Sie war streitbar, mutig und für ihre Mitmenschen manchmal eine Herausforderung, aber auch ein immerwährender Quell der Inspiration. Am 29. Mai wurde die Aids-Aktivistin Petra Klüfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg beigesetzt. Wir haben unter ihren Freunden und Weggefährten Erinnerungen und letzte Grüße gesammelt.
„Mach du mal. Ich muss mal auf’n Entsafter.“
So beendete Petra Klüfer mal ein Gespräch zwischen uns beiden. Dafür mochte ich sie. Ihre direkte und uncharmante Art, doch nie verletzend, obwohl sie selbst so viel Verletzung erfahren hatte. Ihre unbedingte Solidarität, durch eine HIV-Infektion plötzlich zwischen verrückte Homos katapultiert, hat mich immer beeindruckt.
Ihr langsamer Abschied, immer unterbrochen von Ausbrüchen voller Energie und auch Wut, ließ mich ratlos und auch verängstigt zurück. „In Hamburg sagt man tschüs“ habe ich gelernt. Also: Tschüs, Petra. Mit Dir und durch Dich habe ich viel gelernt und manchen Stoff gesammelt, der mich weiter beschäftigen wird.
Carsten Schatz
Dein Engagement, Deine Frechheit, Deine Schlitzohrigkeit, Deine Frivolität
Petra! Du bist unvergesslich!
Dein Witz, Deine Beharrlichkeit, Dein Biss, Deine Energie, Dein Engagement, Dein Nachhaken, Deine Frechheit, Deine Schlitzohrigkeit, Deine Frivolität, Deine Ernsthaftigkeit, Deine Reiselust, Deine Unverschämtheit, Deine Liebenswürdigkeit, Dein Mut, Deine Unverfrorenheit, Dein Zuspätkommen, Dein Auf-die Nerven-Gehen, Deine Freundlichkeit…
Und bei allem: Dame konntest Du auch – und das hast Du uns immer wieder gern gezeigt! Überraschend warst Du auch. Du hast Dich verdient gemacht!
Danke!
Rainer Ehlers
Du wirst mit Deiner Zugewandtheit, mit Deinen Ecken und Kanten sehr fehlen
Denk ich an Petra, bei Tag oder Nacht, fallen mir unheimlich viele Begegnungen mit dieser besonderen, speziellen, interessanten, nicht immer einfachen, immer äußerst bunten und lebendigen, sehr interessierten, kämpferischen, gerechtigkeitsliebenden, engagierten, schrillen, tiefsinnigen Frau ein.
Die wenigen ruhigen Minuten, die einen persönlicheren Blick auf eine mit sich selbst ehrlichen Frau zuließen, hatten wir auf langen Autofahrten, auf denen Petra meist durch sehr viele Pinkel- und Rauchpausen meine geplante Fahrtzeit völlig sprengte – und die sehr schön waren.
Für mich bleiben Fragen – wie viel Petra kannte ich wirklich, und ist das wichtig? Wie hätten ihre letzten Jahre mit anderen Versorgungsangeboten aussehen können?
Liebe Petra, Du wirst mir mit Deiner Zugewandtheit, mit Deinen Ecken und Kanten sehr fehlen und unvergesslich bleiben.
Sylvia Urban
Als Aktivistinnen lernten wir uns 1997 kennen, und später freundeten wir uns an. Unsere privaten Treffen waren oft mit Themen der Selbsthilfe besetzt, unter anderem auch mit der Frage der Selbstbestimmtheit bis zum Schluss. Petra erlebte ich immer als wachen, offenen und selbstbewussten Menschen, der gern lachte, diskutierte und sich durch seine Sprachbegabung leicht mit anderen Nationalitäten anfreunden konnte.
Und: Petra war authentisch! Immer! Sie fiel durch ihren leicht schrillen, extravaganten und bunten Kleidungsstil und ihre dunklen Zigarillos auf. Ich fand‘s toll.
In ihren drei letzten Jahren durfte ich sie enger begleiten und merkte, auch wenn ihr ihre Krankheit oft ein Schnippchen schlug: Selbstbestimmt blieb sie immer.
So zum Beispiel ihr erkämpfter Umzug nach Berlin und, als es körperlich und seelisch nicht klappte, wieder zurück. Das war nicht einfach zu bewältigen!
Petra, ich wünsch Dir alles Liebe, und wo immer Du auch bist: Schwing das Zepter weiter!
Sabine Weinmann
Du warst streitbar, geradlinig und eine Lichtgestalt.
Meine Erinnerung an Petra (eine von vielen): 1999 AIDS-Impact Ottawa, mein erster internationaler Kongress. Airport London Heathrow: Die Maschine nach Kanada muss warten, weil eine Passagierin im Rollstuhl fehlt: Petra.
Ich fragte sie wenige Stunden später (mittlerweile vermochte sie wieder sehr gut zu laufen): „Warum der Rollstuhl?“ Petra: „Dann wird man nicht auf Gras kontrolliert.“ Petra…. mach et joot!
Stephan Gellrich
Liebe Petra,
Du warst streitbar, geradlinig und eine Lichtgestalt. Ich bin traurig über Deinen Leidensweg und vermisse Dich.
Siegfried
Vieles, was Dich, Petra, ausmacht, ist schon auf Deiner berührenden Beerdigung gesagt worden. So möchte ich Dir hier nur noch danken, dass Du mich kurz nach meiner eigenen HIV-Diagnose 1997 so herzlich unterstützt hast. Und noch mehr: Dank Deiner Offenheit, Deinem scheinbar selbstverständlichen Umgang mit HIV und all den Begleiterscheinungen, unter denen Du zu leiden hattest, hast Du mir beigebracht, wie man mit HIV leben kann. Das wird mich mein Leben lang begleiten.
Dirk Hetzel
Nachruf auf Petra Klüfer von Bernd Vielhaber