Ich mache eine Drei-Jahres-Untersuchung bei Mirko, die U7a. Es wird alles untersucht, auch das Genitale. Als ich gerade die Unterhose lupfe, sagt die Mutter: “Achja, da wird er übrigens in zwei Wochen beschnitten.”
Ich sehe einen komplett normalen Penis, gelöste Vorhaut, alles prima. Erstaunlich früh in diesem Alter.
Ich: “Achja, wieso?”
Mutter: “Wir wollten das so.”
Ich: “Aha. Und wer macht das?”
Mutter: “Der Urologe in dem Ärztehaus am Einkaufszentrum, Dr. Schnippel.”
Ich: “So.”
Mutter: “Jaja, der Schnippel hat auch gesagt, das muß man machen.”
Ich: “Wieso das, sieht doch ganz normal aus?”
Mutter: “Das war mal rot vor drei Wochen.”
Ich: “Das war vielleicht eine leichte Entzündung, aber jetzt ist sie weg und alles sieht gut aus.”
Mutter: “Wie auch immer. Wir wollen das so.”
Ich: “Sie wissen schon, dass eine Beschneidung in Deutschland ohne medizinische Begründung sehr kritisch gesehen wird? Oder ist das bei Ihnen aus Glaubensgründen nötig?”
Mutter: “Nö. Wir sind Christen. Wir finden das einfach schöner so.”
Ich – nachdem ich mich noch weiter über Indikationen, Risiken und die ethischen Probleme einer Zirkumzision ausgelassen habe: “Aber das müssen Sie dann wohl selbst zahlen?”
Mutter: “Nönö, das macht der Dr. Schnippel auf Krankenkassenkarte.”
Aha. Da haben wir zwei Probleme: Eltern, die ihr Kind ohne medizinischen, nicht einmal religiösen Hintergrund beschneiden lassen – und ein Arzt, der damit auch noch Geld macht. Er umgeht die rechtlichen Probleme mit dieser Abrechnung – schreibt er in seinem Befund “Phimose” (fälschlicherweise, denn das Kind hat keine Vorhautenge) und rechnet das bei der KV ab, gibt es keine Probleme. Rechnet er privat ab – muss er begründen, warum er privat abrechnet, falls es mal einen Kläger gibt.
In Deutschland ist nach der aktuellen Gesetzeslage die Beschneidung ohne medizinischen Grund zwar erlaubt, wenn sie fachgerecht durchgeführt wird, wird aber weiterhin sehr kritisch gesehen, nicht zuletzt von unserem eigenen Berufsverband