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Positives Denken – warum Optimismus Leben retten kann
Stellen wir uns vor, die Medizin sei ein Actionfilm. Darin gibt es einen Superhelden – den Plazebo – und einen Bösewicht, den Nozebo.
In der Realität ist das kaum anders. Denn während Plazebo zu kleinen Tricks greift, um uns auch einmal ohne Wirkstoff genesen zu lassen, setzt sein fieser Gegenspieler Nozebo an der gleichen Stelle an, macht uns jedoch so viel Angst, dass wir kränker werden.
Deshalb gibt es Ansätze wie der vom Frankfurter Chirurgen Bernd Hontschik, die Psychosomatik stärker in die Behandlung des Patienten einzubinden.
Werner Bartens hat in seinem Artikel Die Macht der schlechten Gedanken verschiedene Beispiele genannt, wie negative Gedanken oder Vorahnungen das körperliche Befinden stark beeinträchtigen können. Ein eher unterhaltsames Beispiel erzählt von Vance Vanders, der in den 1930er Jahren einen Hexer in Alabama aufsuchte. Dieser belegte ihn scheinbar mit dem Fluch, in Kürze sterben zu müssen. Nach seiner Heimkehr ging es Vanders stetig schlechter. Bei seiner Einweisung in ein Krankenhaus erzählte seine Frau dem behandelnden Arzt von der Verwünschung des Hexendoktors. Daraufhin fasste sich der Arzt ein Herz. Er berichtete der Familie, dass er eine Unterredung mit dem Hexer gehabt habe. Es sei offensichtlich, dass dieser Eidechseneier in Vanders‘ Magen eingebracht hatte, und dass eine der Echsen geschlüpft sei und ihn von innen fresse. Nach der Inszenierung mit einer Brechspritze und einem hervorgezauberten Reptil ist Vanders innerhalb einer Woche genesen.
Hier und in etlichen weiteren Beispielen erkennen wir Nozebo, die dunkle Kraft, die dem Patienten seine Gesundheit stiehlt. Oft geht es dabei um Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine überhörte (missverstandene) Aussage eines Arztes, manchmal auch um die Behandlung durch Angehörige. Erwartungshaltungen von innen oder aussen werden erfüllt. Dabei kann es um die erwartete Übelkeit bei einer Chemotherapie gehen, die bereits vor der Medikamenteneinnahme einsetzt oder auch um eine rapide Verschlechterung des Gesundheitszustandes nach einer Überdosis Schlaftabletten – auch wenn sich diese später als Scheinarzneimittel aus Zucker herausstellen.
In diesem Sinne allen Lesern ein schönes Wochenende!
Quellen und Empfehlungen:
Werner Bartens Die Macht der schlechten Gedanken
Bernd Hontschik Körper, Seele, Mensch
Bernard Lown Die verlorene Kunst des Heilens
flickr.com Ambulance at city nursing home
Wir sind All-Inclusive und sollen nicht denken
Meine Frau und ich machen Urlaub auf Rhodos: wir tragen All-Inclusive-Bändchen und liegen zufrieden auf der Terrasse mit Ranzenspannen und noch erträglichem Sonnenbrand.
Ich bin faul, meine Frau möchte die Gegend erkunden: „Klar Schatz, geh’ nur, aber nimm Dein Handy mit!“.
30 Sekunden später ist sie mit der Hotelkarte weg und der Strom ist natürlich auch aus: Kein Kaffee (besser als in der Hotellobby), kein Licht im WC und mein Handy kann ich auch nicht für den nächsten Ausflug laden. Super.
Ich komme mir dumm vor: Glaubt das Hotel eigentlich, dass ich das Licht beim Verlassen des Hotelzimmers nicht selbst ausmachen kann?
Ich stelle mir die Hotelmanager vor: „Die Gäste sind so faul All-Inclusive, die können das Licht nicht selbst aus machen. Dann installieren wir einfach einen Strom-abstell-zwang!“ Klar, ich muss ja auch nicht kochen, meinen Teller aufräumen, geschweige denn die Handtücher zum Trocknen aufhängen. Ich bin faul. Aber ich kann (noch) selbständig denken.
Was hat das mit der Praxis zu tun?
Das ist ganz einfach: die Hotelmanager sind die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen. Ich bin „Gast“ im All-Inclusive-Pauschal-Hotel „Kassenarzt“.
Beispiele gefällig?
- Ich versorge eine kleine Wunde und rechne die EBM-Ziffer 02300 ab. Zu was bin ich gezwungen? Die Kodierung der ICD-10 Diagnose „Wunde“. Ansonsten fällt der Strom aus (gestrichene Leistung).
- •Ich bespreche mit einem Patienten die Möglichkeit, dass die Schmerzen Montag morgens einen psychosomatischen Charakter haben könnten. Was fehlt? Die ICD-Kodierung „Psychosomatische Beschwerden“. Den Patienten freut das natürlich bei der Beantragung der Berufsunfähigkeitsversicherung.
- Ich soll im Notdienst nachts eine andere Ziffer abrechnen als tagsüber. Die Leistung wird nur dann vergütet, wenn ich zusätzlich die Uhrzeit angebe.
Wie man das Stromkästchen austrickst
Kleiner Tipp, damit der Strom an bleibt, auch wenn Sie das Hotelzimmer mit der Hotelkarte verlassen: stecken Sie einfach das nächstbeste „Willkommensgruß-Kärtchen“ in das „Strom-Abstell“-Gerät. Das obige Bild zeigt eine solche Karte darin. Falls es jemand nich genauer wissen möchte, dann stelle ich ein kurzes Video hier vor, sobald ich wieder zu Hause bin.
Möchten Sie das auch in der Praxis machen?
Dann stellen Sie Ihre Praxis-Software so ein, dass automatisch die Diagnose „multiple offene Wunden“ bei der Eintragung der Ziffer „0230x“ oder die Diagnose „Ausschluss psychosomatischer Beschwerden“ bei der EBM-Ziffer „035x“ eingetragen werden.
Ähnliches lässt sich für Uhrzeitangaben der Notdienstziffern konfigurieren.
Was denken Sie? Sind wir All-Inclusive und dürfen nicht denken?
Randy Pausch: Randy Pausch Last Lecture: Achieving Your Childhood Dreams
Ich hatte schon lange vor etwas über Randy Pauschs "Last Lecture" zu posten, weil mich diese (bzw. das Video von dieser) wirklich sehr bewegt hat. Ich weiß nicht, warum ich es wieder vergessen habe – aber als ich heute mein Bücherregal durchsucht habe, ist mir Das Buch "The Last Lecture" ins Auge gefallen. Ich habe das mal als Zeichen genommen, es mir selbst noch einmal anzusehen und sowohl das Buch – als auch das Video wärmstens weiterzuempfehlen. Als kleine Erläuterung hier ein kleiner Auszug aus dem Buch:
…When Randy Pausch, a computer science professor at Carnegie Mellon, was asked to give such a lecture, he didn’t have to imagine it as his last, since he had recently been diagnosed with terminal cancer. But the lecture he gave–"Really Achieving Your Childhood Dreams"–wasn’t about dying. It was about the importance of overcoming obstacles, of enabling the dreams of others, of seizing every moment (because "time is all you have…and you may find one day that you have less than you think"). It was a summation of everything Randy had come to believe. It was about living.
Weiterführende Links:
www.spiegel.de Abschiedsvorlesung Ein todkranker Professor rührt Amerika
Quelle: youtube.com Randy Pausch Last Lecture