Ja, auch ich hab etwas dazu zu berichten. Und es hat sogar was mit dem eigentlichen Thema dieses Blogs zu tun. Was es irgendwie noch trauriger macht.
Mein Anästhesiepraktikum für den RettAss war großartig. Die beste Zeit in meiner gesamten Ausbildung. Das würde ich ohne zu zögern unterschreiben.
Aber leider gabs auch Schattenseiten.
Warum ich darüber erst jetzt schreibe?
Weil ich einfach in einer unterlegenen Position bin/war. Auf der einen Seite der gutaussehende, charmante, erfolgreiche Oberarzt, auf der anderen Seite ich: die junge Praktikantin. Na? ; )
Ich fand ihn wirklich nett. Nicht auf die schwärmerische Art, sondern einfach menschlich. Er war eigentlich nie von oben herab, hat mir immer alles erklärt und jede meiner tausend Fragen beantwortet. Und er gehörte zu den Ärzten, die mich wirklich alles machen lassen haben. Einer der Gründe, warum sein Saal zu denen gehörte, in denen ich mich bevorzugt aufgehalten habe.
Er scheint das fehlinterpretiert zu haben. Vielleicht ist er es ja auch gewohnt, dass Praktikantinnen und Studentinnen ihn anhimmeln. Keine Ahnung.
Während einer Sectio stand ich vornübergebeugt unterm Narkosebügel bei der extrem aufgeregten Patientin und hab beruhigend mit ihr über Gott, die Welt und unsere Angst vor Zahnärzten geredet. Hat ihr sehr gutgetan und ich hatte das schöne Gefühl, ihr wenigstens ein bisschen zu helfen.
Angenehm ist diese Haltung auf Dauer nicht, also hab ich mich irgendwann kurz aufgerichtet um mich zu strecken, was von besagtem Oberarzt mit “Och nö, das war so ein schöner Anblick!” kommentiert wurde. Ähm. Ich habs ignoriert.
Später an diesem Tag, wir standen beide allein in der Einleitung, während ich den benutzten Laryngoskopspatel reinigte und in die Desibox legte, wurde er dann wirklich übergriffig.
Mit beiden Händen griff er mir an die Brüste und fragte mich, ob da alles okay ist. Dann langte er mir in den Schritt und fragte “Da auch?”.
Ja, ich weiß, ich hätte ihm eine scheuern sollen. Ich hätte das melden sollen, ihn anzeigen, wasweißich.
Ich hab es nicht getan. Warum? Ich war zu baff. Mit so ner Scheiße rechnet man doch nicht.
Und: mir hätte doch eh niemand geglaubt.
Wie gesagt, auf der einen Seite der gutaussehende, charmante, umschwärmte Oberarzt, auf der anderen Seite die kleine, junge, (naive?) Praktikantin.
Die ihn mochte.
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