexandra Grass, deren journalistische Leistungen die Agentur Welldone in ihrer Hauspostille schon in einem lobenden Artikel hervorgehoben hat. Der Standard nennt als Quelle “(APA/red)”, was als Hinweis darauf zu lesen sein könnte, dass die AstraZeneca/Welldone-Pressemeldung, die die Grundlage für den Artikel darstellt, auf dem PR-Portal der Agentur APA publiziert wurde (“Die APA-OTS Originaltext-Service GmbH ist ein Unternehmen der APA – Austria Presse Agentur Gruppe. APA-OTS verbreitet Presseaussendungen im Originalwortlaut unter inhaltlicher Verantwortung des Aussenders.”). Der mit dem Standard-Artikel dem Anschein nach identische Artikel des BKF-Fernsehens dagegen trägt selbstbewusst die Autorenangabe “(Redaktion)”.
In keinem der Artikel findet die Tatsache Erwähnung, dass die vorgestellte Initiative vom Pharmakonzern AstraZeneca ins Leben gerufen wurde und warum. Laut ORF war die Gründung offenbar ein inneres Bedürfnis der Ärzteschaft:
Alle Artikel bringen dennoch erstaunlich präzise das Anliegen von AstraZeneca auf den Punkt: Ärzte sollen mehr teure, “stark wirksame” Statine verschreiben, welche dann auch bitteschön ohne Probleme von den Kassen erstattet werden sollen, damit mehr Menschen die “LDL-Zielwerte” erreichen.
Well done.
—
Update 11.2.:
Der schon am Tag der Pressekonferenz besonders eifrige ORF setzt die Kampagne fort und fabuliert erneut von einer steigenden Tendenz bei den Herz-Kreislauf-Todesfällen. Die Überschrift “Unsichtbare Gefahr Cholesterin” stimmt fast wörtlich mit der Überschrift der Welldone/Astrazeneca-Pressemeldung überein (“Cholesterin: Die unsichtbare Gefahr”).
Multiple Sklerose: Medikamentenübersicht mit Preisen
Welche Medikamente gibt es gegen die schubförmige MS? Was kosten MS-Medikamente?
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, nicht heilbare Krankheit. Die Ursache wie auch Krankheitsentwicklung sind unbekannt. Trotz intensiver Forschung sind wesentliche Teile der Krankheit nicht klar. Was löst die Krankheit aus? Ist es eine Autoimmunerkrankung oder eine Neurodegenerativekrankheit? Was klar ist, ist, dass es Entzündungen im Gehirn gibt. Die Schutzschicht der Nervenverbindungen – das Myelin – wird dabei geschädigt.
Anhand des bekannten Wissens wird versucht, die Krankheit zu beeinflussen. Die vorhanden Medikamente blockieren oder verändern das Immunsystem (Immunsuppression, Immunmodulation). Wenn auch keine Heilung möglich ist, so ist die Hoffnung der Ärzte die Krankheit günstig beeinflussen oder stoppen zu können.
Die Pharmaindustrie hat innerhalb der letzten zwanzig Jahren diverse Medikamente zur Marktreife entwickelt. Etliche Medikamente befinden sich in der Schlussphase der Entwicklung.
Ich habe die vorhandenen Medikamente mit den zugelassenen Dosierungen und den Preisen zusammengestellt.
Dosierung
Die Liste, der für die schubförmige MS vorgesehenen Medikamente, mit den zugelassenen Dosierungen und Verabreichungsformen.
Medi | Marke | Hersteller | Dosierung | CH | FDA |
---|---|---|---|---|---|
IFNbeta 1b | Betaferon®* | Bayer | 1x 250μg/2T s.c. | J | 1993 |
IFNbeta 1b | Extavia®* | Novartis | 1x 250μg/2T s.c. | N | 2009 |
IFNbeta 1a | Avonex® | Biogen Idec | 1x 30μg/W i.m. | J | 2003 |
IFNbeta 1a | Rebif®* | Merck Serono | 3x 22μg/W s.c. | J | 2002 |
IFNbeta 1a | Rebif®* | Merck Serono | 3x 44μg/W s.c. | J | 2002 |
Glatirameracetat | Copaxone® | Teva Pharma | 1x 20mg/T s.c. | J | 1996 |
Fingolimod | Gilenya® | Novartis | 1x 0.5mg/T oral | J | 2012 |
Natalizumab | Tysabri® | Biogen Idec | 1x 300mg/M i.v. | J | 2004 |
BG-12 | Tecfidera® | Biogen Idec | 2-3x 240 mg/T oral | E | 2013 |
Teriflunomid | Aubagio® | Genzyme (Sanofi) | 1x7mg/T oral | E | |
Teriflunomid | Aubagio® | Genzyme (Sanofi) | 1x14mg/T oral | E | |
Laquinimod | (Laquinimod) | Teva Pharma | 0.6mg?/T oral | ? | |
Alemtuzumab | Lemtrada™ | Genzyme (Sanofi) | 1x5T/J i.v., dann 1x3T/J i.v. ? | E | |
Ocrelizumab | (Ocrelizumab) | Genentech (Roche), Biogen Idec | ? | ||
Daclizumab (Dac-Hyp) | (Daclizumab) | Roche | ? | ||
Mitoxantron | Novantron®* | Meda Pharma | 10-12mg/m²/3-4W (3x; dann 1x/3-6M; max 2J) | J | 2000 |
Azathioprin | Imurek® | Diverse | 1x 25mg/T | J | 1968 |
Azathioprin | Imurek® | Diverse | 1x 50mg/T | J | 1968 |
Dosierung der Medikamente bei schubförmiger Multiple Sklerose.
Legende:
T = Tag, W = Woche, M = Monat, J = Jahr
s.c. = unter die Haut spritzen
i.m. = in einen Muskel spritzen
i.v. = intravenös spritzen
oral = schlucken
CH = CH Zulassung (J = ja, N = nein, E = erwartet, ? = unbekannt)
FDA = Zulassungsjahr der FDA
* = Auch für die sekundär progrediente MS zugelassen
Quelle Dosierung: Vortrag Prof. Kappos Folie 8 und 9 beim MS Informationstag «Aus der Forschung für die Praxis» 2013; Genzyme für Alemtuzumab; FDA-Zulassung in Drugs@FDA abrufbar Stand: 29.06.2013
BG-12 (Tecfidera®) ist in der EU zugelassen, wird aber von Biogen Idec noch nicht vermarktet. Der Wirkstoff von BG-12 (Tecfidera®) ist Dimethylfumarat, ein relativ einfach herzustellender Stoff, dessen Wirkung auf MS zufällig entdeckt wurde. Apotheken können Dimethylfumarat-Kapseln selbst herstellen. Dazu habe ich einen BG-12 (Tecfidera®)-Artikel geschrieben.
Mitoxantron wird pro Körperoberfläche dosiert. Die durchschnittliche Körperoberfläche eines erwachsenen Menschen ist 1.7m². Dies ergibt eine durchschnittliche Dosis von 20mg.
Azathioprin (Imurek®) wird in der Schweiz praktisch nicht mehr eingesetzt.
Ausser Azathioprin und Mitoxantron sind alle diese Medikamente geschützt, durch Produktpatente oder andere Mechanismen. Die Hersteller haben ein befristetes Monopol.
Preise
Die Medikamentenpreise sind in den meisten Ländern staatlich reguliert. Mit dem Erhoffen von Innovationsförderung werden befristete Monopole erteilt.
Für einen einzelnen Betroffenen spielt der Preis des Medikamentes praktisch keine Rolle. Die Krankenversicherung, also die Allgemeinheit, übernimmt die Kosten.
Schweiz
Marke | Hersteller | Preis | ST | P/J | CH Kosten/J |
---|---|---|---|---|---|
Betaferon® | Bayer | Fr. 1‘747 | 15 | 12 | Fr. 21‘261 |
Avonex® | Biogen Idec | Fr. 1‘386 | 4 | 13 | Fr. 18‘017 |
Rebif® | Merck Serono | Fr. 1‘796 | 12 | 13 | Fr. 23‘345 |
Rebif® | Merck Serono | Fr. 2‘203 | 12 | 13 | Fr. 28‘640 |
Copaxone® | Teva Pharma | Fr. 1‘545 | 28 | 13 | Fr. 20‘136 |
Gilenya® | Novartis | Fr. 7‘623 | 98 | 4 | Fr. 28‘392 |
Tysabri® | Biogen Idec | Fr. 2‘370 | 1 | 12 | Fr. 28‘434 |
Novantron® | Meda Pharma | Fr. 303 | 1 | 7 | Fr. 2‘023 |
Imurek® | Diverse | Fr. 25 | 50 | 7 | Fr. 183 |
Imurek® | Diverse | Fr. 42 | 50 | 7 | Fr. 305 |
MS-Medikamentenpreise in der Schweiz für die schubförmige Multiple Sklerose.
Legende:
Marke = Markenname des Medikamentes
Preis = Publikumspreis einer Packung, also inkl. MwSt.
ST = Anzahl Stück in der Packung
P/J = Benötigte Packungen pro Jahr
Kosten/J = Kosten für ein Jahr Behandlung
Quelle Preise: Krankenkasse Konkordia, Spezialitätenliste BAG; Stand: 29.06.2013
Vergleich mit Deutschland
Marke | Hersteller | Preis | ST | P/J | DE Kosten/J |
---|---|---|---|---|---|
Betaferon® | Bayer | € 4‘472 | 42 | 4 | € 19‘430 |
Extavia® | Novartis | € 4‘140 | 45 | 4 | € 16‘790 |
Avonex® | Biogen Idec | € 4‘872 | 12 | 4 | € 21‘111 |
Rebif® | Merck Serono | € 1‘614 | 12 | 13 | € 20‘982 |
Rebif® | Merck Serono | € 1‘931 | 12 | 13 | € 25‘100 |
Copaxone® | Teva Pharma | € 1‘557 | 28 | 13 | € 20‘299 |
Gilenya® | Novartis | € 2‘325 | 28 | 13 | € 30‘304 |
Tysabri® | Biogen Idec | € 2‘386 | 1 | 12 | € 28‘632 |
Novantron® | Meda Pharma | € 275 | 1 | 7 | € 1‘835 |
Imurek® | Diverse | € 40 | 100 | 4 | € 147 |
MS-Medikamentenpreise für die schubförmige Multiple Sklerose.
Legende:
Marke = Markenname des Medikamentes
Preis = Publikumspreis einer Packung
ST = Anzahl Stück in der Packung
P/J = Benötigte Packungen pro Jahr
Kosten/J = Preis für ein Jahr Behandlung
Quelle Preise: Medizin Fuchs; Stand: 29.06.2013
Vergleich mit Österreich
Marke | Hersteller | DE Preis | ST | P/J | AT Kosten/J |
---|---|---|---|---|---|
Betaferon® | Bayer | € 1‘028 | 15 | 12 | € 12‘509 |
Avonex® | Biogen Idec | € 996 | 4 | 13 | € 12‘949 |
Rebif® | Merck Serono | € 1‘141 | 12 | 13 | € 14‘839 |
Rebif® | Merck Serono | € 1‘141 | 12 | 13 | € 14‘839 |
Copaxone® | Teva Pharma | € 971 | 28 | 13 | € 12‘660 |
Gilenya® | Novartis | € 2‘428 | 28 | 13 | € 31‘647 |
Tysabri® | Biogen Idec | € 1‘775 | 1 | 12 | € 21‘299 |
Imurek® | Diverse | € 43 | 50 | 7 | € 314 |
MS-Medikamentenpreise für die schubförmige Multiple Sklerose.
Legende:
Marke = Markenname des Medikamentes
Preis = Preis einer Packung
ST = Anzahl Stück in der Packung
P/J = Benötigte Packungen pro Jahr
Kosten/J = Preis für ein Jahr Behandlung
Quelle Preise: Common European Drug Database; Stand: 03.02.2010
Vergleich mit den USA
Marke | Hersteller | US Kosten/J |
---|---|---|
Betaferon® | Bayer | $ 37‘294 |
Avonex® | Biogen Idec | $ 37‘544 |
Rebif® | Merck Serono | $ 36‘825 |
Copaxone® | Teva Pharma | $ 42‘300 |
Gilenya® | Novartis | $ 48‘000 |
Tysabri® | Biogen Idec | $ 42‘788 |
Tecfidera® | Biogen Idec | $ 54‘900 |
MS-Medikamentenpreise für die schubförmige Multiple Sklerose.
Legende:
Marke = Markenname des Medikamentes
Preis = Preis einer Packung
ST = Anzahl Stück in der Packung
P/J = Benötigte Packungen pro Jahr
Kosten/J = Preis für ein Jahr Behandlung
Quelle Preise: Bloomberg, 21.03.2011 und Reuters, 29.03.2013
Preisvergleich zwischen der Schweiz, Deutschland, Österreich und den USA
Marke | CH Kosten/J | DE Kosten/J | AT Kosten/J | US Kosten/J |
---|---|---|---|---|
Betaferon® | Fr. 21‘261 | € 19‘430 | € 12‘509 | $ 37‘294 |
Extavia® | € 16‘790 | |||
Avonex® | Fr. 18‘017 | € 21‘111 | € 12‘949 | $ 37‘544 |
Rebif® | Fr. 23‘345 | € 20‘982 | € 14‘839 | $ 36‘825 |
Rebif® | Fr. 28‘640 | € 25‘100 | € 14‘839 | |
Copaxone® | Fr. 20‘136 | € 20‘299 | € 12‘660 | $ 42‘300 |
Gilenya® | Fr. 28‘392 | € 30‘304 | € 31‘647 | $ 48‘000 |
Tysabri® | Fr. 28‘434 | € 28‘632 | € 21‘299 | $ 42‘788 |
Tecfidera® | NZ | NZ | NZ | $ 54‘900 |
Durchschnitt | Fr. 24‘032 | € 22‘831 | € 17‘249 | $ 42‘807 |
Vergleich der MS-Medikamentenpreise für die schubförmige Multiple Sklerose zwischen der Schweiz, Deutschland, Österreich und den USA. Die Kosten sollten alle inkl. MwSt. sein.
Legende:
NZ = Nicht zugelassen
Die USA haben das teuerste Gesundheitssystem der Welt. Kein Wunder bei solchen Preisen für Medikamente. Die Österreicher haben die gleichen Medikamente, zahlen aber viel weniger dafür.1
Weitere Länder
Die offiziellen Preise weiterer Länder lassen sich recherchieren. Health Action International Foundation (HAI) hat eine Liste von Preisdatenbanken erstellt. Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist ebenfalls eine Liste von Preisdatenbanken abrufbar.
Betroffene
MS ist in westlichen Ländern ein recht verbreitete Krankheit. Einer auf tausend Personen ist von der Krankheit betroffen. Genaue und aktuelle Zahlen sind leider für die Schweiz nicht vorhanden.
Die Magnetresonanzbilder (MRI, im Volksmund auch «Röhre» genannt) ermöglichen frühe Diagnosen. So können isolierte, frühe neurologische Vorfälle wie Kribbeln in den Armen mit MRI-Bildern als Multiple Sklerose diagnostiziert werden.
In der Schweiz wird etwa mit mehr als 8‘000 MS-Betroffenen gerechnet. Weltweit mit 2.5 Millionen.
Die Krankheit kann milde verlaufen, aber auch innert kurzer Zeit zu grosser Behinderung führen. Vielen sieht man die Krankheit nicht an.
Nutzen der Medikamente
Die Cochrane Collaboration erstellt und aktualisiert systematische Übersichtsarbeiten (systematic reviews) zu den verschiedenen Medikamenten. Diese Übersichtsarbeiten fassen das ganze verfügbare Wissen zu den einzelnen Behandlungen zusammen. Die Empfehlungen werden auch für Laien verständlich formuliert.
Falls eine Entscheidung über ein Medikament ansteht, empfehle ich neben dem Rat des Arztes, ebenfalls die Cochrane Datenbank abzufragen.
Bemerkungen
Bei Medikamenten denkt man schnell an Aspirin. 100 Tabletten kosten Fr. 11.15. Eine Tablette kostet 11 Rappen.
Daneben gibt es auch eine andere Klasse von Medikamente. Medikamente, die sich die Pharmaindustrie teuer bezahlen lässt. Eine MS-Jahresbehandlung kostet über Fr. 28‘000. Also den Preis eines modernen, energiesparenden Hybridfahrzeuges. Und das jedes Jahr. Von den Betroffenen wird erwartet, dass sie diese Medikamente über 15-20 Jahre einnehmen, bis die Krankheit zu weit fortgeschritten ist.
Das grosse Vorkommen, die lange Einnahmedauer und die hohen Preise machen Multiple Sklerose für die Pharmaindustrie zu einer «lukrativen Krankheit». Dies schlägt sich in den zahlreichen neuen Medikamenten nieder.
AIDS-Behandlungen sind mit 25‘000 Fr. ähnlich teuer. Das BAG rechnet mit einer Million Franken Lebenskosten zulasten der Krankenkassen.2 Der Nutzen dieser Medikamente ist offensichtlich, die HIV-Positiven sterben nicht mehr. ADIS ist nicht mehr tödlich.
In den ein bis zweijährigen Phase-III Zulassungsstudien der MS-Medikamente wurde eine Wirkung, z.B. bei Ersatzmesswerten (Surrogat-Parametern) wie MRI-Aktivität festgestellt. Ob sich diese teuren Medikamente langfristig für die Gesellschaft lohnen, ist offen. Die Beta-Interferone sind die erste Generation der MS-Therapien. Seit über zwanzig Jahren sind sie im Einsatz.
Für Kappos steht aber auch fest, dass die langfristige Auswirkung der Beta-Interferone auf die Krankheitsprogression, wenn auch plausibel, so doch letztlich unbewiesen ist. Quelle: Dt. Ärzteblatt
Angenommen die Medikamente haben den erhofften Nutzen, dann ist eine möglichst frühe Behandlung anstrebenswert. Beim Ausbleiben des erwarteten Nutzens, wären die Medikamente eventuell gar kontraproduktiv, da vielleicht junge, früh diagnostizierte Menschen durch die Nebenwirkungen wie Fieberschübe oder Müdigkeit schneller aus dem Erwerbsleben gedrängt werden. Was hohe volkswirtschaftliche Kosten verursachen würde.
Die Unsicherheit über den langfristigen Nutzen und die leider fehlenden langfristigen Studienresultate, machen die Entscheidung für die MS-Betroffenen unnötigerweise schwierig. Sollen jetzt Lebensqualitätseinbussen und Risiken hingenommen werden, um später einen allfällig langsameren Verlauf zu haben?
[Aktualisierung 13.07.2013: Extavia® als Betaferon® (IFNbeta 1b) Subsitution von Novartis für Deutschland hinzugefügt.]
[Aktualisierung 14.07.2013: Zulassungsdatum der FDA (Medikamentenzulassungsbehörde der USA) hinzugefügt.]
[Aktualisierung 13.08.2013: Blogartikel zu langfristigen MS-Studien verlinkt.]
-
Eine Idee: Vielleicht könnte man die Pharmakosten als Indikator für Ausmass des Lobbyings in der Politik gebrauchen. Die Politik hat Industrieinteressen gegenüber Bügerinteressen abzuwägen. Hohe Preise bedeuten hohe Gewinn für Unternehmen, aber auch hohe Kosten für die Allgemeinheit. ↩
-
Quelle: Beobachter 13/2013 Seite 11. Der Artikel ist nicht online verfügbar. ↩
Management-Kommunikation: Verbale Demontage
Die Umgangssprache prägt auch die Kommunikation im Management, allerdings nicht immer positiv. Eine Formulierung, die immer öfter in Besprechungen oder Gesprächen zu hören ist, lautet: “Ganz ehrlich!”. Zunächst mag man an ihr nichts Negatives erkennen: “Ganz ehrlich: das haben wir doch immer anders gelöst.” Das Ziel ihrer Verwendung ist, Intimität durch Offenheit zu schaffen und […]