Würden Niedergelassene mehr auf ihre Patienten und ihre Angestellten hören, ließen sich Arbeitsqualität und Praxisgewinn eklatant steigern. Doch weil viele Praxischefs aufgrund des Honorarsystems und der Bürokratisierung frustriert sind, übersehen sie nur allzu oft ihre individuellen Handlungsspielräume. Dies belegt eine große Studie des Düsseldorfer Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung, die 1.500 Praxisanalysen bei Allgemeinärzten, Praktischen Ärzten und hausärztlichen Internisten mit – hinsichtlich Praxisführung – auswertete. „Die Niedergelassenen kümmern sich einfach zu wenig um das, was sie selbst tun können“, mahnt Instituts-Leiter Klaus-Dieter Thill und bilanziert: „Für vieles, was suboptimal läuft, sind die Ärzte selbst verantwortlich!“
Dahinter steckt, dass sich die meisten Niedergelassenen bei der Fehlersuche hauptsächlich an externen Einflüssen orientieren und sich kaum um die Möglichkeiten praxisinterner Verbesserungen kümmern. Dazu setzten sie zu häufig voraus, dass in ihrer Praxis schon alles rund laufe. Laut Praxisanalyse überprüfen gerade mal zwölf Prozent der Praxisinhaber die Praxisorganisation auf mögliche Optimierungen. Gleichzeitig räumen aber auch 68 Prozent der Mediziner ein, die Workflows in ihren Praxen seien bei größerer Belastung nicht mehr funktionsfähig.
Wesentliches Manko: Ärzte sprechen mit ihren Helferinnen zu selten überpraxisrelevante Inhalte. Nur in gerademal einem Drittel der Praxen gibt es regelmäßige Besprechungen. Zwei Drittel der Helferinnen klagen über unzureichende interne Kommunikation und die negativen Folgen daraus wie doppelte Arbeiten oder Koordinationsprobleme. Thill: „Viele Praxisinhaber unterschätzen die Kompetenz ihrer Mitarbeiterinnen in diesen Fragen sträflich und verschenken so eine Menge Verbesserungspotenzial“.
Als Quelle der Erkenntnis von Medizinern ebenfalls oft unberücksichtigt: die Patienten. 48 Prozent der untersuchten Praxen befragten zwar die Patienten, doch nur 16 Prozent nutzten die gewonnenen Erkenntnisse danach dann auch. Grund für diese Ressourcenverschleuderung mag sein, dass Ärzte Patientenbefragungen vielfach als Anforderung zum ungeliebten QM sehen, die sie erfüllen müssen, mit der sie sich inhaltlich aber nicht auseinandersetzen. Dabei bieten gerade die freien Äußerungen der Patienten großes Potenzial, insbesondere dann, wenn man sie in Beziehung zu den Einschätzungen der Praxismitarbeiterinnen setzt.
Tipp: Stellen Sie …
… einen Veränderungs- und Optimierungsplan in Ihrer Praxis auf. Darin sollten sie Stärken und Schwächen der Praxen benennen und die Ideen der MFA sowie die Anregungen der Patienten auflisten. Solch ein Plan kann die Basis schaffen für zufriedenere Mitarbeiterinnen und Patienten, eine höhere Produktivität, eine geringere Arbeitsbelastung und ein insgesamt besseres Betriebsergebnis. Klaus-Dieter Thill schätzt, dass durch solche Verhaltensänderungen Gewinnsteigerungen um bis zu 30 Prozent möglich sind.
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