Drosophilidae in disguise

Die Mutter schiebt ihre Vierjährige zu mir hin.
“So, dann schauen Sie sich mal diesen Ausschlag an.” Sie dreht sie rum, beugt den Kopf der Kleinen, so dass ich den Nacken inspizieren kann. Ich sehe ein paar Kratzstellen am Haaransatz.
“Da juckt die sich schon seit Tagen. Ich hab schon alles probiert, neues Schampoo, bissel eingeölt, nix hilft.”
Ich schaue dezent durch die restlichen Haaransätze rund um die Ohren und vorne an der Stirn.
“Ach, na, was ist das denn!” Die Mama wedelt mit beiden Händen über den Scheitel ihrer Tochter. “Diese elenden Obstfliegen machen sich aber auch überall breit.”
Ich bin schnell, schnappe mir ein und gebe ihr den Gnadenknips. Dann halt ich das zerquetschte Ding vor uns hin.
“Haben Sie solche Obstfliegen zuhause?”, frage ich.
Die Mutter zuckt mit den Schultern. “Na klar, ganz viele, die wirste ja gar nicht mehr los, wenn die mal in der Küche sind. Aber auf dem Kopf der Maya habe ich die auch noch nicht gesehen.”
Ich lächele sie freundlich an. “Wissen Sie, dass Sie jetzt unwissentlich meine Ehefrau zitiert haben?”
“Nein, wieso?”, fragt sie interessiert.
“Vorletzten Fasching hat mir meine Frau auch irgendwelche Obstfliegen in den Haaren meiner Tochter präsentiert”, sage ich.
“Zu Fasching? Da gibts doch meist gar keine, ist doch viel zu kalt…”, erwidert die Mutter.
“Richtig. Das waren auch keine, und Ihre auch nicht”, sage ich grinsend. “Das da sind Läuse.”

Merke: Läuse fliegen nicht, und Obstfliegen landen nicht auf Haaren.

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