Mitte September diesen Jahres habe ich mich zum 8. Mal aufgemacht zu einem Einsatz mit der Organisation GERMAN DOCTORS (vormals Ärzte für die Dritte Welt).
Dieses Jahr bin ich zum 5. Mal zu einem gynäkologisch/geburtshilflichen Einsatz nach Buda gereist. Buda liegt in Mindanao, was wiederum die große südliche Insel der Philippinen ist. Dort betreiben GERMAN DORCTORS seit 2005 ein kleines Krankenhaus, was zunächst in erster Linie für unter- bzw. mangelernährte kranke Kinder gedacht war. Immer wieder wurden natürlich auch stationär behandlungsbedürftige Erwachsene aufgenommen. Schon bald fanden sich immer mehr Frauen im Krankenhaus ein, um genau hier zu entbinden. Der Ruf nach Gynäkologen wurde laut und da kein einheimischer Arzt dieser Fachrichtung gefunden werden konnte (Buda ist ein kleiner Ort an einer großen Straße) gibt es jetzt einen Projektplatz für deutsche Gynäkologen/-innen.
Ich bin an einem Mittwoch nach fast 24 Stunden in Davao angekommen. Dort wurde ich mit „mayong hapong“ von dem Fahrer Rowen begrüßt. 3 Stunden später waren wir im Landesinneren 1000 m höher in Buda. Im Krankenhaus habe ich zunächst einmal die diensthabende Schicht begrüßt, von denen ich fast alle noch aus dem Vorjahr kannte. Im doctors’ house traf ich auf eine deutsche Kinderärztin und die deutsche Gynäkologin, deren Ablösung ich war. Wir machten eine Übergabe und am nächsten Tag war ich diejenige, die lief, wenn jemand zum doctor gelaufen kam oder auf dem handy anrief und sagte „delivery“ oder „you are needed in the DR“ (DR = delivery room). Am Donnerstag ging es los mit dem normalen Wochenprogramm. Wie an den anderen fünf Werktagen der Woche, fing der Arbeitstag mit der Visite an. In „meinem“ Wochenbettzimmer waren 2 Patientinnen am 2. Tag nach der Entbindung zu entlassen. Die restlichen 15 bis 25 Patienten wurden von der deutschen Kinderärztin bzw. unserem philippinischen Kollegen, in diesem Falle ein Allgemeinmediziner, betreut. Die Patienten werden in der Regel von dem Arzt betreut, der sie aufgenommen hat. Bei diesen Visiten lerne ich immer jede Menge z. B. über die Ernährung von Kwaschiokor Kindern, über die Diagnostik und Therapie von typhoid fever, dengue, Tuberkulose, Erkrankungen der Atemwege, Durchfallerkrankungen und und und…
In der Zeit der Visite werden in der OPD (out-patients-department = Ambulanz) von verschiedenen Mitarbeitern kleine Vorträge gehalten für die wartenden Patienten (tgl. 80 bis 300). Diese Schulungen behandeln oft das Thema Hygiene und werden anschaulich in Visayan, der lokalen Sprache, abgehalten. Es geht dabei sehr lebhaft zu; Zwischenfragen sind erwünscht und geben Diskussionsstoff. Gegen 9 Uhr dann geht es los: wir deutschen Ärzte haben einen Übersetzer, der die lokale Sprache in englisch übersetzt. Für mich ist eine Helferin der diensthabenden Hebamme als Übersetzerin eingeplant. In dem Projekt arbeiten 4 Hebammen, eine fünfte ist gerade nach eigener Entbindung ausgeschieden, so dass hier gesucht wird, um diese Stelle neu zu besetzen. Da ich auch alle Hebammen vom vergangenen Jahr schon kannte, war es ein freudiges Wiedersehen. An meinem ersten Arbeitstag habe ich dann in der Zeit von 9 Uhr bis 12 Uhr und nochmals von 13.30 Uhr bis 17 Uhr 25 Schwangerschaftsvorsorgen gemacht und 16 weitere Patientinnen angeschaut mit anderen, meist gynäkologischen Fragestellungen wie z.B. Wunsch nach Familienplanung, Blutungsstörungen etc.. Um 13.25 Uhr war „meine“ erste Geburt, es folgten in den ersten 7 Tagen noch 14 weitere Geburten. Gegen 17 Uhr trafen wir uns noch mal alle zur Visite, besonders um dem Diensthabenden die neu aufgenommenen Patienten zu übergeben und dann war der Arbeitstag endlich gegen 18 Uhr zu Ende. Am Wochenende findet keine OPD statt, so dass es am Wochenende auch mal schön ist, den Morgen in der philippinischen Sonne bei angenehmen Temperaturen und wunderschöner Aussicht auf die grünen Hügel um Buda auf der Terrasse des doctors’ house zu genießen. Der Montag danach ist meistens der arbeitsreichste Tag, vielleicht nicht anders als bei uns hier in Deutschland.
Wenn tagsüber oder nachts ein Mitglied des staff ruft „delivery“, dann ist das jedes Mal aufregend. Oft geht es sehr schnell und die Freude ist groß. Bei Komplikationen allerdings ist das Arbeiten ein ganz Anderes hier, denn das nächste Krankenhaus mit der Möglichkeit einer Bluttransfusion, der Überprüfung der Gerinnung und Therapie, der Möglichkeit einer Anästhesie und Sectio liegt 2 Autostunden entfernt im Süden in Davao oder im Norden 2 Autostunden nach Malaybalay oder sogar 3 Stunden nach Maramag, abhängig davon, ob die Patientin eine Krankenversicherung hat. Hat sie diese nicht, müssen wir, wenn die Patientin nördlich von Buda wohnt, in das 3 Stunden entfernte Krankenhaus fahren. GERMAN DOCTORS hat 2 Autos im Projekt mit 3 Fahrern.
Dennoch macht mir diese Arbeit sehr viel Spass. Die Menschen, so arm, haben so oft eine Freude in ihren Augen, die ich hier viel zu selten finde, können lachen und singen. Jedes Mal nach so einem Einsatz denke ich, da sollte ich es allemal schaffen, froh, dankbar und zufrieden zu sein mit meinem Leben. Und eine gute Zeit danach schaffe ich das auch, bis die Erinnerung verblasst und mich „Deutschland“ doch wieder einholt.
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