In den vergangenen Wochen hatten sich Sozialmediziner Michael Kunze und andere “Gesundheits-Experten” in der österreichischen Presse mit der Aussage zu Wort gemeldet, sie hätten das Grippemittel Tamiflu® zu Hause gelagert, um persönlich gegen die Folgen einer “Schweinegrippe”-Pandemie gewappnet zu sein. Das stößt nun auf den Unmut der österreichischen Ärztekammer:
“Mir persönlich ist es lieber, ich habe vorsorglich Tamiflu zu Hause”, sagte der Wiener Virologie-Professor Franz Xaver Heinz nach dem Ausbruch der Mexiko-Grippe dem “Kurier”. Der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze erklärte dem ORF nach Bekanntwerden der ersten Grippefälle, er habe “selbstverständlich” einen privaten Vorrat der Neuraminidase-Hemmer Tamiflu und Relenza.
Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger sagte, er halte es prinzipiell für bedenklich, “wenn Experten in dieser Breite ein Medikament loben, von dem man weiß, dass es den Krankheitsverlauf nur etwas vermindert und die Krankheitsdauer etwas verkürzen kann, von dem es keine Beweise gibt, dass es Komplikationen wirklich verhindert.”
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Die Beziehungen zwischen Experten und Industrie seien aber sehr eng: Forschungsarbeiten, Fortbildung und Kongressreisen würden gemeinsam gemacht. Der Pharmakonzern Roche, der Tamiflu herstellt, sponsert etwa das Influenza-Netzwerk des Virologie-Instituts, das von Franz Xaver Heinz geleitet wird. Und Sozialmediziner Michael Kunze hat in den vergangenen Jahren mit Aussagen in Pressaussendungen der Firma Roche für Aufregung gesorgt und gesteht ein, von Roche wohl Honorare für Auftritte erhalten zu haben.
Unabhängige Experten hatten zuvor Zweifel an der Wirksamkeit von Tamiflu® geäußert und vor einem zu großzügigen Einsatz des Mittels gewarnt.