(P. Köhler) Wie die Yellow-press vermeldet, hat sich ein in Diepholzen tätiger Kollege blamiert, als er öffentlich in der "Diepholzener Mumie" ein menschliches Skelett zu sehen glaubte. Obwohl… es sah schon irgendwie anders aus als gewohnt… si tacuisses…
Tatsächlich handelte es sich um ein metallisiertes Plastikskelett, von findigen Andenkenherstellern mit Schädel und Pfeilspitze drapiert und in Baumwolle gewickelt, um das Produkt einem gutgläubigen Touristen anzudrehen.
Man fühlt sich sogleich an die große Innsbrucker Peinlichkeit erinnert; die war und ist eine Ursache für homerisches Gelächter auf radiologischen Kongressen.
Moral für mich als Feld- Wald- Wiesenradiologen: Auch wenn es einen "juckt", die scheinbar einfache Gelegenheit zu ergreifen, wo ein Patient sich nicht beschweren kann: Die fachgerechte Röntgenuntersuchung von antiken Relikten gehört in die Hand von Spezialisten, es braucht sehr viel Wissen, um steinerne Pfeilspitzen zu erkennen und das Alter von Mumien im Röntgenbild zu beurteilen.
Kollegen mit einschlägiger Erfahrung gibt es natürlich an vielen Universitäten, aber auch im Konstanzer Klinikum sind mit Andreas Beck und Tobias Thieme Paläoradiologen tätig, die regelmäßig Mumien und andere Überreste der Vergangenheit fachkundig untersuchen.
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Hoffman H, Torres WE, Ernst RD: Paleoradiology: Advanced CT in the Evaluation of Nine Egyptian Mummies. März 2002 RadioGraphics, 22, 377-385.
Andreas Beck: Original – Fälschung?: Bildgebende Verfahren bei der Diagnostik von Kunstwerken. Schnetztor-Verlag, 1990. ISBN 3870180803
Otte A, Thieme T, Beck A: Computed tomography alone reveals the secrets of ancient mummies in medical archaeology. Hell J Nucl Med. 2013 May-Aug;16(2):148-9 PMID: 24032177
Chhem RK, Brothwell DR: PaleoRadiology: Imaging Mummies and Fossils. Springer, 2. Auflage 2008. ISBN: 3540488324