Spiegel online veröffentlichte heute einen Artikel mit dem Titel “Trauma vorbeugen: Angehörige sollten bei Reanimation dabei sein”. Der Beitrag befasst sich mit einer Studie, nach der Familienangehörige bei der Reanimation eines Angehörigen dabei sein sollten, um den möglichen Tod besser verkraften bzw verstehen zu können. Dabei findet man im Artikel auch folgende Formulierung:
“Oft erleben die Angehörigen den Vorfall mit und rufen selbst den Krankenwagen. Wenn der Wiederbelebungsversuch beginnt, werden sie allerdings weggeschickt. Ist das die richtige Vorgehensweise?”
Auch wenn diese Aussage eventuell anders gemeint ist, kann man nur mit einem ganz klaren NEIN antworten. Denn wenn die Angehörigen nicht selbst unverzüglich mit der Reanimation beginnen und erst auf den Rettungsdienst warten, hat dieser eher schlechte Karten. Findet in den ersten 5 Minuten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand keinerlei Wiederbelebungsversuch statt, sinken die Chancen des Patienten dramatisch. Und in dieser Zeit ist der Rettungsdienst in den seltensten Fällen vor Ort. Es liegt also am Ersthelfer bzw Angehörigen, für ein bestmöglichstes Outcome zu sorgen.
Passend dazu erhielt ich heute zufällig eine E-Mail der Initiative “Ein Leben retten. 100 pro Reanimation”. Nachdem ich hier im Blog schon von anderen, meist amerikanischen Kampagnen zur Wiederbelebung berichtet hatte, startet jetzt der Berufsverband deutscher Anästhesisten e. V. (BDA) zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) und gestützt vom Bundesministerium für Gesundheit einen neuen Versuch, die Bevölkerung für dieses heikle Thema zu sensibilisieren. Sollte sich dadurch die momentan recht geringe Bereitschaft zur Wiederbelebung steigern lassen, könnten eventuell pro Jahr rund 5000 der 80.000 bis 100.000 Menschen gerettet werden, die am plötzlichen Herztod versterben.
Und helfen ist gar nicht schwer. Die Initiative konzentriert sich nämlich primär auf Notruf und Herzdruckmassage. Die Beatmung des Patienten, vor der sich viele Laienhelfer ekeln, ist dabei zweitrangig.
- Prüfen: Patienten ansprechen, an der Schulter rütteln, Atmung kontrollieren
- Rufen: Notruf über die Telefonnummer 112
- Drücken: 100-120 x pro Minute, etwa 5 cm tief, bis der Rettungsdienst übernimmt
Zusätzlich zu dieser Kampagne findet vom 16. bis 22. September eine ganze Woche der Wiederbelebung statt. Näheres zur Aktionswoche und der ganzen Kampagne findet man auf deren Internetseite. Neben Schaubildern, hilfreichen Informationen, einer Kurzanleitung oder einem Metronom für die richtige Geschwindigkeit findet man dort auch hilfreiche Links und Erfolgsgeschichten.
Also: Man kann nicht viel verkehrt machen. Reanimation ist einfach. Jeder kann “ein Leben retten!” Auch Du!