“Jetzt sind die Pflegekräfte dran”
titelte kürzlich die “kma-online.de” und beschreibt dabei die angebliche Situation der Stationen als “IT-freien Raum”.
“Medizinisches Wissen verdoppelt sich in zweieinhalb Jahren. Für die IT ist dies ein Schneckentempo. Nach großen Anlaufschwierigkeiten ist die IT im Krankenhaus angekommen.
Jedem ökonomisch Verantwortlichen sind Begriffe wie Kis, Lis, Pacs zur Umgangssprache geworden. Völlig anders verlaufen Gespräche mit Krankenpflegekräften und Physiotherapeuten zum selben Thema. Die Frage nach verbesserten Arbeitsabläufen, dem Vermeiden von Doppeldokumentationen und dem Hintergrund mobiler Visiten-IT wird nicht selten damit beantwortet, die Pflegedirektion hätte eine Arbeitsgruppe zur mittelfristigen Entwicklung der digitalen Fieberkurve eingesetzt, Ergebnisse wären noch nicht bekannt.”
Meiner Erfahrung nach befindet sich in fast jeder Klinik auch IT auf den Stationen. Das Problem ist eher darin zu suchen, dass die pflegerische Dokumentation nicht das offensichtliche Potential für Mehrerlöse bzw. verbesserte Abrechnung besitzt. Obwohl die Pflege die größte Berufsgruppe im Krankenhaus stellt, stand viele Jahre die Optimierung der ärztlichen Prozesse im Vordergrund. Schließlich sind dies die kosten-intensivsten Prozesse und Mitarbeiter. Deshalb hatte die Pflege stets die Aufgabe der Dokumentationsassistenz für andere Berufsgruppen (Mediziner, Verwaltung etc.). Jetzt wo die offensichtlichsten Potentiale abgeschöpft sind, rücken die pflegerischen Prozesse stärker in den Fokus. Und auch hier können Arbeitsabläufe so von der IT unterstützt werden, dass Arbeitszeit gespart und die immer knapper werdende Ressource “Pflegekraft” entlastet wird. Nicht selten fließen dann auch abrechnungs-relevante Nebendiagnosen der Pflege in eine verbesserte Abrechnung ein.
Die Pflege muss einbezogen werden
Eine der wichtigsten Vorraussetzungen für eine erfolgreiche IT-Unterstützung der Pflege, ist das Einbeziehen der Pflegefachkräfte bei der Planung und Beschaffung solcher IT-Systeme. Denn von den IT-Entscheidern gut gemeint, ist oft nicht unbedingt gut gemacht! Dabei soll Pflege nicht die “digitale Kurve” entwickeln, sondern den Kontext ihrer zu erledigen Aufgaben liefern.
In meinen jüngsten PDMS-Projekten konnte ich gut beobachten, wie engagiert die Pflegekräfte bei der Planung und Umsetzung waren. Fragte man die beteiligten Pflegekräfte, welche Funktionen das PDMS für ihre Arbeit haben sollte, folgten oft einige gravierende Systemanforderungen. Ob diese Anforderungen vollständig waren, traute sich niemand wegen der Komplexität zu sagen. Lässt man hingegen die Pflegekräfte berichten, welche Aufgaben sie jeden Tag in ihrer Tätigkeit erledigen müssen (Prozessbetrachtung), findet man die wirklichen funktionalen Anforderungen heraus!
Zugegeben, der Aufwand ist zunächst höher – aber das Ergebnis wird auch deutlich besser sein!