Flash-Snob unterwegs: an der Blauen Lagune

In der Almhütte geht’s zu wie am Ballermann.
Okay, das war übertrieben. Es gibt keine lärmige Alpenkitschmusik.
Aber die Biergartentische draußen sind gut besetzt, man mampft Schnitzel, Gulasch, Knödel und Käsespätzle und spült es mit Bier oder Schiwasser herunter. Die Preise sind gesalzen, die Schlange vor der Selbstbedienungstheke ist ungefähr so lang wie die vor dem Bad Dingenskirchener Arbeitsamt… nee, nix für mich!
Einen Steinwurf weiter weg steht eine große Tanne, die Zweige reichen bis auf den Boden hinunter und umgrenzen ein wunderbar schattiges Inselchen… ich setze mich auf den Boden, lehne mich gemütlich an den Stamm, packe meine Wasserflasche und ein matschiges Käsebrötchen von gestern aus…
…und…
…und plötzlich bin ich nicht mehr allein.
“Wohnst du hier?”
Ich schaue in ein Paar großer Kinderaugen.
Also, wenn man mich so direkt fragt…
“Wenn Du hier nicht wohnst – darf ich dann hier wohnen?” fragt der vielleicht siebenjährige Junge hartnäckig.
Nun ja…
Ich packe meine Sachen zusammen und trolle mich. Schließlich will ich nicht als potentieller Kinderschänder verdächtigt werden.
“Leon, wo steckst Du, unser Schiff kommt!” höre ich eine aufgeregte Frauenstimme irgendwo hinter mir, aber da bin ich schon wieder auf dem Wanderweg zurück in die Richtung, aus der ich gekommen bin.
Es geht durch Wald, über Geröllhalden, dann ein schmales Pfädchen, mitten in die Felswand gesprengt, ein schöner Anblick, dieser Pfad, wie er sich oberhalb des strahlendblauen Sees dahinschlängelt und dann hinter der nächsten Biegung…
Noch ein schöner Anblick!
Eine bildhübsche Frau mit langem braunen Haar, in knappem Bikini biegt um die Ecke und strahlt mich an.
“Ist es noch weit bis zur Almhütte?”
Hinter ihr noch so ein Wesen, genauso hübsch, etwas mehr bekleidet, muss wohl eine Schwester sein. Und ganz hinten der Papa von den beiden, Schnauzbart, Schweiß auf der Stirn, keucht wie ein Walross.
“Wir haben uns wohl in der Entfernung verschätzt!” sagt er kleinlaut.
Nun denn, ich habe eine gute Nachricht für Euch, knapp zehn Minuten noch, und wenn ich einen Tipp geben darf für den Rückweg… da sind sie auch schon vorbei.
Ich brauche mir heute keinen Stress zu machen. Später hüpfe ich noch einmal in das kühle Nass.
Morgen früh geht’s weiter… und jetzt habe ich ein Ziel….

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