Korrektes Wording in der Psychiatrie

In Arztbriefen liest man ja immer mal wieder Versuche, die Realität zu beschreiben, die über den eigenen grammatikalischen oder psychologischen Furor stolpern. Hier die Auflösung, was geht und was man statt dessen manchmal liest:

Die Realität: Maria sagt: “Ich sauge Staub.”

Korrekte indirekte Rede: Maria sagt, sie sauge Staub.

Korrekte indirekte Rede in der Vergangenheitsform: Maria sagte, sie sauge Staub.

MUTIG: Widergabe unterstellt Richtigkeit von Marias Bericht: Maria hat Staub gesaugt.

FALSCH: Indirekte Rede, dabei das Staubsaugen fälschlich in die Vergangenheit verlagernd: Maria sagte, sie habe Staub gesaugt.

FALSCH: Konjunktiv statt indirekte Rede: Maria sagte, sie würde Staub saugen. (…würde sie machen, wenn sie dafür Geld bekäme. Aber sie hat ja Staub gesaugt…)

FALSCH: Motivationale Zuordnung ohne Anhalt: Maria wollte Staub saugen.

FALSCH: Erst Indirekte Rede einführen, dann Anführungszeichen verwenden: Maria sagte, sie “sauge Staub.”

FALSCH: Zitat ohne Anführungszeichen: Maria sagt: Ich sauge Staub. (Dann saugt der Referent…)

FALSCH: Übergeneralisierung: Maria saugt immer Staub.

FALSCH: Zuschreibung einer Charaktereigenschaft aus singulärer Selbsteinlassung: Da Maria eine ordentliche Person ist, saugt sie Staub.

FALSCH: Pathologisierende Begriffe für normales Handeln vergeben: Maria saugt zwanghaft Staub.

FALSCH: Diagnosen vergeben, wo keine hingehören: Maria hat einen Putzzwang.

FALSCH: Fehlerhafte Pathologisierung dann noch durch Kodierung in Pseudowissenschaftlichkeit hüllen: F42.1
Vorwiegend Zwangshandlungen [Zwangsrituale]

WORTSALAT: Maria staubt Saug.

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