“Warum verschwenden Sie dann die Zeit aller Anwesenden…?”: Ein Fall aus der Management-Realität zum Thema “Präsentationen”

Die Sitzung für die Planung 2013 wurde durch einen Eklat geprägt. Nach den einleitenden Worten des Geschäftsführers präsentierte der erste Bereichs-Verantwortliche seine Zahlen und Fakten für das kommende Jahr. In dem knapp 45 Minuten dauernden Vortrag schlug er mit aufwändig gestalteten Folien einen inhaltlichen Bogen, der alle zu beachtenden Rahmendaten einschloss und entwickelte hieraus die Konsequenzen für den folgenden Planungszeitraum. Am Ende seiner Ausführungen wandte sich der Geschäftsführer an ihn: “Wenn Sie das Fazit Ihrer Präsentation in einem Satz zusammenfassen, wie lautet der?” Der Angesprochene, dem man mit dem nahenden Ende seines Vortrags eine gewisse Erleichterung anmerken konnte, hielt zunächst leicht irritiert inne, war dann aber in der Lage, die Essenz seiner Aussagen auf die gewünschte Satzlänge zu bringen. Der nächste Vortragende sortierte bereits seine Folien, als die ruhig, fast freundlich vorgetragene Anschlussfrage des Geschäftsführers den gesamten anwesenden Managementkreis erstarren ließ: “Das haben Sie ja hervorragend auf den Punkt gebracht. Warum verschwenden Sie dann die Zeit aller Anwesenden mit einer solchen überflüssigen Präsentation?”. Über den Stil der Rüge mag man diskutieren, im Kern trifft die Frage des Geschäftsführer jedoch “ins Schwarze”. Zeit und Kosten werden bei den meisten firmeninternen Präsentationen fast gar nicht berücksichtigt, die Selbstdarstellung – ob nun von Bereichen oder Personen – steht im Vordergrund. Und die – so die weit verbreitete Meinung – ist dann besonders gut, wenn sie möglichst ausführlich und aufwändig erfolgt. Der Darstellungs-Umfang wird zum Qualitätsindikator. Betrachtet man Präsentationen allein unter dem inhaltlichen Aspekt, so lassen sich bei den meisten Vorträgen ohne Informationsverlust die Hälfte der Folien streichen und die andere Hälfte um 30% kürzen. Würden alle diesem Prinzip folgen, entfielen hektische Präsentations-Vorbereitungen (“…keine Zeit, ich muss noch die Charts machen…”) und es wäre wesentlich mehr Zeit für andere Dinge, z. B. für Kundenkontakte.

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