Ein Tag in der „Rolling Clinic“

Ein Bericht von Ursula Psyk über ihren Einsatz auf Mindanao, Philippinen

Ein Haus in den Bergen von Mindanao

Ein Haus in den Bergen von Mindanao

Nachdem ich zum gefühlten 40. Mal vom Kikeriki der liebevoll gepflegten Kampfhähne in Gumada, einem wunderschönen Bergdorf auf Mindanao, Philippinen, geweckt worden bin, höre ich das langsame Erwachen der Bewohner der Hütte, in der ich heute Nacht geschlafen habe. Am Nachmittag zuvor waren wir mühsam zu Fuß, begleitet von Lastpferden, auf Schlammpfaden im Gewitterregen in das Dorf gekommen und mit Reisgebäck begrüßt worden. Als ich die Häuser des Dorfes sah, hatte ich schon Sorge, wo ich schlafen würde, aber Platz ist in der kleinsten Hütte, wenn man will.

Am Morgen stelle ich fest, dass wohl acht Erwachsene plus Baby in der 25 m² großen Hütte geschlafen haben. Die morgendliche Körperpflege geschieht im Freien an einem nahen Wasserrohr. Anschließend bekomme ich einen wärmenden Tee gereicht. Beim Frühstück beobachte ich wie die Patienten zu Pferd oder zu Fuß in Richtung der Dorfhalle strömen, um dort auf die Behandlung durch den German Doctor zu warten.

In Gumada sehe ich an diesem Tag nur 69 Patienten. Die meisten davon mit Erkältungserkrankungen, Harnwegsinfekten, Gastritiden und Rückenschmerzen, aber man findet auch schwer unterernährte Kinder und Patienten mit Verdacht auf Tuberkulose.

Bei der Untersuchung

Bei der Untersuchung

Nachdem wir mit der Ambulanz fertig sind und alles wieder in den Kisten verstaut haben, kommt eine Mutter mit vier Kindern den Berg hinaufgewandert, wohl von weit her, drei Stunden Fußmarsch. Zwei der Kinder haben Durchfall, die Tochter 38,6 °C Fieber und der Kleinste einen dicken Bauch mit Würmern. Natürlich wird alles wieder aus den Kisten gepackt, um die Familie medizinisch zu versorgen.

Danach wird wie am Vortag alles auf die Pferde verladen und es geht den Berg wieder herunter. Dieses Mal darf ich mit auf einem der Pferde den Weg ins Tal hinunterreiten. Nachdem wir zu Pferd den Fluss überquert haben, wird alles wieder in den Jeep geladen und es geht zum nächsten „Rolling Clinic“-Einsatzort nach West-Dalurong.

Auf dem Pferd geht es hinunter in das Tal

Auf dem Pferd geht es hinunter in das Tal

Dort ist unsere Unterkunft luxuriös, ein richtiges Haus, sogar mit integriertem Badezimmer. An diesem Abend gibt es aber im Dorf keine Elektrizität. Beim Feierabendbier auf der Veranda fährt im Dunkeln ein Motorrad vor: Fahrer mit elfjähriger Patientin und deren ältere Schwester als Begleitung. Das Mädchen hatte sich vier Stunden zuvor in einem weit entlegenen Bergdorf eine lange Platzwunde am Knöchel zugezogen. Dort wusste man, dass das German Doctors Team jetzt in West-Dalurong ist und schickte die Verletzte mit dem Motorradtaxi zu uns. Die Wunde nähen wir im Taschenlampenlicht umkreist von Insekten auf ,als OP-Tisch umfunktionierten, Plastikstühlen. Kaum sind wir fertig, geht das Licht wieder an…

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